Rechtzeitig handeln, damit Unterstützung helfen kann
Psychische und seelische Erkrankungen werden nach wie vor tabuisiert. Betroffenen macht der Verein ganznormal.at Mut. Beim Weg aus der Krise kann ein Personal- bzw. Businesscoach helfen.
Die Situation ist bekannt: Berge von Arbeit warten, alles muss zeitgerecht abgeliefert werden, der nächste Termin steht an – das ist der Alltag von Journalisten. Die Medienwirtschaft ist aufgrund geringerer Personalressourcen immer mehr unter Druck. Betroffen sind jene, die an vielen Projekten und Storys gleichzeitig arbeiten – das gilt für den Boulevard genauso wie für den Qualitätsjournalismus. Aber der Weg ins drohende Burnout ist keine Einbahn. Gerade, wer sich ausgebrannt und überfordert fühlt, sollte öfter innehalten, reflektieren und sich fragen: Wo stehe ich? Wie geht es mir? Laufe ich Gefahr, meine Gesundheit zu gefährden?
Reden wir darüber. Der Verein ganznormal.at zur Förderung der öffentlichen Diskussion über die seelische Gesundheit hat sich des Themas angenommen und fordert eine Gleichstellung von psychischen und seelischen Krankheiten. Denn eine seelische Erkrankung ist so normal wie eine Grippe oder ein Gipsfuß. Der Unterschied ist allerdings groß. Einerseits ist eine Beeinträchtigung der Gesundheit durch Stress oder ungesunden Lebensstil nicht so schnell ausgeheilt wie eine Grippe. Andererseits kann sie nachhaltig die Berufsfähigkeit beeinträchtigen. Nicht zuletzt ist eine seelische Erkrankung nach wie vor ein Tabuthema. Betroffene haben nicht selten Angst davor, stigmatisiert zu werden. Genau hier kann ein Personal- und Businesscoach hilfreich zur Seite stehen und durch den Prozess begleiten.
Der schwierige erste Schritt. Der Weg zum ersten Termin mit einem Coach mag vielleicht unangenehm sein. Oft ist man ja der Meinung, man schafft das schon allein. Andererseits: Wem soll man denn auch von seinen Sorgen erzählen? Tatsächlich ist der erste Schritt, sich neu zu orientieren und selber gut für sich zu sorgen, der wichtigste. Ein erstes Gespräch mit einem Personal- und Businesscoach mit systemischer Ausbildung hilft dabei, die Ist-Situation zu klären. Durch Fragen des Coaches wird der Klient hin zu seinen Herausforderungen geführt und die belastende Situation sichtbar gemacht.
Ziel setzen, neue Wege gehen. Der nächste Schritt ist vom Problem zum Ziel: Was kann der Klient erkennen, um seine Aufgabe künftig besser zu meistern und dabei auf seine psychische Gesundheit zu achten? Wichtige Fragen zur Ressourcen-Klärung zeigen oft neue Wege auf. Ist einmal die Zieldefinition erarbeitet, geht es darum, diese neuen Wege auch zu beschreiten. Die Ergebnisse sind oft schon nach zwei bis drei Coaching-Einheiten überraschend gut, auch weil sich eine erste Erleichterung für den Burnout-Gefährdeten einstellt. Allein darüber zu sprechen, sich besser zu spüren und sich auf Neues einzulassen, hilft. Letztendlich geht es darum, sich in den Gesprächen mit dem Coach neu zu erfinden und wieder mehr Zeit für sich selbst zu haben. Die Herausforderungen und ersten Lösungsansätze sind dabei vielschichtig. In erster Linie geht es darum, alte Muster los- und sich auf neue Möglichkeiten einzulassen. Das können beispielsweise eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung sein – oder neue berufliche Schritte zu gehen, die einem mehr zusagen.
Die Auseinandersetzung mit der Angst.
Der Wiener Psychiater Georg Psota und der Journalist Michael Horowitz haben in ihrem Buch „Angst. Erkennen, Verstehen, Überwinden“ deutlich gemacht, dass über so ein herausforderndes Thema auch im Plauderton gesprochen werden kann. Unterhaltsam zeigen sie auf, wie Prominente damit umgehen. Den Anfang macht Schauspielerin Adele Neuhauser, die als eine der wenigen immer schon offen über ihre Ängste gesprochen hat. Sie erzählt ihre Lebensgeschichte, die sie in jungen Jahren beinahe in den Suizid getrieben hat. Doch es gibt Lösungen: Der Schlüssel ist, einen besseren Umgang mit den eigenen Gedanken zu finden. Gut zu wissen ist auch, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist, was viele weitere prominente Beispiele im Buch zeigen. Steven Spielberg, Bill Gates oder auch Charles Darwin waren davon betroffen. Ein Umstand, der die Lektüre dieses an sich eher schweren Themas einfacher macht. Auch der Standard hat dieses Thema aufgegriffen und unter dem Titel „Mit der Angst in bester Gesellschaft“ im Herbst vergangenen Jahres über das Buch berichtet.
Auf der richtigen Spur. Autor Ralph Vallon, der als systemischer Coach derzeit an seinem neuen Buch „Hilf dir selbst, dann bist du glücklich“ arbeitet, beschreibt in den „Wegen zum Selbstcoaching“, wo die Reise hingeht und welche entscheidenden fünf Themen uns dabei betreffen: Arbeit – Arbeitsverlust, Beziehungsprobleme, die zum Partnerverlust führen, Einschränkung der Gesundheit oder Gesundheitsverlust, sprich Erkrankung, Besitzverlust, d. h. seine gewohnte Umgebung, z. B. eine Wohnung, aufgeben zu müssen, und nicht zuletzt einen wichtigen Menschen durch Tod zu verlieren. „In allen Bereichen geht es ums Loslassen, um Ängste, die wir haben, weil wir etwas verloren glauben“, wie es Ralph Vallon ausdrückt. Mit Anregungen aus seiner Lebens- und Coaching-Erfahrung macht Personal- und Businesscoach Ralph Vallon deutlich, wie man sich selbst auf die richtige Spur bringen kann, die das Loslassen erleichtert. Was allerdings nicht ausschließen soll, in herausfordernden Lebenssituationen rechtzeitig einige Coaching-Stunden bei einem Coach zu nehmen.