Networking als Profession

© MedienManager
Ralph Vallon mit Otto Koller

Im Interview mit dem MedienManager spricht Ralph Vallon darüber, wie Networking at its best funktioniert, welche Rolle dabei der Club Cuvée spielt und was die richtige Mischung ausmacht.

MedienManager: Herr Vallon, Sie sind eines der Gründungsmitglieder des Club Cuvée, dessen Kern ja das Networking ist. Was steht dabei im Mittelpunkt?

Ralph Vallon: Es geht darum, die richtigen Leute zu treffen, sich auszutauschen, Informationen mitzunehmen und gute, belastbare Kontakte zu knüpfen. Es gilt immer noch, was ich in einem Wirtschaftsblatt-Interview vor zehn Jahren gesagt habe: Networking at its best heißt, bei einer Veranstaltung einen sehr guten Kontakt mitzunehmen, der auch eine echte Geschäftsanbahnung ermöglicht, zwei weitere interessante Kontakte zu machen und mit guten Informationen nach Hause zu gehen. Emotional stark aufgeladene Atmosphären können da unterstützen, aber auch die eigene Performance.

MedienManager: Was verstehen Sie unter der richtigen eigenen Performance?

Vallon: Gut drauf sein, wenn möglich, gut vorbereitet sein, Small Talk zu beherrschen und ganz einfach sich auf sein Gegenüber einzustellen. Kurz: sich auf die Ebene seines Gesprächspartners zu begeben, inhaltlich, aktuell und am besten zusätzlich emotional. Es geht in weiterer Folge um Vertrauen – dieses herzustellen ist entscheidend für weitere Erfolge, beispielsweise in der Akquisition.

MedienManager: Was ist das ideale Gesprächsthema?

Vallon: Das, was uns gemeinsam nützt. Niemand hat Zeit, sich einfach nur auszutauschen. Ist das nicht gegeben, wird das Gespräch zur Sackgasse und bedeutet letztendlich das Aus. „Ich geb dir etwas“ impliziert, dass du mir etwas zurückgibst. Ein normaler Vorgang, wo man am besten immer wieder sagen kann: „Da hab ich etwas gut, dort kann ich auch noch einmal nachhaken.“

MedienManager: Networken ist also Profession?

Vallon: Sagen wir so: Professionelles Networking ist eine wichtige Aufgabe eines jeden guten Geschäftsführers, Managers, der ja auch mitunter der erste Verkäufer sein muss. Das heißt, es ist notwendig, die richtigen Veranstaltungen mit den entscheidenden Personen aufzusuchen, um dort aktiv zu werden. Das bedeutet, sich nach und nach sein Netzwerk aufzubauen und immer wiederkehrend die Entscheider und Entscheidungsvorbereiter zu treffen. Nachhaltigkeit ist dabei wichtig, und letztendlich geht gutes Networking auch mit entsprechender Vorbereitung einher. Fleiß und die eigene gute Energie können dabei helfen.

MedienManager: Umgelegt auf die Werbe- und die Kommunikationswirtschaft: Was kann da entscheidend sein?

Vallon: Ein guter Verkäufer, eine gute Verkäuferin einer Agentur, eines Mediums lebt von den neuesten Informationen der Branche, aber auch vom Netzwerk, das er oder sie sich aufgebaut hat. Das berücksichtigt das Who ist Who genauso wie die belastbaren Kontakte bei Veranstaltungen, um die herum Entscheidungen getroffen werden. Als Auftraggeber, zum Beispiel als Werbeleiter, habe ich mich genauso mit den Medienvertretern getroffen, um zu erfahren, was dort State of the Art ist, und mitunter interessante Kooperationen abgeschlossen. Als Agentur-Geschäftsführer nicht anders: Du verkaufst dich und dein Produkt rund um die Uhr.

MedienManager: Networking kann man also lernen?

Vallon: Natürlich macht das Sinn. Es gibt sicherlich begnadete Verkäufer, die weniger dazulernen müssen. Meist ist es so, dass jeder etwas dazulernen kann. Ich habe in meinen Networking-Seminaren für Finanzdienstleister, in der Automobil- und Medienbranche immer wieder auf Bewährtes zurückgegriffen. Bewährt haben sich für mich eine positive Einstellung, Freundlichkeit und eine gute Vorbereitung: Was sind die aktuellen Themen heute, wie tickt mein Gegenüber, welche Schwerpunkte begründen die Arbeit und wie verkaufe ich mein Anliegen? Das Gespräch zu führen, aber auch gut zuzuhören, ist ein wesentlicher Teil des Erfolgs, ebenso wie am Ende eines Termins zusammenzufassen und den nächsten Schritt gemeinsam festzulegen. Eigentlich ganz einfach und doch nicht. Hilfreich können auch Netzwerke sein, denen man beitritt, von Rotary bis zum Cartellverband ist das Feld der Kommunikation unterschiedlichst aufbereitet.

MedienManager: Kommen wir zurück zum Club Cuvée: Er ist jetzt im 17. Jahr seines Bestehens. Was war damals die Intention des Clubs?

Vallon: Wir – das waren sechs Kollegen aus der Kommunikationswirtschaft vom Verbund, von der Sparkassenakademie, der Asfinag, der Kleinen Zeitung, Raiffeisen Ware Wasserkraft und ich von meiner Werbeagentur Power Agency –, wollten eine neue spannende Plattform zu den Themen Wirtschaft und Politik gründen und mit gutem Wein begleiten. Unter der Dusche ist mir dann der Name eingefallen – Club Cuvée –, der gleichzeitig Programm ist. Es geht um die richtige Mischung aus Top-Vortragenden mit aktuellen und interessanten Keynotes, Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik als Teilnehmerinnen und Teilnehmer und den besten in erster Linie österreichischen Weinen, ein Cuvée ebenso wie prämierte sortenreine Weiß- und Rotweine.

MedienManager: Wie darf man sich das vorstellen? Kommen da sechs Werber, PR- und Medienleute zusammen und rufen: „Kommt einfach zu unserer neuen Kommunikationsplattform, sehr guten Wein gibt es auch“?

Vallon: Ja, in der Tat hatte jeder von uns ca. 20 Personen, leitende Managerinnen und Manager aus seinem Umfeld, eingeladen, die dann auch zum Großteil zu unserer ersten Veranstaltung kamen. Der erste Club Cuvée war dann auch in meiner Agentur in der Wipplingerstraße, ich hatte eigene Räumlichkeiten dafür umgebaut und ich erinnere mich, 70.000 Euro dafür ausgegeben zu haben. Die ersten Vortragenden waren der Geschäftsführer des österreichischen Weinmarketings, Michael Thurner, assistiert von Weinpfarrer Denk und Winzer Gerhard Wohlmuth aus Kitzeck in der Südsteiermark. Und die Ankündigung, dass die richtigen Leute zusammenkommen, gute Vorträge zu hören und beste Weine zu genießen sind, hatte tatsächlich schnell eingeschlagen. Meinungsforscher Fritz Karmasin, McDonalds-Chef Christian Wimmer und Top-Manager Hans Jörg Tengg waren die nächsten Vortragenden, die Winzer in dieser Reihenfolge: Leo Hillinger, Karl Alphart und Gustav Krug. Das alles in meiner Beletage mit Bar, Vortragsraum und englischer Klubatmosphäre inklusive offenem Kamin.

MedienManager: Sie sind ja auch Personal- und Businesscoach mit systemischem Ansatz, aber auch lösungsorientiert mit fachlicher Beratung. Wie geht das zusammen?

Vallon: Tatsächlich begleite ich viele meiner Klienten mit Personal- und Businesscoachings. Das kann Themen aus dem persönlichen Bereich genauso betreffen wie berufliche, wie Arbeitsverlust oder den Umstieg in ein neues Unternehmen. Dort begleite ich z. B. die ersten 100 Tage. Je nachdem, was gerade im Mittelpunkt einer Herausforderung steht. Oft gehen die Themen auch ineinander. In letzter Konsequenz erarbeiten sich die Coachees selbst ihre neuen Wege. Mitunter setze ich mir auch meinen „Fachhut“ auf, sage das auch deutlich und berate dann fachlich aus meiner Erfahrung oder aus meinem Netzwerk.

Dr. Ralph Vallon ist Geschäftsführer der Vallon Relations & Coaching GmbH und betreibt die Kommunikationsplattformen der vie-club-cuvee.at. Darüber hinaus ist er als Kommunikationsberater und systemischer Personal- und Businesscoach tätig.