Umfrage: Digitalisierung wichtiger als Klimawandel

Geht es nach Österreichs Managern, ist die größte Herausforderung für die Infrastruktur des Landes nicht der Klimawandel, sondern die Digitalisierung, geht aus einer Umfrage hervor, die für den „Österreichischen Infrastrukturreport 2020“ der Initiative Future Business Austria (FBA) durchgeführt wurde. Insbesondere der 5G-Ausbau wird als Schlüsselfaktor angesehen.

An der vom Meinungsforscher Peter Hajek durchgeführten Umfrage nahmen 240 Vorstände und Geschäftsführer von österreichischen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern teil. 52 Prozent nannten den digitalen Wandeln als entscheidend, 33 Prozent den Klimawandel und nur 13 Prozent den demografischen Wandel. „Die standortpolitischen Erwartungen an die neue Bundesregierung sind damit klar“, sagte FBA-Initiator und Studienautor David Ungar-Klein zur APA.

„Gibt es zu wenige Investitionen in Breitband und Digitalisierung, gehen 80 Prozent der Befragten davon aus, dass der Wirtschaftsstandort Österreich zurückbleibt“, sagte Ungar-Klein. „Das können und dürfen wir uns nicht leisten – gerade angesichts der abgeschwächten Konjunktur.“

Die Produktivität von Österreichs Wirtschaft könnte mit einer erstklassigen digitalen Infrastruktur, bei der die 5G-Technologie eine Schlüsselrolle spielt, deutlich gesteigert werden – um durchschnittlich 15,2 Prozent oder 58,7 Mrd. Euro, zeigt eine Modellrechnung für den Österreichischen Infrastrukturreport, der heute (Montag) im Novomatic Forum in Wien präsentiert wird.

„Stellt man diese Produktivitätssteigerung in Relation zu den Kosten 5G-Ausbaus in Österreich in der kolportierten Höhe von rund 10 Mrd. Euro, wird deutlich, wie wichtig diese Investitionen für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts sind“, sagte Ungar-Klein. „Damit sollte auch für die nächste Bundesregierung klar sein: Gerade in konjunkturell fordernden Zeiten sind Investitionen in die digitale Infrastruktur Österreichs bestens investiert: Ein investierter Euro bringt sechs Euro Wertschöpfung“, resümiert Bernhard Felderer, volkswirtschaftlicher Experte des Infrastrukturreports.

Für Verkehrsminister Andreas Reichhardt ist eine flächendeckende Verfügbarkeit von Gigabit-Anbindungen und 5G „ein durchaus ambitioniertes, jedoch relevantes Ziel“. Als digitalem Frontrunner könnte es „Österreich durchaus gelingen, bereits abgewanderte Unternehmen wieder an den ursprünglichen Standort zurück zu bringen. Wir müssen aufhören, Digitalisierung als Gefahr zu sehen und stattdessen viel mehr die mit sich bringenden Chancen nutzen“, so der Minister.

Die nächste Regierung müsse „5G als Top-Priorität behandeln“, fordert Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT). Dabei müsse der Ausbau technologieneutral und bedarfsorientiert vorangetrieben werden, Frequenzauktionen dürften nicht mit dem Ziel einer Erlösmaximierung durchgeführt werden. Besonders für KMU in dezentralen Lagen sei eine rasche 5G-Anbindung notwendig. Beim Glasfaser-Ausbau müsse der Staat aktiv werden, „das ist keine Geschichte, die nur privat gemacht werden kann“, so Harl zur APA.

Mindestens ebenso wichtig sei aber der Bereich der Aus- und Weiterbildung, betonte Harl. Digitale Bildung sollte als verbindlicher Gegenstand über alle Bildungsstufen eingeführt werden. „Wir müssen bei den digitalen Kompetenzen in der EU eine Spitzenstellung einnehmen.“