Presserat verurteilt „alles roger?“ für Artikel über Soros

Der Presserat hat das Magazin „alles roger?“ für einen Artikel über den ungarischstämmigen US-Milliardär George Soros verurteilt. Der Text verstoße in mehreren Punkten gegen den Ehrenkodex für die Österreichische Presse und arbeite mit „Verzerrungen und Unwahrheiten“, hieß es am Freitag. Das Magazin lehnte es in einer Stellungnahme ab, diese Entscheidung anzuerkennen.

„George Soros – Das Österreich-Netzwerk des Mega-Spekulanten“ war der Titel des Texts, erschienen am 1. Mai 2018. Soros werde darin als „Paradebeispiel eines ‚gierigen Hedgefondsmanagers'“ und „nicht nur Liebkind mächtiger Kreise wie der Rothschilds, sondern auch der linken Szene“, bezeichnet, schrieb der Presserat. Zudem werde der Eindruck erweckt, dass Soros Einfluss auf österreichische Medien und Organisationen habe. Eine Leserin beschwerte sich beim Presserat über den Artikel.

Senat 1 hielt in einer umfangreichen Begründung zusammenfassend fest, „dass der Verfasser mit Verzerrungen und Unwahrheiten arbeitete und oftmals nicht ausreichend recherchierte“. Der Artikel verstoße „über weite Strecken“ gegen den Punkt 2.1 des Ehrenkodex, wonach Gewissenhaftigkeit und Korrektheit in Recherche und Wiedergabe von Informationen oberste Verpflichtung von Journalisten sind. Die Quellen, die von „alles roger?“ im Verfahren vorgelegt wurden, bewertete der Presserat als wenig glaubwürdig. Er stellte zudem „an mehreren Stellen antisemitische Untertöne“ fest. Und „die auf Verschwörungstheorien fußende Aussage“ dass „Soros und andere Superreiche an der völligen Vermischung der Völker arbeiten“, bewertete der Senat als diskriminierend gegenüber Migranten und verwies dabei auf Punkt 7 des Ehrenkodex.

„alles roger?“ bezeichnete diese Entscheidung in einer Reaktion als „fragwürdiges Urteil“ und kritisierte die „nicht nachvollziehbaren, teils falschen und teils merkwürdigen Interpretationen des Presserats“. Man werden den Presserat auch weiterhin nicht anerkennten, wurde in einer Aussendung betont.