Visuelle Kommunikation: „Das Klavier hat mehr Tasten bekommen“

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v.l.n.r.: Alexander Raffeiner (Moderation), Andre Wolf (mimikama), Claudia Riebler
(Österreich Werbung), Klemens Ganner (APA-DeFacto), Petra Bernhardt (Universität
Wien), Thomas Schwabl (Marketagent.com)

Umfrage „PR-Trendradar“ und Expertendiskussion: Mehr Möglichkeiten verlangen mehr Know-how – Glaubwürdigkeit ist Schwachpunkt und Qualitätsmerkmal.

Fotos, Videos, Infografiken oder Animationen wirken unmittelbar und nachhaltig auf die menschliche Wahrnehmung und haben enormen Einfluss auf den Erfolg von Kommunikationsmaßnahmen, bestätigt der aktuelle „PR-Trendradar“. Das wichtigste Format in der PRArbeit ist laut der von Marketagent.com durchgeführten Branchenumfrage über visuelle PR für 98 Prozent der Befragten immer noch der Text. Unterschiedliche visuelle Elemente folgen aber bereits dicht dahinter: Bild (95 Prozent), Grafik (75 Prozent), Video (69 Prozent) und Datenvisualisierung (47 Prozent). Zukünftige Kommunikatoren werden nach Ansicht der Studien- Teilnehmer stärker technologisch bewandert sein müssen. Datenvisualisierung, Artificial Intelligence und Virtual Reality wurden am häufigsten als jene relevanten Technologien für Kommunikation genannt, die an Bedeutung gewinnen werden. Dementsprechend ist für 84 Prozent der Befragten digitales Verständnis in Zukunft besonders wichtig – dahinter folgen juristisches (68 Prozent) und inhaltliches (59 Prozent) Verständnis. Nach Einschätzung der Befragten werden vor allem kürzere Reaktionszeiten und cross-mediales Arbeiten zentrale Anforderungen an Kommunikatoren sein. „Das Klavier hat mehr Tasten bekommen, und man muss schneller spielen“, fasste Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl die Entwicklung in der Kommunikationsbranche zusammen.

Transparenz im Fokus

Als wichtigstes Kriterium für die Glaubwürdigkeit von visuellen Inhalten nannten mehr als drei Viertel der Studienteilnehmer das Vorhandensein von Quellenangaben. Generell schätzen 61 Prozent der Befragten Bilder und Videos für PR-Maßnahmen als „sehr glaubwürdig“ bzw. „eher glaubwürdig“ ein – 35 Prozent votierten für „mittelmäßig glaubwürdig“. Ein Grund für die guten Vertrauenswerte könnte laut Schwabl darin liegen, dass 91 Prozent noch nie Opfer von gefälschten visuellen Inhalten gewesen sind. Eine überwiegende Mehrheit von 85 Prozent geht allerdings davon aus, dass wir in Zukunft verstärkt mit sogenannten Deep Fakes, manipulierten Bildern und Videos, konfrontiert sein werden.

Expertenmeinung

Die Experten auf dem Podium des BusinessBreakfast von APA-DeFacto waren sich einig, dass Bilder und andere visuelle Elemente in der Regel glaubwürdiger wirken als Texte. „Es gibt nicht diesen einen Wert, der das belegt“, erklärte Petra Bernhardt vom Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien.

Wettbewerb um Glaubwürdigkeit

„Um mit guter Qualität durchzudringen, spielt Glaubwürdigkeit eine entscheidende Rolle. Wir stehen heute auch im Wettbewerb mit den Usern selbst“, erklärte Claudia Riebler, Unternehmenssprecherin Österreich Werbung, die Herausforderung der Marktkommunikation im Tourismus. Angesichts des visuellen Überangebots sei es „umso wichtiger, immer auch die Transparenz zu kommunizieren, um mit Vertrauenswürdigkeit zu punkten“, riet Klemens Ganner, Geschäftsführer von APA-DeFacto. Er empfahl, sich an den journalistischen Tugenden zu orientieren und in jedem Fall klar anzugeben, welche Quellen die Inhalte haben. „Viele Kunden fragen nach redaktionell gestalteten Videos, denn diese werden auch von Medien übernommen, weil sie nicht diesen starken PR-Fokus haben“, so Ganner. Visuelle Kommunikation könne zwar zu höheren Kosten führen, durch entsprechendes Monitoring sei die Wirkung, die dem Aufwand gegenüber stehe, jedoch klar belegbar.

APA/Red