Google forciert den Einsatz von AMP – Accelerated Mobile Pages. Neben der Option auf größere Reichweite hat das System aber einige Haken – darauf verzichten können Publisher trotzdem nicht mehr.
Rasch ladende Websites sind heute ein Muss. Google reagiert darauf mit AMP (Accelerated Mobile Pages). Hinter den drei Buchstaben versteckt sich ein reduziertes Format für Newsartikel. Für Publisher gelten dabei strenge technische Vorgaben, die zu schnellem Laden mobiler Seiten führen – und damit zu mehr Sichtbarkeit für Beiträge. Das System birgt aber Tücken und kann zu fehlender Kontrolle über die eigenen Inhalte führen.
Fokus auf die Produktion
Bei AMP müssen Publisher eine zweite, alternative Version ihrer Website erstellen: eine stark abgespeckte, reduzierte HTML-Version inklusive eigener URL. Das Open-Source- Programm mit einheitlichen Komponenten steht kostenlos zur Verfügung. Dank des technischen Gerüsts können sich Publisher auf die Produktion ihres Contents fokussieren, betont Google.
Die Artikel werden durch eine Markierung mit einem Blitz-Symbol hervorgehoben. Zusätzliche Sichtbarkeit bietet das Newskarussell, in dem die Beiträge oberhalb der Suchergebnisse bevorzugt angezeigt werden. Ohne AMP besteht dazu kaum noch eine Chance. Für die User bedeutet AMP wesentlich schnellere Ladezeiten, den unkomplizierten Einstieg und die gute Nutzbarkeit der Zielseiten.
AMP oder nicht?
Das ist keine Frage! Den Unterschied in der Sichtbarkeit zwischen AMP und regulären Newsbeiträgen zeigt unsere Messung der Mediensichtbarkeit im Juni 2018. Klar ist: Der AMP-Anteil ist wesentlich größer, Beiträge im regulären Format sind kaum noch sichtbar. Im mobilen Newskarussell ist die Dominanz noch deutlicher.
Der Haken
Kritisch zu sehen ist, dass AMP-Seiten auf Google-Servern zwischengespeichert sind. Bei Klick darauf landet man auf der Google-Auslieferung. Da die Inhalte dort gelesen werden, müssen die User nicht mehr die Seiten der Publisher besuchen.
Google verkauft mit dem Vorteil der Geschwindigkeit ein System, das die Kontrolle über die Inhalte einschränkt. Publisher werden auf Content-Lieferanten reduziert. Außerdem sind Werbeformate, zugunsten des ungestörten Lesens, stark reduziert. Publisher sind dadurch in der Monetarisierung ihrer Werbeflächen eingeschränkt. AMP-Inhalte werden von Google mit dem Argument kurzer Ladezeit zwischengespeichert, die Suchmaschine wird vom Gatekeeper noch mehr zur Plattform. Beklagt wird die dadurch fehlende Kontrolle über die Inhalte und das eingeschränkte Monitoring.
Sich mit AMP einzulassen verlockt durch höhere Reichweiten. Wie immer gibt es einen Preis – den Verlust der Kontrolle über das eigene Produkt. „Der Vorteil ‚Geschwindigkeit‘ wird nicht durch raffinierte Technik, sondern schlicht durch Reduktion auf das Wesentliche erreicht. AMP ist keine Raketenwissenschaft – neu ist, dass ein technisches Regelset zur Reduktion zwingt. Innovativ ist also nicht die Technik hinter AMP, sondern dass Publisher zu dem neuen Format gezwungen werden. So vermindern sie das Risiko, gegenüber dem Mitbewerb Sichtbarkeit einzubüssen“, weiß Jan Königstätter, Gründer von Otago Online Consulting GmbH.
AMP – What´s next?
Noch ist die Nutzung von AMP eher auf Nachrichtenportale beschränkt. Vereinzelt nutzen aber auch andere Seitenbetreiber die Technologie. Google versucht auch Werbetreibende dazu zu bringen, Seiten im AMP-Format zur Verfügung zu stellen. Man kann gespannt sein, ob Google letztlich hier so erfolgreich sein wird wie bei Publishern. Noch tun sich wenige diesen Mehraufwand an. Aktuell neu ist bei AMP ein Story-Format für visuell ansprechende Beiträge. In Arbeit sind auch die Unterstützung von Paywalls, eine bessere responsive Darstellung am Desktop und zusätzliche interaktive Elemente. Die Unterstützung des DFP (Doubleklick for Publishers) AdServers, die Publishern das Ausspielen von Werbeanzeigen erleichtert, ist in der Beta-Version aktiv und soll in AMP implementierbar werden. Fazit: AMP ist Realität – ob geliebt oder gehasst, an dem Format führt für Publisher heute kein Weg vorbei.