Kommunikation in der Post-Corona-Ära
Influencer-Marketing ist zu einer ernstzunehmenden Werbeform geworden, die auch für KMU interessant sein kann. Viktoria Egger, Agenturinhaberin von August Digital, verrät, worauf es ankommt.
MedienManager: Influencer-Marketing, für viele Unternehmer noch ein unbekanntes Feld. Würden Sie uns in aller Kürze die Gains & Pains dieser Marketing-Spielart erklären?
Viktoria Egger: Im Influencer-Marketing geht es darum, digitale Fürsprecher für sein Unternehmen oder seine Marke zu gewinnen, welche in weiterer Folge authentische und glaubwürdige Inhalte erstellen.
Gains sind, dass man als Unternehmen über einen Influencer eine authentische, glaubwürdige Kommunikation mit der Zielgruppe führen kann, die man als Unternehmen selbst nicht so führen könnte. Konkret: Wenn eine Person, die in einem Gebiet als Influencer wahrgenommen wird und viele andere Marken nutzt, über ein Unternehmen sagt, dass etwas gut ist – dann ist das glaubwürdiger, als wenn ich das selbst von mir behaupte. Wenn soziale Netzwerke uns vom Monolog in den Dialog zu unseren Zielgruppen gebracht haben, so sind die Influencer jene, die den Dialog um menschliche Authentizität, Vertrauen und Glaubwürdigkeit erweitern können.
Als größten Pain sehe ich, dass viele Unternehmen nicht bereit sind, die Zeit für ein gutes Influencer-Programm, also auch in die Influencer-Suche, zu investieren und oftmals die falschen Influencer ausgewählt und wie eine traditionelle Werbeeinschaltung eingesetzt werden.
MedienManager: Sie selbst nutzen Influencer-Marketing neuerdings auch für B2B. Wie funktioniert das, und ist das auch für KMU eine interessante Variante?
Egger: Grundsätzlich kann das für ein KMU eine sehr interessante Variante sein. Vor allem dann, wenn ich Fachexperten kenne oder passende Fachexperten habe, die ich als Influencer einsetzen könnte, ist B2B-Influencer-Marketing ein tolles Marketinginstrument. Wer online über seine Arbeit oder sein Gebiet spricht, Blogartikel schreibt, twittert usw., kann ein wichtiger Fürsprecher für das Unternehmen sein – egal in welcher Branche. Das kann natürlich auch ein Mitarbeiter sein, wobei die rechtliche Lage, wer dann für die Inhalte zuständig ist, geklärt werden muss. Was ganz wichtig ist, ist zu wissen, dass solche B2B-Influencer-Marketing-Programme sechs bis neun Monate Vorlaufzeit brauchen und komplett anders funktionieren als jene im B2C-Bereich.
MedienManager: In Zeiten von Corona sitzen wir alle im selben Boot, nämlich in der Quarantäne. Wie kann man diese Zeit sinnvoll nützen, um beispielsweise das eigene Influencer-Marketing für das nächste Halbjahr aufzustellen?
Egger: Wenn man weiß, dass man Budget haben wird und gerne neue Wege gehen möchte, dann schlage ich vor, zu recherchieren, wer eigentlich die eigene Zielgruppe beeinflusst: Wessen Social-Media-Accounts folgen die eigenen Follower noch? Was kommentieren sie? Wen bewundern sie? Wessen Artikel teilen sie? Wer bringt die Followerschaft dazu, seine Themen zu teilen? Einfach zuhören und recherchieren, wo sich diese Menschen aufhalten und wen es da noch so gibt, der über das eigene Thema spricht. Seinen eigenen Followern kann man diese Fragen über soziale Netzwerke einfach stellen und die Antworten analysieren. Genauso kann man sein eigenes Verhalten beobachten, wie z. B. im B2B, welchen Fachexperten man selbst folgt. Im nächsten Schritt ist es gut, die eigene Kommunikation zu durchleuchten, auch wie die Kunden zu einem kommen. Daran kann man sehen, welche Kanäle die Influencer bespielen sollten und welche Informationen gesucht werden. Wenn man das zusammenstellt, bekommt man ein klares Bild, was man tun könnte. Dabei sollte man nicht vergessen, dass man für eine funktionierende Kommunikation auch hier Paid, Earned, Owned und Shared Media benötigt. Nach Corona wird eine authentische, glaubwürdige und offene Kommunikation wichtig sein, deswegen rate ich auch jedem, diese Zeit dafür zu nutzen.
MedienManager: In jedem Marketingbereich gibt es Spezialausdrücke, die einen zum Auskenner machen. Welche muss man bei einer Diskussion über Influencer-Marketing auf jeden Fall kennen?
Egger: Ich würde sagen, dass die Begriffe Micro-Influencer, Creator Economy, Engagement-Rate (wobei diese sich gerade überholt), Cost-per-Engagement und Instameet gerade die Begriffe sind, die bei uns sehr oft genutzt werden.
Interview:
Tatjana Lukáš