„Der Mensch steht im Mittelpunkt“
Manfred Ergott, Leiter für Verkauf und Marketing bei der Druckerei Janetschek, spricht mit Otto Koller über die nachhaltigen Zukunftvisionen der Firma und über den Aufschwung des Prints.
MedienManager: Lierber Manfred, das Thema Verkauf in einer Druckerei hat sich gewandelt. Wie darf man sich das vorstellen? Früher war das ein besonderer Bereich – jeder Zettel musste gedruckt werden und heute wird das meist firmenintern mit dem eigenen Drucker erledigt. Welche Auswirkungen hat das auf die Branche?
Ergott: Es hat sich sehr stark in die Richtung der qualitativ hochwertigen Beratung gewandelt. Früher ging es vielmehr um Geschäftsabschlüsse. Heutzutage geht es darum, das richtige Papier zu finden, die richtige Herstellungsweise und es geht auch darum, den Kunden und die Kundin zu begleiten die richtige Entscheidung zu treffen, was gedruckt werden soll und was online publiziert werden kann. Wobei wir in den letzten Jahren eine starke Trendumkehrung beobachten konnten. Vor zehn Jahren hat man noch oft gehört, dass das gar nicht mehr gedruckt wird und jetzt stellen wir fest, diese Druckaufträge sind wieder da.
MedienManager: Auffallend war auch, dass das Thema Drucken eine neue Dimension bekommen hat. Die Haptik, die Oberfläche, der partielle Druck – es wird darauf geachtet, dass die Sinne angesprochen werden.
Ergott: Absolut. Auf vielen Ebenen war vor einigen Jahren noch Glanz und Glitzer gewünscht, heute bevorzugt man eine natürliche Optik und Haptik. Es gibt einen klaren Trend zu natürlichen Materialien und dadurch zu einer anderen Form der Ästhetik. Letztlich kann natürlich die richtige Mischung zwischen Optik und Haptik ein Thema gut unterstützen, gerade beim Thema Ökologie ist ein natürlicher Auftritt fast Voraussetzung.
MedienManager: Das Slogan der Druckerei Janetschek lautet „Die Umwelt beeindrucken.“ Wie gelingt das einem Produktionsbetrieb im Alltag?
Ergott: Durch sehr konsequentes Handeln. Dinge nicht nur kurzzeitig anreißen, sondern Dinge, die man begonnen hat, auch zu Ende bringen. Das ist gerade im ökologischen Bereich sehr wichtig. Auch habe ich schon das Thema Kundenberatung, das Thema Hinführung der Auftraggeber und Auftraggeberinnen zu der richtigen Materialauswahl. Mit richtig meine ich aus ökologischer Sicht richtig. Wenn man das Beispiel Recyclingpapier nimmt. Die Herstellung von Recyclingpapier verbraucht weniger Ressourcen als Frischfaserpapier. Da versuchen wir, je nach Produkt, zu Recyclingpapier zu raten, denn gerade bei eher kurzweiligen Produkten eignet es sich sehr. Handelt es sich hingegen um ein langlebiges Produkt, wie ein Buch, so tendiert man eher zu Frischfaserpapier.
MedienManager: Seit wann lebt das Unternehmen diese Ausrichtung und wie hat es begonnen?
Ergott: Konkret spürbar, sehbar und messbar seit 2003, in der Vorbereitung hat es natürlich schon früher begonnen. Das erste sichtbare Zeichen war das Österreichische Umweltzeichen, welches wir seit 2003 für Druckprodukte führen dürfen. Damals waren wir eines von zwei Unternehmen, das im Jahr 2003 das Umweltzeichen verliehen bekommen hat. Ab diesem, von außen sichtbaren, Startschuss ging es dann in Etappen relativ zügig dahin. Mit der Umstellung auf Öko-Strom, Rohstoffzertifikate wie FSC oder auch PFC, das war 2005 und 2006. 2008 gab es die Gründung eines Ökokompetenzteams im Haus, dies war der Startschuss für die Einführung eines Umweltmanagementsystems. Es gab immer einen Schritt nach dem anderen, die jedoch sehr konsequent durchgezogen wurden und das bis heute.
MedienManager: Da klingelt als Unternehmer die Kassa auf der Ausgabenseite. Wie können diese vielen Ausgaben im Druck funktionieren, gerade bei der allgemeinen Konkurrenz und auch im Vergleich zu Billigdruckereien?
Ergott: Da geht es in erster Linie um Positionierung, um das Schaffen von Alleinstellungsmerkmal, das ist uns auch gelungen. Wir haben eine Vorreiterrolle in der Branche. Wenn man ein Alleinstellungsmerkmal in einer Branche hat, dann pflegt man dieses auch und arbeitet konsequent daran, dass es auch ein Alleinstellungsmerkmal bleibt. Sehr wichtig ist auch, dass es glaubwürdig ist und bleibt, denn gerade im Bereich der Ökologie und nachhaltiges Wirtschaften, ist der Vorwurf des Greenwashings sehr schnell hergestellt.
MedienManager: Das bedeutet, dass diese Investitionen durchaus ihre Zielgruppe finden und es Kunden und Kundinnen gibt, die das Thema Ökologie auch im Fokus haben?
Ergott: Es ist ein zunehmender Kreis an Auftraggeber und Auftraggeberinnen ist interessiert daran, welche Ressourcen verbraucht werden, wie die CO2-Bilanz eines Druckproduktes ist. CO2-Bilanzen für unsere Druckprodukte bieten wir schon seit 2009 an, damit kann man den Kunden und den Kundinnen gut vor Augen führen, welche Auswirkungen verschiedene Produkte auf die Umwelt haben.
MedienManager:Wer ist bei der Firma Janetschek verantwortlich für die Umsetzung dieser Themen?
Ergott: Im Grunde genommen alle. Es ist so, dass jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, die neu in unser Team kommen eine Öko-Schulung absolviert. Es ist uns wichtig, dass alle Bescheid wissen, was hinter den Zertifikaten und den Richtlinien steckt. Im Arbeitsalltag gibt es das Ökokompetenzteam, das die Aufgabe hat, das im Managementsystem besprochene Nachhaltigkeitsprogramm auch tatsächlich umzusetzen. Weiters haben wir eine sehr tüchtige Umwelt- und Qualitätsmanagerin und mich als Nachhaltigkeitsbeauftragten.
MedienManager: Leider ist die Leistung der Firma Janetschek gar nicht so breit in Österreich erkennbar. Ihr habt ein Alleinstellungsmerkmal, aber gibt es auch Partnerunternehmen in Österreich oder sogar einen Verbund von Druckereien, die einen gemeinsamen Pfad haben?
Ergott: Glücklicherweise gibt es eine zunehmend wachsende Gruppe an Produktionspartnern und Lieferanten, die ebenfalls zum Teil nach den Richtlinien des Umweltzeichens arbeiten, die unsere zertifizierten Rohstoffketten sichern. Es gibt auch einen Dialog innerhalb der Branche. Erst kürzlich wurden wir von Druckunternehmen in der Dachregion eingeladen bei einer sehr exklusiven Runde dabei zu sein, die aufzeigen, worauf es wirklich bei der Herstellung von umweltfreundlichen Druckprodukten ankommt.
MedienManager: Man kann aus sehr seriösen Quellen entnehmen, dass Druck gar nicht rückläufig ist, sondern sich anders orientiert – in Richtung Qualität und Nachhaltigkeit, mehr Kreativität bis hin zu Duftstoffen. Sind diese Möglichkeiten im Marketing schon angekommen?
Ergott: Der Druck war nie ganz weg, eine Zeit lang war er überlagert von der Digitalisierung und weg von der Haptik. In den letzten Jahren konnte man aber eine Trendumkehr beobachten. Die Menschen wollen wieder zurück zur Haptik, wollen wieder ohne Akku lesen können und ein Buch überall hin mitnehmen können. Ein Buch oder auch ein Notizbuch sind die besten Arbeitsspeicher, denn man muss sie nicht aufladen und sie gehen auch nicht kaputt – im schlimmsten Fall kann er verloren gehen. Ein Trend von Publikationen, die es nur mehr digital gab und jetzt auch wieder im Print verfügbar sind, ist auf jeden Fall festzustellen. Natürlich muss man aber auch einen Rückgang von Auflagenzahlen anerkennen. Man kann nicht sagen, dass mehr gedruckt werden würde, sondern das was gedruckt wird, ist vielfältiger und bunter.
MedienManager: Welche Chancen gibt es in einer nachhaltigen Unternehmensführung?
Ergott: Vor allem Chancen für das Unternehmen, weil eine Nachhaltigkeitsstrategie auch den Menschen sehr stark in den Mittelpunkt stellen muss. „Geht es dem Menschen gut, geht es der Wirtschaft gut“. Das wichtigste Kapital in jedem Unternehmen ist die Mitarbeitenden, genauso wie die Auftraggebenden. Es geht darum, für alle Möglichkeiten zu schaffen, sodass sich jeder wohlfühlt und sich jeder entfalten kann. Der Umweltschutz ist bei uns sowieso in der Unternehmens-DNA, ohne diesen geht es auch nicht mehr. Die wichtigsten Chancen für das Unternehmen und unsere Anspruchsgruppen sind die Sonderpositionierung und der Wohlfühlfaktor. Für unsere Auftraggeber und Auftraggeberinnen ist es das Gewissen, dass auf die Umwelt geachtet wird, es ein entsprechendes Know-How in der Beratung gibt, damit ein Produkt entsteht und dass gerade so viel CO2 verbraucht, wie notwendig ist. Natürlich soll das Produkt seinen Zweck erfüllen und immer öfter gelingt es uns auch, dass ein Produkt mit einem zusätzlichen emotionalen Aspekt aufgeladen wird.
Als Beispiel: Eine Verpackung, die kann aus jedem Rohstoff sein. Wenn die Verpackung aber sichtbar und fühlbar aus einem sehr nachhaltigen Rohstoff ist, dann hat sie oft noch diesen zusätzlichen emotionalen Aspekt und spricht dadurch den Kunden mehr an.
MedienManager: Trotzdem kosten diese Umweltmaßnahmen doch einiges. Wie groß ist die Firma Janetschek?
Ergott: So groß sind wir gar nicht. Derzeit sind wir 55 Personen, haben auch keine steile Wachstumskurve und glücklicherweise auch keine sinkende. Wir verarbeiten circa 1000 Tonnen Papier und generieren damit ungefähr 7 Millionen Euro Umsatz. Im Ökokompetenzteam wird auch sehr genau darauf geachtet, welche Maßnahmen leistbar sind und welche ein wenig verschoben werden. Im Zentrum steht das Unternehmen, das auch lebensfähig sein muss.
MedienManager: Stellen Billigdruckdienstleister eine Konkurrenz für die Firma Janetschek da und überschneiden sich hier die Kundengruppen?
Ergott: Ja, es wäre überheblich zu sagen, dass das nichts mit uns zu tun hat und natürlich überschneiden sich da auch die Kundengruppen. Bis zu einem gewissen Grad ist es auch nachvollziehbar, wenn eine Organisation etwas sehr günstig und sehr schnell in Papierform kommunizieren muss, dass das dann über einen günstigen Online-Anbieter geschieht. In der Praxis hat sich aber gezeigt, dass wenn man auf uns zu kommt mit speziellen Anliegen, dass wir diese oft kostengünstiger erledigen können.
MedienManager: Die Druckerei Janetschek wurde im Herbst 2019 mit dem ersten Platz in der Kategorie „KMU“ im ASRA, dem österreichischen Preis für Nachhaltigkeitsberichterstattung, ausgezeichnet. Wie wichtig sind der Firma Janetschek Auszeichnungen und Zertifikate?
Ergott: Zertifikate sind uns wichtig, weil sie unseren Kunden und Kundinnen die Sicherheit geben, dass das Produkt und unsere Arbeitsweise auch extern überprüft wird. Wir verwenden auch nur Zertifikate, die auch extern geprüft werden. Von außen eine Bestätigung ins Team bringen uns Auszeichnungen und sich aus diesem Grund wichtig für uns. Der ASRA-Preis ist einerseits eine Belohnung andererseits eine Anerkennung, dass die Bemühungen erkannt und ausgezeichnet werden. Genau das gibt dem Team auch wieder Schwung.
MedienManager: Ist diese Sinngebung durch die Auszeichnungen eine Motivationsfaktor in der Firma Janetschek?
Ergott: Absolut. Das ist die Wohlfühlatmosphäre von der ich schon gesprochen habe. Ich bin gut in meinem Beruf, wenn ich einen Sinn darin sehe, wenn ich meine Talente gut entfalten kann und wenn ich immer wieder sehe, das was ich mache, hat einen Sinn.
Interview: Otto Koller