Puls 24-Chefredakteur: „Newslage macht es schwieriger“
Ein neues Studio, eine Kooperation mit CNN und Doppelmoderation am Vormittag: Der Nachrichtensender Puls 24 verpasst sich rund zweieinhalb Jahre nach seiner Inbetriebnahme so manche Neuerung. Was die Überlegungen hinter der „Newsoffensive“ sind, wie die Entwicklung des jungen Privatsenders einzuschätzen ist und welcher journalistischen Idee man sich verpflichtet fühlt, erklärte Puls 24-Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner im Gespräch mit der APA.
Mit Klimawandel, Corona-Pandemie, innenpolitischen Turbulenzen und nun auch noch dem Ukraine-Krieg hat Puls 24 seit Start allerhand zu tun. Laut Kaltenbrunner ist das aber für den Nachrichtensender aus der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe nicht zwangsläufig optimal: „Die Nachrichtenlage gibt alles her, was es aber für einen jungen Sender wie Puls 24 schwieriger macht: Passiert etwas Epochales, nutzen Menschen gewohnte Kanäle.“ Dennoch sei es gelungen, eine neue „Newsmarke mit Mehrwert“ zu schaffe, die bisher in Österreich gefehlt habe.
Die dahinterstehende Idee sei dabei relativ einfach: „Wir machen erklärenden Journalismus, aber nicht von oben herab. Wir versuchen, den Leuten Informationen so mitzugeben, dass sie zuhause vorm Fernseher Zusammenhänge verstehen und sich selbst eine Meinung bilden können. Wir sind ein liberal-global denkendes Unternehmen, wir haben keine Tendenz nach links oder rechts und versuchen beide Seiten zu beleuchten. Das klingt wie das Einmaleins des Journalismus, im Unterschied zu vielen anderen, ziehen wir das aber durch.“
Insgesamt produziere der Nachrichtensender „Public Value in Reinkultur“, meinte der ehemalige „Datum“-, „Addendum“- und „Kurier“-Online-Chefredakteur. Den Marktführer ORF beobachte man zwar, orientiere sich aber eher an amerikanischen Networks, wenngleich man lieber auf sich selbst schaue.
Puls 24 erreichte laut Teletestdaten im März 0,8 Prozent (12+) bzw. 1,0 Prozent (12-49) Marktanteil. „Wir sind hinsichtlich Akzeptanz und Quotenentwicklung weit über dem, was wir uns anfangs erwartet haben“, so Kaltenbrunner zur Reichweite. Natürlich wolle man weiter wachsen. „Aber wichtig ist nicht nur, was der Teletest zeigt, sondern, dass wir inhaltlich relevant bleiben und uns ständig verbessern.“
Für eine technische Verbesserung soll das neue Studio in St. Marx im dritten Wiener Gemeindebezirk sorgen. Es ist mit vier für die Regie bedienbaren Kameras – darunter ein schienengebundener Kameraroboter – und einer großen Video-Wall mit besserer Möglichkeit zur grafischen Aufbereitung von Inhalten ausgestattet. Darin wird ab sofort etwa „Puls 24 Newsroom Live“ aufgezeichnet, wobei die Nachrichtensendung auch einen neuen Sendeplatz erhält. Sie wird auf 19.55 Uhr vorgezogen. „Es gibt schlicht den Bedarf um kurz vor 20 Uhr nach einer intensiven und qualitativ hochwertigen 20-minütigen Newssendung“, meinte Kaltenbrunner dazu.
Neu ist auch eine Partnerschaft mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNN. „Wir können gezielt Inhalte von CNN übernehmen und haben damit die Möglichkeit, globale Zusammenhänge besser darzustellen“, erklärte der Puls 24-Chefredakteur. Mit einer in Kürze startenden Doppelmoderation von René Ach und Bianca Ambros am Vormittag wolle man der dort angesiedelten Sendestrecke wiederum „mehr Tiefe und Schärfe“ verleihen.
„Wirklich schwierig“ sei die Situation im Onlinebereich. „Alle Newsportale in Österreich kochen mehr oder weniger einen Einheitsbrei mit vielen identischen Inhalten. Wir durchbrechen das und setzen vorrangig auf Eigencontent und destillieren unter anderem aus unseren ca. 15 täglich geführten TV-Interviews eigene Geschichten“, meinte der gebürtige Oberösterreicher. Mehr Freiheiten im Digitalbereich wünscht sich der ORF. Derzeit wird mit privaten Marktteilnehmern dazu verhandelt. Kaltenbrunner will sich diesbezüglich nicht ins Geschehen einmischen, hielt aber fest: „Österreichische Medienhäuser würden gut daran tun, stärker zu kooperieren. Nur so kann der heimische Medienmarkt langfristig überleben.“ Eine Zusammenarbeit mit dem ORF hat die P7S1P4-Gruppe erst unlängst verkündet. So veranstaltet man das 4Gamechangers-Festival Ende Juni heuer erstmals gemeinsam.
Und was bringt die Zukunft für Puls 24? „Wir sind dabei einige Formate neu zu entwickeln und die Redaktion strukturell ständig weiterzuentwickeln“, verriet der Chefredakteur. Ein Abflauen des nachrichtenrelevanten Geschehens fürchtet er nicht: „Wir haben die vergangenen drei Jahre immer wieder geglaubt, dass sich die Nachrichtenlage beruhigt, aber das Gegenteil ist eingetreten. Ich mache mir daher keine Sorgen, dass Newsportale zu wenig zu tun bekommen, um zum Beispiel die langfristigen Auswirkungen der Pandemie und des Krieges unserem Publikum seriös und verständlich aufzubereiten.“