Die Gattung Print steht in den nächsten Jahren vor „medialen Herausforderungen“ und darf optimistisch sein!
Zeitungen und Magazine erscheinen heute in allen Verbreitungsformen: gedruckt, digital und auch mobil. Wie sieht die Zukunft konkret aus? VÖZ-Geschäftsführer Grünberger: „Es wird in Zukunft weniger darum gehen, ,Print am Leben zu halten‘, sondern vielmehr darum, wie Journalismus in all seinen Darreichungsformen seinen Qualitätsanspruch, wie sie Zeitungen und Magazinen abgeben, finanziert werden kann. Wertschöpfungsabfluss durch große, ausländische Digitalplattformen ist in diesem Zusammenhang eine der wesentlichen Herausforderungen – sowohl für die Medien als auch für unsere Gesellschaft.“ Moser-Holding- CEO Hermann Petz stellt zum Schulschluss ein gutes Zeugnis aus: „Die Printmedien hierzulande sind sehr gut gemacht, Österreich braucht hier international keinen Vergleich zu scheuen. Dazu kommt, dass Österreich eine absolute Tradition als Printland hat. Nicht zuletzt aufgrund dieses Faktums verzeichnen Verlagshäuser nach wie vor enorme Reichweiten auch im Printbereich. Regionale Printmedien sind hier noch zusätzlich sehr begünstigt.“ In Kombination mit hochperformanten digitalen Angeboten als Grundvoraussetzung für die Markenpositionierung werde sich das gedruckte Papier bzw. das E-Paper noch sehr lange am Markt behaupten, ist Petz überzeugt.
Kein Schwarzmalen
Ähnlich beurteilt auch SN-Herausgeber Max Dasch die Zeitungslage: „Print in der Erscheinungsform als Tageszeitung muss – um überleben zu können – der aktuellen Wettbewerbssituation und den Informationsbedürfnissen der Leser entsprechen. Bereits als der Teletext das Licht der Welt erblickt hat, haben Schwarzmaler das Ende unserer Zeitung prophezeit. Unsere Medien müssen publizistische Leistungen erbringen, was vor allem Social Networks meist nicht wollen und können.“ Die Herausforderung für Print wird in Zukunft auch für Moser-Holding-Boss Petz darin bestehen, von ihrem Mehrwert auch entsprechend breitenwirksam zu überzeugen: „Denn die bloße aktuelle Nachricht über ein Ereignis hat den Leser längst schon auf digitalem Weg erreicht. Dieser Mehrwert wird beispielsweise im Bereich Qualitätsjournalismus liegen.“ Was wünscht er der Gattung Print? „Weiterhin viele, viele vor allem auch junge Fans.“ SN-Herausgeber Dasch hat ähnliche Vorstellungen: „Einer meiner vorrangigsten Wünsche für Print ist, dass die Qualität der Leistung auch der Verantwortung entspricht. Eine mediale Notwendigkeit, gerade in unserer Zeit, das betrifft mich als Leser und auch als Verleger.“
Andere Sicht
Obwohl „seine“ Zeitung mit Gründungsjahr 1848 nicht nur die langlebigste, sondern auch eine der innovativsten Titel des Landes ist, will Presse-Chefredakteur Rainer Nowak nicht allzu viele Lorbeeren verteilen: „Wenn wir ehrlich sind, hundertprozentig guter Gesundheit erfreut sich Print nun auch wieder nicht. Das Geschäft wird kleiner. Ein kleinerer Kuchen heißt auch kleinere Stücke. Der Verdrängungswettbewerb wird weiter zunehmen. So mancher Titel wird verschwinden. Das ist eben der Markt.“ Überleben, so Nowak, würden jene, die einzigartig und relevant sind: „Das Mittelmaß wird verschwinden.“ Was wünscht er der Gattung Print? „Bessere Ideen, neuen Journalismus, neue Zugänge.“ Markus Fallenböck, Chief Sales Officer B2C der Verlagsgruppe News (VGN), ortet im Mehrwert für Leser und User den entscheidenden Punkt: „Und da hat sich Print immer wieder erfolgreich an neue Bedürfnisse angepasst: Hauszustellung, neue Themenfelder wie Wellness oder modernes Kochen, Service- und Club-Angebote oder aktuell die digitale ‚Verlängerung‘ mit E-Paper.“ Er meint, dass man sich noch stärker auf bestimmte Zielgruppen bzw. Communities konzentrieren und für diese möglichst unverzichtbare Inhalte, aber auch Services anbieten müsse: „Bei allen digitalen Anforderungen dürfen wir die Haptik nicht vergessen – gerade bei Magazinen! Und wir brauchen mehr clevere Allianzen.“ Er wünscht daher auch der Gattung Print „viele Ideen und den Mut, diese konsequent umzusetzen.“
Neue Spielregeln
Gerade regionale Medienunternehmen stehen vor großen Herausforderungen, ist Kleine-Zeitung-Geschäftsführer Thomas Spann überzeugt: Sie müssen sich gegenüber Datenkraken, die verfügbare Inhalte im Netz gratis aufgreifen und individuell strukturieren, durchsetzen: „Die neuen Mitspieler sind Google, Facebook, YouTube. Da gibt es neue marktdynamische Spielregeln …“ Hinzu komme, dass sich das Nutzungsverhalten und die Rezeption von Information geändert haben und weiter ändern werden, so Spann. Das Bedürfnis nach „echter“ Information sei dennoch gegeben. Schlussendlich bleibt Papier trotz des sich stark ändernden Nutzungsverhaltens aufgrund seiner Haptik ein beliebtes Trägermedium: „Auch junge Erwachsene, die eine Zeitung lesen wollen, genießen den Prozess des Zeitunglesens – und das Gefühl, einmal kein technisches Gerät in der Hand zu haben.“ Der Kleine-Zeitung-Geschäftsführer ist überzeugt, dass es „das Trägermedium Papier für die Zeitung noch einige Jahre geben wird“. Die Kleine Zeitung hat heute eine Leserschaft mit einem Durchschnittsalter von 51 Jahren: „Es ist davon auszugehen, dass Menschen, die mit der gedruckten Zeitung sozialisiert wurden, auch in Zukunft noch vermehrt auf sie zurückgreifen werden.“