Die Halbzeit 2018 ist um. Das zweite Unternehmensquartalsergebnis wird allerorts studiert und analysiert. Was waren die Ziele? Wie lautete die Strategie? Was wurde erreicht? Werbefachleute, Kommunikations-, Medien- und Salesmanager der österreichischen KMU (99,7 %) und Großunternehmen (0,3 %) haben in diesen Tagen viel zu tun.
Eifrig werden die Ergebnisse der aktuellen Strategie studiert, analysiert und diskutiert. Jede einzelne der eingesetzten Werbemaßnahmen wird unter die Lupe genommen und auf Effizienz und Sinnhaftigkeit hin überprüft. Eine jährliche Pflichtübung und ein seit vielen Jahren geübter Prozess. Aber dennoch, irgendetwas ist anders geworden.
Ratio schlägt Emotion
Als langjähriger externer Leiter derartiger Workshops und geschulter sowie praxiserfahrener Beobachter stellte ich in den letzten Jahren zunehmend fest, dass emotionale Diskussionen rationalen Betrachtungen und Analysen von Fakten weichen mussten. Das ausgedehnte Plädoyer einzelner Manager, mit dem Ziel, die Kollegenschaft von nicht durch Fakten belegbare Ansätzen zu überzeugen, gehört fast schon der Vergangenheit an. Die klare Forderung nach Struktur und Strategie innerhalb der Quartalsmeetings ist allgegenwärtig. Lange und substanzlose Reden werden mit Missachtung bestraft. Die gute alte Hackordnung, auf deren Basis beliebig Ohrfeigen nach dem Motto „Nehmen Sie das jetzt nicht persönlich, aber …“ verteilt werden konnten, hat in vielen Unternehmen ausgedient. Alpha- und Machogehabe scheinen immer häufiger einer harmonischen und konstruktiven Arbeitsweise zu weichen. Was ist geschehen? Kann es sein, dass die Einsicht, Erfolge nicht erzwingen zu können, um sich greift? Und kann es sein, dass die Vernunft die teils animalische Begierde, sein Umfeld zu domptieren, nach und nach besiegt?
Wie heißt es so schön: „Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an“, oder positiv formuliert: „Alles Positive geht von einem Lächeln aus!“ Ich persönlich bin nach mehr als 25 Jahren Beraterpraxis davon überzeugt, dass immer mehr Manager und Experten auf sinnloses Machtgehabe verzichten. Zweifellos hat dies mit dem nahezu uneingeschränkten Zugang zu Wissen in Form von Fakten und der Möglichkeit, sich zu vernetzen, zu tun. Eine neue Form der Führung, die sich ganz klar von althergebrachten Machtstrukturen abhebt. Nicht mehr „Macht meiner Position“ ist es mir erlaubt, Dinge zu behaupten und Fakten zu verdrehen und zu wenden, wie es mir passt. „Wissen ist Macht“ lautet die Devise. Und wertvoll ist, wer über handfeste Fakten aus seriösen Quellen verfügt.
Es macht Mut und stärkt das Vertrauen in die Zukunft, wenn wir als Manager und Experten auf eine derartige Basis bei der Kommunikation setzen dürfen. Ein Fundament, auf dem nicht nur das Vertrauen in den eigenen Verstand, sondern vor allem die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, eine völlig neue Bedeutung für zukünftige Marketingstrategien annehmen darf. Aber Achtung! Wie immer hat die Medaille zwei Seiten, denn es ist die neue Zeit, auch für viele Hardliner eine völlig neue Herausforderung, die es gemeinsam zu bewältigen gilt.
Ich wünsche Ihnen allen einen energievollen und erholsamen Sommer.
Ihr Otto Koller