Corona stellt Flüchtlingskrise bei Medienpräsenz in Schatten

Die Coronapandemie ist in Österreich die medial präsenteste Krise der vergangenen 15 Jahre. Das ergab eine Auswertung der APA-Comm, die die Zahl der Berichte über die Finanz-, Flüchtlings- und Coronakrise verglichen hat. Seit Jänner wurden in österreichischen Tageszeitungen demnach über 77.000 Beträge zu Covid-19 veröffentlicht.

Untersucht wurde der Zeitraum von fünf Monaten rund um den jeweiligen Höhepunkt der Krisen. Zur Flüchtlingskrise 2015 wurden damals knapp 37.000 Artikel veröffentlicht. Bei der Finanzkrise 2008 waren es nur rund 14.000 Berichte.

Am 27. März 2020, dem Tag mit dem bisher höchsten Output, zählte APA-Comm ganze 1.155 Beiträge zur Coronakrise. In dieser zweiten Lockdown-Woche druckten die österreichischen Tageszeitungen insgesamt 6.804 Artikel rund um die Pandemie. Zum Vergleich: Am Höhepunkt der Finanzkrise 2008, in der Woche der Lehman-Pleite, behandelten nur rund 1.353 Beiträge die damalige Krise.

Die Meldungsmenge wuchs laut der Analyse in drei Schritten: Als sich die Coronakrise noch hauptsächlich auf China beschränkte, verbuchte sie höchstens 750 Beiträge pro Woche. Mit dem Ausbruch in Norditalien verdreifachte sich das Meldungsaufkommen auf über 2.400 Beiträge – ein Wochenwert, der mit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise aus 2015 vergleichbar ist. Sobald die ersten Fälle in Österreich bekannt wurden, stiegen die Beiträge erneut um ein Vielfaches: So wurden in den ersten beiden Wochen des Lockdowns mehr Artikel zur aktuellen Krise veröffentlicht als in fünf Monaten Finanzkrise zusammen.

Seit Ende März ist ein leichter Rückgang der Berichterstattung zu erkennen. Der Output habe sich aber auf einem hohen Niveau stabilisiert, das Abflauen der Berichterstattung falle im Vergleich zu vergangenen Krisen merklich schwächer aus, stellte Manuel Kerzner, Medienanalyst bei APA-Comm, fest.