„Ich messe mich nicht mit Polen oder Ungarn“

© industrieblick-AdobeStockDer MedienManager hat sich umgehört, wie österreichische Druckereien mit internationalem Wettbewerbsdruck umgehen, welche innovativen Lösungen sie ihren Kunden anbieten und welche Faktoren in Zukunft den Erfolg sichern.

MedienManager: Druckaufträge im benachbarten Ausland sind ein starker Trend. Welche Argumente geben Sie Ihren Kunden, warum sie in Österreich Druckaufträge abwickeln sollen?

Astrid Gassenbauer, Salzkammergut Druck: „Mittlerweile wissen Kunden wieder, dass ein gewisser Nationalstolz auch ihren Produkten zugutekommt. Altes Handwerk ist in Österreich perfektioniert worden. Ich messe mich nicht mit dem Lohnniveau von Polen oder Ungarn. Unsere Arbeitsplätze regional sind zu sichern. Unsere Wirtschaft kann wachsen, und der gewohnte Lebensstandard bleibt erhalten.“

Robert Plaschko, P+V Holding: „Tempo, Qualität und Kundennähe sind für unsere Kunden noch immer wichtig. Auch Themen wie CO2-Bilanz und inländische Wertschöpfung werden zunehmend in Kundengesprächen thematisiert. Die Lieferzeiten werden immer kürzer, das spricht für eine Produktion in der Nähe.“

Gerhard Poppe, Leykam Let’s Print: „Die Wertschöpfung in Österreich zu belassen, ist für viele unserer Kunden – die auch ihre Umsätze in Österreich generieren – ein wesentliches Argument dafür, die Produktionen an unseren Produktionsstätten durchzuführen. Zudem können wir durch kurze Transportwege und Reaktionszeiten auch zeitkritische Produktionen punktgenau abwickeln.“

Christine Schwarz-Fuchs, BULU – Buchdruckerei Lustenau GmbH: „Bei einer Produktion bei uns haben unsere Kunden Gewähr, dass die Drucksorten umweltfreundlich hergestellt wurden. Wir führen außerdem das österreichische CSR-Gütesiegel für Druckereien. Das heißt, neben der Umwelt schauen wir vor allem auch auf die Mitarbeiter und dass gute Arbeitsbedingungen vorherrschen. Außerdem werden dadurch Arbeitsplätze in Österreich unterstützt.“

Erich Steindl, Druckerei Janetschek GmbH: „Wir legen unseren Fokus darauf, Produkte mit geringsten Umweltauswirkungen herzustellen. Das kann nur mit regionalen Partnerschaften gelingen. Die Region zu stärken, in der wir leben und arbeiten, sehen wir als unsere soziale Verantwortung – das schätzen auch unsere Kunden.“

Doris Wallner-Bösmüller, Bösmüller Print Management: „Für jeden sind unterschiedliche Argumente relevant. Für den einen ist es die Sicherheit, jederzeit in die Produktion kommen zu können. Beim Andruck mit dabei zu sein ist für viele Druckproduktionsverantwortliche wesentlich. Bei den anderen zählt der ökologische Aspekt. Wieder andere setzen auf Regionalität. Beachtenswert ist auch, dass wir uns jederzeit vor Ort rasch zusammensetzen können, um gemeinsam die besten Lösungen zu finden.“

Christian Wilms, Druck Styria GmbH & Co KG: „In diesem Jahr haben wir über 30 Mio. Euro in unsere zwei österreichischen Druckstandorte investiert. Wir verfügen somit über die modernste, am Markt verfügbare Druck- und Versandraumtechnik inklusive Produktionsplanungs- und Steuerungslösungen. Damit sind wir in der Lage, nahezu sämtliche an uns gestellten Wünsche unserer Kunden und des Marktes zu erfüllen.“

Welche Innovationen bieten Sie ganz speziell Ihren Kunden?

Gassenbauer: „Preislich können wir mit unserer Digitaldruckmaschine bei Kleinauflagen mit Onlineanbietern mithalten. Die Qualität hat nun die des Offsetdrucks gut eingeholt. Unseren Kunden bieten wir zweimal jährlich eine Focus Group, bei der wir ihre Bedürfnisse abfragen – aber auch unser Know-how mit und durch unsere Lieferanten weitergeben.“

Plaschko: „Technologie ist nur Mittel zum Zweck. Es geht um nachhaltige Zusammenarbeit mit den Kunden und Interessenten. Als Druckgruppe sind wir in der Lage, viele Produktsegmente abzudecken.“

Poppe: „Die Kunden davon zu überzeugen, ihren Druckauftrag bei uns zu platzieren, gelingt uns vor allem durch das breite Produktportfolio und die umfassende Betreuung. Vom Bogendruck über den Rollendruck in kleineren Auflagen bis zu großauflagigen Rollenoffsetproduktionen sind wir Partner für Handel und Verleger.“

Schwarz-Fuchs: „Neben einem modernen Maschinenpark sind es vor allem rasche Liefertermine, die wir anbieten können, da wir dreischichtig produzieren. Wir haben einen umfangreichen Maschinenpark und können dadurch viele Spezialitäten anbieten bzw. sehr viel selbst bei uns im Haus produzieren. Wir sind die einzige Druckerei in Österreich, die mit umweltfreundlichem PUR Seiten- und Rückenleim bei den Klebebindungen arbeitet.“

Steindl: „Über unser Klimaschutzprojekt „CO2-Bindung durch Humusaufbau“ kompensieren wir Emissionen, die bei Druckproduktion entstehen. Dieses regionale Projekt ist einzigartig im grafischen Gewerbe und bietet eine Alternative für alle, die nachvollziehbaren Klimaschutz wollen.“

Wallner-Bösmüller: „Die Digitalisierung erfasst alle Bereiche unseres Tuns und die unserer Kundinnen und Kunden. Daher ist die Verbindung von Online- und Offline-Welten ein ganz zentrales Thema. Wir haben z. B. eine haptische Drucksorte oder Verpackung in der Hand, die durch AR (Augmented Reality) die Brücke in die digitale Welt schafft – vom statischen Druckprodukt über 3D-Animationen, Hologramme, Videos, digitale Gewinnspiele bis zu Gamification-Elementen.“

Wilms: „In unserer Organisations-DNA ist der marktorientierte Fullservice-Dienstleistungszugang einprogrammiert. Dieses Mindset bei unseren Mitarbeitern, gepaart mit modernster Produktionstechnik an unseren Standorten, ist der Erfolgsgarant für unsere Kunden.“

Worauf kommt es Ihrer Meinung nach in Zukunft an, um am österreichischen Druckereimarkt weiterhin erfolgreich zu sein?

Gassenbauer: „Individualität. Den Kunden nicht drängen –jedoch seine Bedürfnisse ernst nehmen. Ihmzu zeigen, dass Papier ein „lebender“ Rohstoffist, der auch oftmals Zeit braucht, um einKunstwerk entstehen zu lassen. Kunden sind gesättigt von „schnell und billig“.“

Plaschko: „Es geht zunehmend in Richtung Gesamtkonzeption von Geschäftsprozessen und Hilfestellung bei Digitalisierungsthemen. Besonderswichtig bleiben Basics wie Kundennäheund Konzentration auf Kernkompetenzen des Unternehmens.“

Poppe: „Aus unserer Sicht wird es im Druckereibereichin den nächsten Jahren zu einer weiteren Konsolidierungkommen. Gut ausgebildete engagierteMitarbeiter, moderne Technik, aber auchdie Größe werden aus unserer Sicht in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen. Denn Größe bedeutet Stärke am Beschaffungsmarkt – besonders im angespannten Papiermarkt.“

Schwarz-Fuchs: „Verlässlichkeit, Liefertermintreue, gute Qualität der Druckprodukte sowie ein fairer und konkurrenzfähiger Preis, das sind die Punkte, die meiner Meinung nach wichtig sind, um langfristig erfolgreich zu sein.“

Steindl: „Wer nicht im ruinösen Preiswettbewerb mitmachen will, muss in Zukunft Lösungen bieten, die seine Kunden begeistern. Produkte mit Mehrwert müssen gemeinsam mit dem Kunden für dessen eigenen Anspruchsgruppen entwickelt werden. Dieser Stakeholdervalue kann z. B. mit Kreativleistungen oder mit nachhaltigen Produkten geschaffen werden!“

Wallner-Bösmüller: „Den Blick nach vorne richten. Wie schaffe ich heute mit meinem Unternehmen added value für meine Kundinnen und Kunden? Auf welchen Kanälen erreiche ich sie, mit welchen Tools, mit welcher Sprache, welchen Bildern und welcher Story? Das heißt konkret: Auftragsbearbeitungs-, Produktions- und Kommunikationsprozesse digitalisieren, wo immer es möglich ist. Als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind wir gefordert, Arbeitswelten zu schaffen, in denen Menschen gerne an der Erschaffung von Druckprodukten ihren Anteil haben.“

Wilms: „Wir haben unsere Technik und Organisation ganz stark an den Bedürfnissen unserer Kunden ausgerichtet und werden hier auch zukünftig beide Ohren ganz nah am Markt haben. Unsere innovative Produktionstechnik in Kombination mit dem kreativen Wahnsinn unserer Mitarbeiter garantiert auch zukünftig neue und einzigartige Produkte und Lösungen für unsere Kunden.“