„Bergwelten“ auf ServusTV feiert zehnjähriges Jubiläum

Die produktivste Bergsendung im österreichischen Fernsehen feiert ihr zehnjähriges Jubiläum. Im Jänner 2012 startete ServusTV mit seiner Dokumentarreihe „Bergwelten“ und schuf damals ein Nachfolgeformat für das beliebte, vom ORF aber abgesetzte und auf Spartenkanäle verschobene „Land der Berge.“ 211 Folgen wurden seither ausgestrahlt – zunächst einmal im Monat, später einmal die Woche. Am kommenden Montag begeht die Sendung mit einer „Best-of“-Episode den runden Geburtstag.

Die Jubiläumsfolge wird dabei einen Blick hinter die Kulissen werfen: Im Mittelpunkt stehen auch jene Akteure, die sonst nicht am Schirm zu sehen sind: die Kameramänner etwa, welche die Kletterer in die Wand oder die Bergsteiger auf eisige Gipfel begleiten, oder die Kamera-Operator, die für spektakuläre Bilder vom Hubschrauber aus sorgen. Damit wird deutlich, mit welch hohem technischen und personellen Aufwand die Dokumentationen gedreht werden: 20 bis 30 Personen arbeiten laut Sender hinter den Kameras für eine „Bergwelten“-Folge mit. Dazu kommen noch die Protagonisten der Sendungen sowie Unterstützer wie Bergführer, Alpinvereine oder Tourismusverbände.

„Unser Ziel ist Qualität, eine bestimmte Quote muss nicht erreicht werden“, sagte Sendungsmacher Hans-Peter Stauber in der Vorwoche bei einem Drehtermin im Gosaukamm zur APA, wo letzte Bilder für die Jubiläumssendung entstanden. Nachsatz: „Das ist die Vorgabe unseres Chefs.“ Dietrich Mateschitz habe das Format stets gefördert, auch der Titel „Bergwelten“ gehe auf ihn zurück. „Wir wollen den Zusehern die Natur, das Abenteuer, die Berge ins Wohnzimmer transportieren – auch breiter angelegt mit Kultur, Geografie und Geschichte. Das Wichtigste sind aber die Menschen bei ihren Abenteuern in den Bergen“, betonte Stauber.

Trotz Red Bull im Hintergrund sei das Budget angespannt, sagte der Sendungsmacher. Der Aufwand für Bergsendungen sei enorm. Zehn bis zwölf Drehtage braucht es für eine Folge im Schnitt. Alpinisten und Filmteams sind oft schon vor Sonnenaufgang und noch nach Sonnenuntergang unterwegs, weil dann das Licht für Aufnahmen am besten ist. Zugleich sind die Produktionen extrem wetterabhängig – besonders im Winter. „Für schöne Ski-Aufnahmen braucht es frischen, unberührten Schnee, gleichzeitig sollte nicht zu große Lawinengefahr herrschen. Manchmal ist ein Dreh an nur wenigen Tagen im Jahr möglich“, so ein Redakteur zur APA.

Es gibt Sendungen bei ServusTV, die höhere Marktanteile und Zuseherzahlen erzielen. Das Format habe aber wesentlich zum organischen Wachstum des Senders beigetragen, erklärt Stauber. „Bergwelten“ sei mittlerweile zur Marke geworden. Die bisher erfolgreichsten Folgen fielen in die Zeit des ersten Corona-Lockdowns. Eine Episode über das Ausseerland erzielte 6,8 Prozent Marktanteil und erreichte im Schnitt 232.000 Zuseher, eine über die Bergriesen rund um den Wolfgangsee 239.000 Zuseher (6,1 Prozent Marktanteil).

Stolz ist Stauber auch auf andere Zahlen: Rund 970 Gipfel wurden in den zehn Jahren erklommen und dabei fast eine Million Höhenmeter zurückgelegt. 1 Petabyte, das sind 1.000 Terabyte, an Rohmaterial wurde gedreht. Fast zwei Jahre durchgängiges Fernsehen wäre nötig, um das gesamte Material zu sichten. Geografisch führten die Sendungen von Grönland über Island bis nach Sibirien, vom Yosemite National Park über den Mount-Kenya bis in die Antarktis. Der Schwerpunkt lag aber stets auf den Alpen. Seit Sendungsbeginn seien die Dreharbeiten auch unfallfrei erfolgt, betont Stauber. Allerdings verunglückten in dieser Zeit wichtige Wegbegleiter – David Lama und Hansjörg Auer 2019 in Kanada oder Gerfried Göschl 2012 im Karakorum.

Die heimische Profi-Alpinisten-Szene ist mittlerweile eng an „Bergwelten“ gebunden. Das Format braucht Ausnahmesportler und Bergpersönlichkeiten zum Erzählen der Geschichten. Für die Protagonisten bietet der Sender hingegen die Möglichkeit, eigene Projekte zu verwirklichen. Zudem winkt Öffentlichkeit – was gut für Sponsoren oder Vortragstätigkeit ist.

Auch bergaffine Regisseure und Kameraleute konnten sich dank „Bergwelten“ ein Standbein aufbauen. „In Österreich würde es im Fernsehen sonst keine Bergsendungen geben“, sagt etwa der Filmemacher Gerald Salmina, der immer wieder für „Bergwelten“ im Einsatz ist und der auch die Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre verfolgt hat. „Ich komme heute mit weniger Geld und besseren technischen Mitteln viel näher ran an die Protagonisten. Mit Drohnen, aber auch mit super Kameraleuten, die das genauso mitklettern und aus nächster Nähe filmen können.“ Angst, dass der Sendung einmal Ideen und Akteure ausgehen könnten, haben weder er noch der Sendungsverantwortliche. „Ich habe Geschichten bis ins Jahr 3.000 im Kopf“, sagt Stauber.

Service: 10 Jahre Bergwelten – „…hinter den Kulissen“, Montag, 24. Oktober 2022, ServusTV, 20.15 Uhr