KITTY O’MEARAS HOFFNUNGSVOLLES PANDEMIE-GEDICHT UND DIE MENSCHEN BLIEBEN ZU HAUSE
Ein Gespräch mit der Autorin Kitty O’Meara
Das Gedicht Und die Menschen blieben zu Hause entstand in der Anfangszeit der Corona-Pandemie. Auch für Kitty O’Meara und ihren Ehemann Phillip, die mit fünf Hunden und drei Katzen im amerikanischen Wisconsin leben, wurde das Leben ruhiger. Kitty hatte Zeit, intensiv über die Menschen und unseren Planeten nachzudenken. Eines Tages schrieb sie ein Gedicht über das, was während der Pandemie und danach passieren könnte. Sie verö!entlichte die Zeilen auf Facebook und innerhalb kürzester Zeit wurde das Gedicht weltweit von begeisterten Menschen geteilt. Kitty beschreibt, wie wichtig es ist, Zeit mit uns selbst und unseren Lieben zu verbringen, aufmerksam zuzuhören und das zu tun, was wir lieben. Sie glaubt fest daran, dass wir die Welt zu einem besseren Ort machen können, wenn wir achtsam mit uns und anderen sind und unsere Talente nutzen.
Wie kam es dazu, dass du dieses Gedicht geschrieben hast?
Ich war nervös, weil man noch nicht viel über dieses neue Virus wusste. Ich machte mir Sorgen um meine Familie und meine Freunde, die in Krankenhäusern arbeiten. Ich habe über die Quarantäne nachgedacht und wie uns diese Zeit zu Hause beein!lussen könnte. Und ich habe auch an unseren Planeten gedacht. Die Erde liegt mir sehr am Herzen. Sie ist es, die uns unsere Nahrung, unsere Lebensräume und die Schönheit der Natur schenkt. Wir müssen auf diesen Planeten aufpassen. Wir haben die Erde so lange missachtet und diese Vernachlässigung hat ihr nicht gutgetan.
Aufgrund der Corona-Pandemie müssen wir alle momentan zu Hause bleiben. Aber dein Gedicht legt uns nahe, dass uns diese Zeit auch Gutes bringt. Was kann das sein?
Ich glaube, es ist ein guter Moment, um innezuhalten und tief in uns hinein zu hören: was denken und fühlen wir wirklich? Wenn wir Angst haben, traurig, glücklich oder wütend sind, können wir diese Gefühle durch Tanzen ausdrücken, ein Lied komponieren, ein Bild malen, mit unserer Familie sprechen oder ein Theaterstück schreiben. Wir können so vieles tun. Wir haben Zeit geschenkt bekommen und wir können diese Zeit nutzen, um unseren Gefühlen auf den Grund zu gehen, unsere Talente zu entdecken und mehr darüber zu lernen, was uns begeistert. So können wir gegenseitig von unseren Gaben pro!itieren und sie auch dafür einsetzen, die Erde zu schützen. Das Virus bringt uns zwar eine Krankheit, aber wir haben die Möglichkeit, uns lebendiger als je zuvor zu fühlen. Wir können uns ausruhen. Wir können uns hinsetzen und den Vögeln zuhören, wir können kreativ werden, etwas Neues lernen, Familiengeschichten miteinander teilen oder einen Blumensamen in die Erde legen und der kleinen P!lanze jeden Tag beim Wachsen zusehen.
Nachdem du das Gedicht geschrieben hast, hat es sich online rasend schnell verbreitet. Menschen auf der ganzen Welt sind begeistert. Kannst du uns ein bisschen mehr darüber erzählen?
Es ist toll, wie Menschen das Gedicht weltweit interpretiert haben – mit Musik, Kunst oder Tanz. Es gibt mein Gedicht jetzt beispielsweise als Ballettstück und als Lied eines italienischen Kinderchores. Zwei Spanier haben sich ge!ilmt, während sie es auf ihrem Dach singen. Ein berühmter Opernstar hat ein Stück geschmettert, das auf meinem Gedicht basiert! Und es wurde bereits in über zwanzig Sprachen übersetzt. Dank dieses Gedichts habe ich neue Freunde aus den verschiedensten Teilen der Welt gewonnen. Am liebsten würde ich sie alle umarmen.
Wie sehen deine Tage während der Quarantäne aus?
Unsere Vierbeiner wecken uns morgens auf. Wir gehen mit den Hunden spazieren und zelebrieren unsere Zeit miteinander. Mein Mann Phillip geht dann in die Werkstatt, um Möbel zu bauen. Ich schreibe. Außerdem verbringen wir viel Zeit in unseren Gärten.
Deine Vierbeiner sind fünf Hunde aus dem Tierheim und drei Katzen. Wie heißen sie?
Die Hunde hören auf die Namen Gracie, Micky, Marlarky, Dooley und Teagan. Die Katzen heißen Fiona, Murphy (sein Spitzname ist Bunny Bundles) und Fergus. Letzterer ist ein kleiner Streuner, der mir an einem kalten Novembertag nach Hause gefolgt ist.
Wann hast du mit dem Schreiben angefangen?
Ich schreibe Geschichten, Gedichte und Bücher, seit ich sechs Jahre alt bin. Und ich habe immer gelesen. Meine Eltern haben uns sehr viel vorgelesen. Sobald ich selber lesen konnte, waren meine Aus!lüge in die Stadtbücherei die magischsten Abenteuer im ganzen Universum.
Wie warst du denn als Kind?
Ich bin sehr gern in die Schule gegangen. Außerdem habe ich sehr viel erfunden. Ich war sportlich und selbstbewusst. Und habe es immer geliebt zu lachen. Ich habe Theaterstücke geschrieben und Regie geführt. Eigentlich habe ich ständig geschrieben. Jeden Sommer durfte ich einen kleinen Garten anlegen. Ich liebte meine Freunde sehr und es war mir schon immer wichtig, freundlich zu sein. Ich habe andere nie gehänselt und ich mag es überhaupt nicht, wenn Menschen andere schikanieren.
Und wie bist du jetzt?
Ich lerne gern Neues und bin eine gute Freundin. Ich liebe es zu kochen und zu backen und Sahnebonbons und Karamell-Konfekt herzustellen. Ich liebe unseren Planeten und das Leben. Als Künstlerin bin ich nie zufrieden damit, wie die Dinge sind. Ich will immer etwas verändern und Neues erschaffen. Ich schreibe, fotografiere und arbeite im Garten. Am liebsten bin ich mit meinem Mann und unseren Vierbeinern zusammen.
Was würdest du einem Kind raten, das Künstlerin oder Künstler werden möchte?
Mach es! Lese viel und schreibe Tagebuch. Versuche Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und verwende so viele Ausdrucksformen wie möglich. Wie würde ich dieses Thema tanzen? Wie würde es gezeichnet aussehen? Wichtig ist es, nicht zu urteilen. Tu es einfach.
Mach, was dich begeistert und lerne von anderen Künstlern. Wir lernen unser ganzes Leben lang.
Gibt es etwas, das du deinen Leserinnen und Lesern sagen möchtest?
Ich möchte alle daran erinnern, dass sie bereits Künstler sind. Kunst ist nicht nur für einige Wenige da. Jede Arbeit, alles was du tust, kann Kunst sein. Denn es geht um die Aufmerksamkeit und Anmut, die man dafür au!bringt, um Talent, ein Auge fürs Besondere, Gro.zügigkeit beim Denken, Er!indergeist und Menschlichkeit. Entdecke deine Gaben und biete sie der Welt an. Und versuche immer freundlich zu sein und das zu tun, was dir Spaß macht.
Und die Menschen blieben zu Hause von Kitty O’Meara | Illustriert von Stefano Di Cristofaro und Paul Pereda Aus dem Englischen von Jennifer Holleis
Altersempfehlung: 4 – 99 Jahre 32 Seiten | 31 cm x 24 cm | ISBN 978-3-948676-03-2
Dieses Bilderbuch zeigt dir liebevoll, wie du Krisen als Chance nutzen kannst.
Ein Seelenbalsam in einer Zeit, in der wir alle einen langen Atem brauchen.
ÜBER DEN GOLDBLATT VERLAG
Im Goldblatt Verlag erscheinen Bücher, die Menschen dazu inspirieren,ihren eigenen Weg zu gehen und dabei ihrem Potenzial zu vertrauen. Gegründet wurde er 2016 in Berlin von der Lyrikerin Marie Franz.
PERSÖNLICHER BEZUG DER VERLEGERIN ZUM BUCH
Inwieweit man von einer Infektion mit Corona aus der Bahn geworfen werden kann, hat die Verlegerin Marie Franz am eigenen Leib erfahren. Wochen lang litt sie an Erschöpfungszuständen und Schlafstörungen. Ausgerechnet indieser Zeit arbeitete sie unter Zeitdruck an der deutschen Ausgabe von Und die Menschen blieben zu Hause – in Quarantäne mit ihrem Partner und ihren beiden kleinen Kindern. „In dieser Zeit bin ich öfter an meine Grenze gekommen“, erzählt sie. „Mein Körper und meine Kinder wollten meine volleAufmerksamkeit, als Selbstständige konnte ich mich aber nicht krank schreiben lassen und der Erscheinungstermin rückte immer näher. Es war ein richtiges Dilemma.“ Diese Situation eröffnete ihr aber auch dieMöglichkeit, die Botschaft des Buches auf Herz und Nieren zu prüfen. „Als es mir wegen Corona überhaupt nicht gut ging, hat mir dieses Gedicht sehr geholfen. In diesen Momenten habe ich mich dafür entschieden, mich auf alles Positive zu konzentrieren und wirklich zu hinterfragen, was meinePrioritäten im Leben sind. Nach einer Erkrankung sieht man die Welt oft mit anderen Augen, alles Unwichtige verliert an Bedeutung und man ist dankbar für vieles, was einem vorher selbstverständlich schien. Diesen Perspektiv wechsel versuche ich seitdem beizubehalten.“
Umfangreiches kostenloses pädagogisches Begleitmaterial zu diesem Buch für Lehrer*innen und Erzieher*innen stellt der Goldblatt Verlag unter www.goldblattverlag.de bereit.