Wie KI die (Medien)welt verändert
Nachbericht zum i2s Future Lab an der FH St. Pölten
Chat GPT, Siri & Co. prägen und verändern unsere Welt stetig – jedoch nicht nur positiv: Die Verbreitung von Fake News erhält durch KI-Anwendungen eine völlig neue Dimension und stellt neue Anforderungen an die journalistische Qualitätssicherung. Beim vierten i2s Future Lab an der FH St. Pölten diskutierten Expert*innen aus Medien und Wissenschaft über die neuen Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung für „trusted content“.
KI-Anwendungen halten immer stärker Einzug in unser tägliches Leben. Sie können Menschen von Routinetätigkeiten entlasten oder sie in ihrer Kreativität unterstützen – bergen aber auch Risiken: Täuschend echt aussehende Bilder werden mit wenigen Handgriffen generiert, Texte automatisiert erstellt und von Bots auf Social Media verbreitet. Die Auswirkungen von KI auf die Medienwelt standen kürzlich im Fokus des vierten i2s Future Lab, zu dem das Institute for Innovation Systems (i2s) und das Center for Artificial Intelligence der Fachhochschule St. Pölten einluden.
Kernaufgabe: Filterung von Falschinformationen
„Ein verantwortungsvoller Umgang mit Informationen wird immer wichtiger – nicht zuletzt für Nachrichtenagenturen, deren Kernaufgabe seit jeher in der Filterung von Falschinformation und der Bewahrung von Faktentreue liegt. Doch selbst diese sehen sich durch neue Technologien und journalistische Praktiken vor neue Herausforderungen und Chancen gestellt“, erklärt Tassilo Pellegrini, Co-Leiter des Institute for Innovation Systems der FH St. Pölten, der die Diskussion moderierte.
Nachrichtenagenturen der Zukunft
APA-Geschäftsführer Clemens Pig stellte sein kürzlich erschienenes Buch „Democracy Dies in Darkness“ vor, in dem er sich mit der Zukunft der Nachrichten beschäftigt. Er skizzierte die Informationsgesellschaft von morgen und gewährte Einblicke in seine Vision einer „European NewsTech Alliance“, in der zuverlässige Informationen in Form von „trusted content“ den Nährstoff für vertrauenswürdige KI-Anwendungen liefern.
„Und diese Vision nimmt bereits Gestalt an: Die elf unabhängigen europäischen Nachrichtenagenturen spielen ihre Inhalte bereits jetzt in eine geschützte, sichere Plattform und trainieren auf dieser Künstliche Intelligenz“, so Pig.
Verdrängung des Qualitätsjournalismus
Media-Governance-Experte Florian Saurwein von der Universität Zürich sieht vor allem in der Unterwanderung des Qualitätsjournalismus durch Social Media, alternative Distributionskanäle und fehlende Qualitätssicherungsmaßnahmen eine Gefahr. „Mit sinkenden Hürden für die Veröffentlichung von Information steigen auch Risiken durch die Verbreitung von Desinformation, Billigcontent und Skandalisierung. Mit dem Qualitätsjournalismus steht gerade eine Institution unter zunehmendem wirtschaftlichem Druck, die eigentlich ein Korrektiv sein sollte“, so Saurwein.
Fact Checking gewinnt an Bedeutung
Während seit jeher die Aufgabe des Journalismus darin bestand, Behauptungen mehrfach auf ihren Wahrheits- und Faktengehalt zu überprüfen, so erhalten diese Methoden unter den aktuellen Bedingungen noch größere Bedeutung. Doch die Technologie kann hier nur bedingt entlasten, zumal Faktentreue trotz Digitalisierung nach wie vor stark manuell geprägt ist. „Krisen und Unsicherheiten, die beispielsweise mit dem Klimawandel einhergehen, bieten einen hervorragenden Nährboden für Desinformationskampagnen. Es ist an der Zeit, dass Medienhäuser, die Wissenschaft und Regulierungsbehörden gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um mit dem rasanten Fortschreiten neuer Technologien bei der Produktion von Fake News mithalten zu können“, so Valerie Schmid, Journalistin vom APA-Faktencheck.
Über das i2s Future Lab
Das i2s Future Lab des Institute for Innovation Systems (i2s) der FH St. Pölten versteht sich als Netzwerk- und Diskussionsplattform für Expert*innen und Opinion Leaders – an der Schnittstelle zwischen Ökologisierung und Digitalisierung. i2s Future Lab (fhstp.ac.at)