Concordia-Vorstand für mehr Fehlerkultur im Journalismus

Im Journalismus braucht es mehr Transparenz und eine Fehlerkultur. Darüber waren sich die Diskutantinnen und Diskutanten, alle im Vorstand des Presseclub Concordia vertreten, einer Podiumsdiskussion einig, bei der darüber debattiert wurde, welche Schlüsse Politik und Medien aus den bekannt gewordenen Chatprotokollen ziehen sollten. Die Politik müsse raus aus dem ORF-Stiftungsrat und für strengere Qualitätskriterien bei der Journalismusförderung sorgen, hieß es.

„Versuchen wir einen Neustart in moralischer Hinsicht“, sagte Andreas Koller, Präsident der Concordia und stellvertretender Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten“. Es sei notwendig, mehr Distanz zwischen Politik und Journalismus zu bringen. „Wir müssen uns selbst auch bei der Nase nehmen. Diese Verquickung von privaten Interessen und Zeitungsinteressen, die wir da gesehen haben, das geht einfach nicht“, so Koller. Er sprach sich außerdem für die Entpolitisierung des ORF-Stiftungsrats sowie für strengere Qualitätskriterien bei der Journalismusförderung aus.

„Den Chefredakteur, der durchregieren kann und sagt, ich bestelle mir eine Geschichte, den gibt es nicht“, betonte Dieter Bornemann, Vorsitzender des ORF-Redaktionsrats. „Um und Auf“ sei aber ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. „Wenn wir die nicht mehr haben, können wir zusperren.“ Auch er wiederholte seine Forderung nach einer Reform der ORF-Gremien. Neben der Glaubwürdigkeit seien wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie Transparenz bei Entscheidungsprozessen von Bedeutung.

Im Wechselspiel zwischen Politik und Medien habe der Marktcharakter überhandgenommen, sagte Katharina Schell, stellvertretende Chefredakteurin der Austria Presse Agentur. Sie sprach sich für eine bessere Fehlerkultur aus. „Wir haben Journalismus auf Augenhöhe zu machen“, sagte Schell.

Auch Petra Stuiber, stellvertretende Chefredakteurin des „Standard“, betonte: „Wir brauchen eine Fehlerkultur. Wir müssen auch zugeben können, wenn etwas nicht gut gelaufen ist.“ Zudem seien eine gute, unabhängige Ausbildung für Journalistinnen und Journalisten und ein Medienmarkt, in dem faire Wettbewerbsbedingungen herrschen, wichtig. Dafür brauche es unter anderem strengere Qualitätskriterien bei der Journalismusförderung, sagte auch Stuiber.

„Die Situation ist in den vergangenen zehn Jahren schlimmer geworden“, war Florian Skrabal, Chefredakteur von „Dossier“, überzeugt. Es brauche Rahmenbedingungen, innerhalb derer unabhängiger Journalismus gedeihen könne. Auch er warb dafür, Fehler einzugestehen. In den politischen Entscheidungen, wie Geld verteilt wird, brauche es mehr Transparenz. Dringend notwendig sei ein Informationsfreiheitsgesetz.

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