Red Bull-Verlag baut Line-Extensions aus und wälzt Ideen
Das Red-Bull-Verlagshaus sondiert Themen für weitere Magazin-Produkte und weitet zudem die Line-Extensions für bestehende Marken aus. Das kündigt Andreas Kornhofer, Geschäftsführer des Red Bull Media House Publishing, im APA-Interview an. Neuestes Projekt ist „The Red Bulletin Heroes“: monothematische Hefte „von und mit Menschen abseits des Alltäglichen“. Den Auftakt macht Marcel Hirscher.
In einer Auflage von 100.000 Stück erscheint das Magazin am 21. November, bei dem Hirscher „als Herausgeber und Blattmacher geholfen und uns mit seinem Perfektionismus vor die eine oder andere Herausforderung gestellt hat. Er hat nicht einfach sein Gesicht hergegeben, sondern das Magazin von der Schriftart bis zur Themenauswahl maßgeblich mitgestaltet.“ Die erste Ausgabe sei eine „Blaupause“ für weitere „Heroes“-Ausgaben, sagt Kornhofer, „mit anderen Protagonisten, nicht nur Sportlern, sondern generell spannenden Menschen mit Ecken und Kanten“.
Line-Extensions gibt es auch für andere bestehende Magazinmarken, allen voran des Flaggschiffs „Servus in Stadt & Land“. Kommendes Jahr erhalten Abonnenten etwa zwei Wein-Specials, die Städte-Ausgaben werden um eine über Triest ergänzt.
Komplett neue Projekte prüft man, wenn auch ohne Zeitdruck. Die Strategie: „Wir suchen uns ein ’spitzes‘ Thema und versuchen, es breit zu interpretieren.“ Welche Themen man potenziell definiert hat? „Einige“, lässt sich Kornhofer noch nicht in die Karten blicken. „Wir haben schon die eine oder andere Idee. Man muss hinausgehen, die Leute und Trends beobachten. Dann merkt man, es gibt einige sehr große Themen.“ Denn die „Community“ sei entscheidend für die Entwicklung einer Marke ebenso wie eine klare Positionierung: „Heutzutage über General Interest nachzudenken, ist eher nicht so schlau.“
Mit der Marke „Servus in Stadt & Land“, die Kornhofer 2010 als Chefredakteur maßgeblich mitentwickelte, hat man den Nerv der Zeit getroffen. „Dass der Titel so stark gewachsen ist, hat uns selber ein bisschen überrumpelt“, blickt er zurück. Das Erfolgsrezept: „Orientierung im Globalen Dorf, wo es keine Ortsnamen gibt, die ein gewisses Vertrauen schaffen. Ich glaube, es gibt eine tiefe Sehnsucht nach Regionalität“, und man biete einen Heimatbegriff, der „sehr modern, sehr offen“ sei.
Zahlen nennt Kornhofer nicht, alles andere wäre auch überraschend im höchst diskreten Red Bull-Konzern. Das Flaggschiff „Servus“ ist „wirtschaftlich erfolgreich“. „Bergwelten“ sei mit dem Magazin und dem Digitalauftritt auf einem ausgezeichneten Weg, „Terra Mater“ mache man auch mit „einem idealistischen Hintergrund: Wir wollen mit diesem Magazin auch Gutes tun, zeigen, wie schön unser Planet ist und wie wichtig es ist, ihn zu schützen.“ Denn neben den klaren „wirtschaftlichen Benchmarks“ verfolge man auch „ideelle“: „Wir sagen: Wir glauben an die Marke ‚Terra Mater‘ und geben ihr auch die Zeit, die sie braucht.“
Dass mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz ein gelinde gesagt finanzstarker Eigentümer im Hintergrund seht, sei „kein Luxus“, meint Kornhofer auf eine entsprechende Frage: „Natürlich haben wir die Möglichkeit, zu investieren, aber mit dem ganz klaren Ziel, mit unseren Magazinen auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wir machen das nicht aus Selbstzweck.“
Wer mit Print erfolgreich sein will, müsse aber vor allem in Qualität investieren, ist Kornhofers Credo. „Die Print-Branche ist die einzige Branche der Welt, die sich selber schwach redet – man könnte auch sagen: Ins Koma jammert.“ Dabei habe Print „einen absolut neuen Wert“, ist er überzeugt. Aber: „Verkaufen kann ich nur, was in jeder Hinsicht außergewöhnlich ist. Wenn ich heutzutage schon Papier bedrucke, dann mit Dingen, die sonst in dieser Form nirgends zu bekommen sind. Wenn ich heute schreibe, was gestern war, brauche ich mich nicht zu wundern, dass ich morgen tot bin.“