Teichtmeister – „Problem an sich“ medial prioritär

Dass sich Burgschauspieler Florian Teichtmeister wegen des Besitzes von Kinderpornografie vor Gericht verantworten muss, gibt nicht nur Anlass zu großer Betroffenheit, sondern auch zu zahlreichen Medienberichten. Es sei die Aufgabe der Medien, nicht nur über den Einzelfall, sondern über das Problem an sich zu berichten, stellte die Medienethikerin Larissa Krainer von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt gegenüber der APA fest.

Schon vor Bekanntwerden der Anklage kursierten Gerüchte über die Causa in einzelnen Medien, allerdings ohne den Namen des Schauspielers zu nennen. Ebenso berichteten manche Medien über Vorwürfe von häuslicher Gewalt und Drogen, obwohl Ermittlungen gegen Teichtmeister diesbezüglich fallen gelassen worden waren. Über Gerüchte zu berichten, halte sie für ein Problem, betonte Krainer, Gerüchte als Ausgangspunkt für Recherchen zu benutzen, allerdings nicht. Die Unschuldsvermutung sei jedenfalls „ein hohes rechtliches wie ethisches Gut“, hob sie hervor, dass es nicht das Mittel der Wahl sein könne, auf Basis von Gerüchten Namen zu nennen.

Gerüchte müssen sich nicht bewahrheiten. „Wir wissen, dass es fast unmöglich ist, solche Falschmeldungen wieder zu korrigieren, sie bleiben nicht nur in den Köpfen hängen, sie lassen sich auch praktisch nicht mehr aus dem Netz entfernen.“ Es sei in Situationen, die die Öffentlichkeit derart betroffen machen, besonders schwierig, dass auch Menschen, die solche Taten setzen, Anspruch auf Rechte haben, die die Gesellschaft schützen müsse, „andernfalls landen wir schnell bei Lynchjustiz.“

Dass das Netz nicht vergesse, gelte auch für die betroffenen Kinder, deren Fotos dort vermutlich noch auffindbar seien. Wenig gelesen habe sie zur Frage, was für die Kinder – „die eigentlichen Opfer“ – nun getan werde, so die Medienethikerin. Die Berichterstattung in den Qualitätsmedien habe sie allerdings als sachlich empfunden. Sowohl Experten und Expertinnen als auch handelnde Akteure wie Anwälte oder ORF-Verantwortliche seien zu Wort gekommen, dabei sei „eine gewisse Ausgewogenheit“ und die „Bezugnahme auf reale Aussagen“ zu erkennen.

„Die wichtigste Rolle der Medien besteht aus meiner Sicht hier nicht darin, den Einzelfall zu behandeln“, so Krainer. Zwar sei auch der Einzelfall von öffentlichem Interesse, jedoch sieht sie die Aufgabe der Medien auch darin, „über das Problem an sich zu berichten“. „Es gilt, die Missstände aufzugreifen, sie auch als Missstände zu behandeln und zu bezeichnen, sie zu verurteilen und nicht gleich wieder in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Auch gehe es darum, relevante Fragen anzusprechen, etwa wie man Kinder davor bewahren könne, Opfer zu werden, oder wohin sich Menschen wenden können, um nicht zu Tätern zu werden.

(Die Fragen stellte Lukas Wodicka/APA)