COVID-19 wirft Fortschritte für Frauen im Berufsleben um mindestens zwei Jahre zurück
PwC Women in Work Index:
- Mehr Frauen als Männer verlassen den Arbeitsmarkt seit Pandemiebeginn
- Österreich liegt im Women in Work Index auf Platz 24 der 33 OECD Länder
- Gender Pay Gap: 63 Jahre bis zur Schließung der Lohnschere
- Herausforderungen auch in Zukunft: Größtes Wirtschaftswachstum in jenen Branchen erwartet, in denen Frauen unterrepräsentiert sind
Vor allem weibliche Beschäftigte waren von den negativen Folgen der Pandemie und ihren staatlichen Maßnahmen betroffen: Die Zahl der berufstätigen Frauen ist weiter gesunken und ein größerer Anteil von Frauen ist aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden – so die Analyse für den jährlichen Women in Work Index von PwC.
Während die OECD-Länder im letzten Jahrzehnt kontinuierlich Fortschritte bei der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen verzeichnet haben, wirft die Pandemie die Gleichstellung am Arbeitsmarkt um weitere zwei Jahre zurück. Der Vergleich der Arbeitsplatzverluste mit dem prognostizierten Beschäftigungswachstum zeigt, dass weltweit 5,1 Millionen mehr Frauen arbeitslos waren und 5,2 Millionen weniger Frauen am Arbeitsmarkt teilnahmen als dies ohne der Pandemie der Fall gewesen wäre.
Österreich belegt im Women in Work Index den gleichen Rang wie im Vorjahr und landet auf Platz 24 von 33 OECD Ländern. Die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt liegt demnach bei 56 Prozent (Männer: 66 %). Die Anzahl der Frauen in Vorstandspositionen liegt bei 25 Prozent (zum Vergleich: in Neuseeland sind es 42 %).
Last der unbezahlten Kinderbetreuung fällt verstärkt auf Frauen
Viele unbezahlte Aufgaben, wie Homeschooling, Pflege- und Hausarbeit haben die beruflichen Möglichkeiten der Frauen weiter eingeschränkt. Ein OECD-Bericht zeigt, dass Frauen während der letzten beiden Jahre deutlich mehr unbezahlte Aufgaben übernommen haben als Männer. Mütter geben dreimal häufiger als Väter an, dass sie entweder die meisten oder alle zusätzlichen unbezahlten Betreuungsaufgaben übernommen haben, die durch die Schließung von Schulen oder Kinderbetreuungseinrichtungen entstanden sind.
Nicole Prieller, New World New Skills Leader bei PwC Österreich, sagt: „Die COVID-19-Pandemie hat das Ziel der Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt zu einer noch größeren Herausforderung gemacht. Um den Rückschlag bei den Beschäftigungsergebnissen von Frauen rückgängig zu machen, müssen Regierungen und Unternehmen eine Vorreiterrolle übernehmen, indem sie unsere Volkswirtschaften mit wirksamen Maßnahmen wieder aufbauen, die ausdrücklich die Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen. Dies ist unerlässlich, wenn wir die Gleichstellung verbessern und eine gerechtere Zukunft für alle in Beruf und Gesellschaft erreichen wollen.“
Jahrzehntelanger Aufholbedarf bei beruflicher Gleichstellung
Angesichts der langsamen Fortschritte in den Vorjahren und den Einschränkungen durch die Pandemie, wird es noch Jahrzehnte dauern, bis eine Gleichstellung von Frauen und Männern am globalen Arbeitsplatz erreicht wird. Derzeit liegt die globale Erwerbsquote der Männer bei 80 Prozent. Bis Frauen diese erreichen, werden noch 33 Jahre vergehen. Noch länger dauert es, bis Frauen die gleiche Vollbeschäftigungsquote erreichen, nämlich 67 Jahre, und bis der Gender Pay Gap geschlossen wird, 63 Jahre.
Um diesen Fortschritt voranzutreiben, sind politische Maßnahmen, wie flexiblere Arbeitsmöglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Karriere und gleichberechtigter bezahlter Elternurlaub notwendig. Noch entscheidender wird sein, dass Regierungen und Unternehmen Frauen dabei unterstützen, von den Beschäftigungsmöglichkeiten zu profitieren, die durch die Umstellung der OECD-Volkswirtschaften auf Netto-Nullwachstum entstehen.
Höhere Frauenerwerbsquote für Jobs der Zukunft notwendig
Das nächste Jahrzehnt der Arbeitswelt wird durch den Übergang der Volkswirtschaften zu nachhaltigen Geschäftsausrichtungen geprägt sein. Die aktuelle Analyse zeigt, dass die Umstellung bis 2030 in 15 von 20 Sektoren der OECD-Länder zu mehr Arbeitsplätzen führen wird. Der größte proportionale Zuwachs wird in der Versorgungswirtschaft, im Baugewerbe und in der verarbeitenden Industrie erwartet; Tätigkeitsfelder, in denen Frauen stark unterrepräsentiert sind. In diesen Sektoren ist derzeit fast ein Drittel der männlichen Arbeitskräfte in der OECD beschäftigt, gegenüber 11 Prozent der weiblichen Arbeitskräfte.
Werden weibliche Arbeitskräfte in diesen Sektoren nicht gefördert, wird sich die Beschäftigungslücke zwischen Männern und Frauen in der OECD bis 2030 um weitere 1,7 Prozentpunkte vergrößern (von 20,8 % im Jahr 2020 auf 22,5% im Jahr 2030).
Willibald Kofler, Country Head von Strategy& Österreich: „Unternehmen und Regierungen können mehr tun, um Frauen gezielt zu unterstützen, damit auch sie von den neuen grünen Arbeitsplätzen profitieren. Dazu gehört im ersten Schritt zu ermitteln, welche Ursachen die bislang geringe Frauenquote in grünen Wachstumssektoren hat und darauf aufbauend die Aus- und Weiterbildung zu verbessern. Auch der Zugang zu Finanzmitteln für Unternehmerinnen, die eine Schlüsselrolle beim Übergang zu einer Netto-Nullbilanz spielen, wird Frauen in diesen Bereichen weiter vorantreiben.“
Letztlich bringt die fortschreitende Gleichstellung der Geschlechter viele Vorteile mit sich, wie der Women in Work Index zeigt. Durch die Erhöhung der Frauenbeschäftigung in der gesamten OECD kann das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der OECD um 6 Billionen US-Dollar pro Jahr gesteigert werden. Gleichzeitig kann durch die Beseitigung des Gender Pay Gaps das Einkommen von Frauen in der gesamten OECD um 2 Billionen US-Dollar pro Jahr erhöht werden.
Mehr Infos zur Studie finden Sie hier.
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