„Intensive Wahrnehmung“ & „Hohe Nutzung“
Die Österreichische Auflagenkontrolle ist ein wichtiger Gradmesser für Macht und Möglichkeiten der Tageszeitungen. Der MedienManager fragte nach, was werbetreibende Unternehmen von den täglich erscheinenden Blättern haben.
MedienManager: Was haben werbetreibende Unternehmen heutzutage von einer Tageszeitung?
Gerold Riedmann, Russmedia: Das, was Performancemarketing eben nicht schafft: eine Marke aufzubauen, wiederkehrend einen Werbedruck herzustellen – und das bei Kaufzeitungen in einem Umfeld, das von Vertrauen geprägt ist. Natürlich spüren die Werbetreibenden das Ergebnis. Die Rabatt-Kleber, die der Handel für sich entdeckt hat, wären ohne Zeitungsverteilung nur schwer so schnell in die Breite zu bringen.
Gino Cuturi, Oberösterreichische Nachrichten: Ich glaube, das redaktionelle Umfeld bietet die Möglichkeiten, konzentrierter auf Inhalte einzugehen und dementsprechend auch auf Werbebotschaften. Wir sehen Werbung auch als Informationsquelle – nicht umsonst wirbt der Einzelhandel sehr stark und vor allem auch aktionsspezifisch sehr gerne in der Tageszeitung.
Maximilian Dasch, Salzburger Nachrichten: Kauftageszeitungen bestechen durch ihre einzigartigen Lesergemeinschaften, welche Werbetreibende exklusiv Tag für Tag mit ihrer Botschaft erreichen können. Produktmarken können durch die verschiedenen Anzeigenformate und Sonderwerbeformen von Tageszeitungen inszeniert und eingeführt werden.
Monika Fuhrheer, MediaPrint: Mit einer Tagesreichweite von 63,3 % liefern Tageszeitungen einen schnellen Reichweitenaufbau und decken interessante Zielgruppen ab. Im Mediamix sorgen Tageszeitungen für Effizienzsteigerung und Verbesserung der Zielgruppenqualität.
Gerald Grünberger, Verband Österreichischer Zeitungen: Die Vorteile und der Nutzen von Printwerbung sind unverändert positiv. Werbung in Zeitungen und Magazinen hat einen hohen Aufmerksamkeitsgrad, weil Print kein Begleitmedium ist. Die Nutzung erfordert ein Mindestmaß an Konzentration, und die Werbung lässt sich auch nicht ausblenden, der Sichtkontakt ist somit garantiert.
Hermann Petz, Moserholding: Simple Fakten sprechen – z. B. bei der Tiroler Tageszeitung – für sich. Insbesondere die Kombination Print/Online macht das Angebot für Werbereibende unschlagbar. Den Erfolg als Werbemedium bestätigen auch immer wieder regelmäßig durchgeführte Marktstudien.
Thomas Spann, Kleine Zeitung: Gerade abonnierten Zeitungen wird sowohl eine intensive Wahrnehmung in der Nutzung als auch hohe Glaubwürdigkeit zugesprochen. Sie geben Menschen Orientierung und bieten der Werbewirtschaft die perfekte Grundlage für wirksame Kampagnen. Das gilt auch für die digitalen Kanäle von Medienmarken, auf denen Werbebotschaften in „brandsafen“ Umfeldern hohe Reichweiten erzielen.
MedienManager: Der Mediaserver wird ja gerade einer Rundum-Erneuerung unterzogen … wie hilfreich ist diese gattungsübergreifende Währung für „Anzeigenkunden“?
Gerold Riedmann, Russmedia: Für unsere Produkte erhebt die GfK schon seit Jahren Markenreichweiten über unterschiedliche Mediengattungen hinweg. Ich erwarte mir durch einen neuen Mediaserver wenig neue Erkenntnisse.
Gino Cuturi, Oberösterreichische Nachrichten: Nachdem der Mediaserver meinen Informationen zufolge Print nicht mehr berücksichtigt, kann man nicht von gattungsübergreifend sprechen.
Maximilian Dasch, Salzburger Nachrichten: Hierzu liegen mir noch keine detaillierten Informationen vor, eine seriöse Einschätzung des neuen Mediaservers ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.
Monika Fuhrheer, MediaPrint: Für die strategische Mediaplanung ist ein Single-Source-Ansatz grundsätzlich zu begrüssen. Offen ist allerdings nach wie vor die Berücksichtigung des unterschiedlichen Mediennutzungsverhaltens. Die Einbindung von Social Media im Mediaserver neu wird für Anzeigenkunden hilfreiche Informationen zur Beurteilung des Kanals liefern.
Gerald Grünberger, Verband Österreichischer Zeitungen: Das Interesse, eine gattungsübergreifende Währung zu schaffen, ist nachvollziehbar. Ob allerdings schlussendlich die Methodik wirklich alle Mediengattungen gleichermaßen behandelt bzw. behandeln kann oder nur die Interessen der Auftraggeber widerspiegelt, bleibt abzuwarten.
Hermann Petz, Moserholding: Sollte mit dem neuen Mediaserver erstmals ein Instrument zur objektiven Vergleichbarkeit aller Mediengattungen geschaffen werden, so ist das sicherlich hilfreich.
Thomas Spann, Kleine Zeitung: So, wie sich das Medien-Nutzungsverhalten permanent verändert, müssen sich auch Medien, Mediaplanung und Messung ändern. Jedes Instrument, das es Anzeigenkunden ermöglicht, crossmediale Kampagnen umzusetzen und zu messen, bewerte ich positiv.
MedienManager: Tageszeitungen wird es in zehn Jahren noch geben, weil …
Gerold Riedmann, Russmedia: Mir geht es ja vorwiegend darum, die Region mit unserem Journalismus vernetzen zu können – und da bin ich äußerst zuversichtlich. Egal, ob wir die Menschen digital oder auf gedrucktem Papier erreichen, es kommt auf die Relevanz unserer Inhalte an. Digitale Abonnement- Modelle aus weiter entwickelten Nachrichten-Märkten, wie Norwegen, zeigen eine mögliche Richtung vor.
Gino Cuturi, Oberösterreichische Nachrichten: … oberflächliche Information nicht dem Informationsbedürfnis vieler Menschen entspricht, der Service von Redaktion bis Zustellung gut angenommen wird, schnelle Information nicht immer alles abdeckt, Österreich ein Tageszeitungsleserland ist, am Breitbandausbau noch mindestens zehn Jahre gearbeitet werden wird.
Maximilian Dasch, Salzburger Nachrichten: … das Konzept einer Tageszeitung einzigartig ist. Die Gewichtung von redaktionellen Inhalten nach Relevanz, die übersichtliche Darstellung der gesamten Nachrichtenlage kombiniert mit Kommentaren, Erklärungen und Hintergrundberichten sowie der bewusste Gegenpol des Mediums Print zur schnelllebigen und getriebenen digitalen Kommunikationswelt stimmen mich sehr positiv.
Monika Fuhrheer, MediaPrint: … Tageszeitungen auf allen Kanälen – Print, Digital und Mobil – verlässliche Informationen, Orientierung und Qualität bieten.
Gerald Grünberger, Verband Österreichischer Zeitungen: … das Bedürfnis nach qualitativer, gut recherchierter Information mit Tiefgang und Analysekraft weiterhin gegeben sein wird und die Basis für jeglichen gesellschaftlichen Diskurs darstellt.
Hermann Petz, Moserholding: … Totgesagte länger leben.
Thomas Spann, Kleine Zeitung: In Zeiten von Hasspostings und Fake News gewinnt redaktionelle Arbeit zunehmend an Bedeutung. Qualitätsmedien erfüllen einen gesellschaftspolitischen Auftrag und sind die glaubwürdigste Plattform, um mit Lesern und Kunden zu kommunizieren. Darüber hinaus gibt es eine begeisterte und treue Leserschaft, die bereit ist, für diese Funktion zu bezahlen.