Growth Hacking: Experimente im Marketing

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Gerhard Guenther CEO Digitalsunray

Es gibt wohl kaum eine Zeit im Marketing, wo nicht eine neue Technik für noch mehr Nutzen entsteht. Der jüngste Entwurf ist Growth Hacking.

Am letzten Mobile Marketing Innovation Day stand Growth Hacking im Focus der Betrachtung. Demnach stellt dieses Konzept einen datengetrieben Prozess dar, um Experimente mit dem Produkt und allen Marketingkanälen durchführen zu können. Dadurch sollen Effektivität und Effizienz all jener Aktivitäten getestet und optimiert werden, die potenziell zum Wachstum beitragen.

Kleines Budget – große Aufmerksamkeit

Gerhard Guenther, Geschäftsführer der Agentur Digital Sunray und Vorstandsmitglied des Interactive Advertising Bureau Austria (IAB Austria), erläutert die Details: „Growth Hacking ist ein Prozess, bei dem versucht wird, mittels des Einsatzes von Social Media, SEO, SEM, Content Marketing oder viralem Marketing mit kleinem Budget maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen und verkaufsfördernde Initiativen umzusetzen.“ Kurzum: Es wird vor allem bei Start-ups mit kleineren Budgets genutzt, die sich große Mediaschaltungen nicht leisten können. Growth Hacks werden auch als „kleine, feine Marketing-Tricks“ bezeichnet, die sich schnell implementieren lassen, aber große Wirkung zeigen bzw. für ein großes Ergebnis sorgen, erläutert Guenther weiter. Dabei gehe es primär um Akquisition (User auf die Website holen), Aktivierung (weiterempfehlen, registrieren, Newsletter abonnieren, etc.), Absatzerhöhung und damit das Wachstum bzw. Reichweite zu steigern – oft mittels viraler Aktivitäten. „Meistens geschieht dies im Trial-and-Error-Verfahren und wird anschließend ständig optimiert“, so der Digital Sunray-Geschäftsführer: „Sie sind vor allem für Online-Shops geradezu prädestiniert, um mit verschiedenen Growth Hacking-Prozessen das Wachstum und somit den Umsatz zu beschleunigen.“

Überblick

Die so genannten Web Hacks umfassen verschiedenste Aufgaben:

  • Landingpages optimieren (Suchergebnisdarstellung auf Google, SEO mittels Keywordanalyse, CRM Automatisation durch Chatbots, E-Mail-Nachverfolgung)
  • SEM/SEA (Google Adwords, Facebook)
  • Content verfassen (Blog Artikel)
  • A/B-Testing
  • Newsletter-Marketing

Auch die Reichweite der Anderen nutzen, liegt im Handlungsspielraum:

  • Blog-Artikel, Social-Media-Beiträge kommentieren, Social-Sharing
  • Influencer
  • Partner-Marketing
  • eigene PR (Gastartikel, Pressemitteilung, Podcast, Kommentar)

Probleme & Fallen

Wie bei allen Techniken, können auch bei Growth Hacks Fallstricke ausliegen. „Growth Hacks müssen erfolgreich oder lehrreich sein, daher sind Ziele und dazugehörige Metriken wichtig“, erläutert IAB Vorstandsmitglied Guenther weiter. Kleine Schritte bilden dabei den Weg zum Erfolg: „Dinge ausprobieren, wiederverwenden oder verwerfen. Ein Growth Hack besteht immer aus dem Hacker, der die kreative Idee hat, und dem Entwickler/Designer/Texter, der sie umsetzt oder die Voraussetzungen dafür schafft.“ Beide müssen im engen Dialog miteinander stehen, um die entworfenen Ideen und Möglichkeiten zu bewerten, betont Guenther, denn: „Eine gute Idee muss auch mit möglichst geringem Aufwand umsetzbar sein. Beide Parteien müssen Verständnis für die andere Seite entwickeln und das übergeordnete Ziel – Verkauf, Reichweite, Userbasis – im Blick haben.“ Ein Trugschluss bei Growth Hacking sei zudem die vorherrschende Meinung, dass es sehr günstig sei: „Da es in der Regel sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann, täglich neue Growth Hacks über einen Zeitraum von oftmals vielen Jahren auszuprobieren, ist dies meist nicht wirklich der Fall“, resümiert Experte Guenther.

Problemlöser

Growth Hacking löst auch ein oft immanentes Problem nicht: „The product is king“. Denn die wenigsten Unternehmen scheitern am falschen Marketing, ist Guenther überzeugt: „Sie scheitern großteils, weil sie das Marketing um das Produkt herum bauen, und nicht das Marketing in das Produkt zu integrieren. Die Produktentwicklung muss so nah als möglich an das Marketing gebracht werden. Das ist ein alter, bekannter Prozess, lediglich die Geschwindigkeit und die Wahl der Kommunikationsmittel hat sich geändert.“ Denn vor allem Soziale Medien haben die Geschwindigkeit und Möglichkeiten der Kommunikation in andere Sphären gehoben: „Wenn Kunden ein Produkt schätzen, reden sie automatisch darüber, ob in sozialen Netzwerken, in Kommentaren, im Freundeskreis, etc. und somit verbreitet sich die Marketingbotschaft viral.“ Genau darauf ziele Growth Hacking ab: Mit möglichst wenig monetärem Input maximale Aufmerksamkeit und ein damit einhergehendes rasches Wachstum anzukurbeln. „Das Zusammenspiel der Produktentwicklung, über ein wachstumsorientiertes Geschäftsmodell, die Aussteuerung der richtigen Marketingkanäle inklusive entsprechendem User-Tracking bis hin zu einem hoch agilen Umsetzungsprozess, all das sind Schlüsselfaktoren eines erfolgreichen Growth Hackings“, fasst Digital Sunray-Chef Guenther zusammen.