Schmiermitteln der menschlichen Kommunikation

Zum Welttag der Komplimente: Über Lob und Anerkennung im betrieblichen Umfeld 

Es ist der Tag der Komplimente. Und das ist vielleicht ein günstiger Moment, um inne zu halten und zu überlegen, wie man es mit Komplimenten im Unternehmen eigentlich so hält. Übrigens ist das durchaus ein relevantes Thema im betrieblichen Kontext. Denn das Lob ist beispielsweise ein wichtiges Tool für die Mitarbeitermotivation. Gerade in der Rolle als Führungskraft macht es also durchaus Sinn, mehr Anerkennung auszusprechen. Ein Plädoyer für die Schmiermitteln der menschlichen Kommunikation.

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Lob ist keine reine Chefsache. Auch als Mitarbeitender darf, kann und soll man loben. ©Titanium/AdobeStock

Oft treffen wir gerade im Geschäftsumfeld immer noch Betriebskulturen an, in denen nur derjenige eine Runde weiterkommt, der einstecken kann. Frei nach dem Motto: „Nicht zusammenstauchen ist Lob genug!“ Schon der deutsche Maler Anselm Feuerbach bemängelte: „Tadeln ist leicht, deshalb versuchen sich so viele darin. Mit Verstand zu loben ist schwer, darum tun es so wenige.“ 

Dabei ist Lob nicht nur Balsam für die Seele. Es ist ein mächtiges Instrument, um Mitarbeitende zu motivieren. Und diese Anerkennung spüren leider immer noch zu viele Menschen in ihren Betrieben so gar nicht. Als die Plattform „Kraftwerk Anerkennung“ Arbeitnehmende in Deutschland und Österreich dazu befragte, wie oft sie denn im Job gelobt werden, kam ein erschreckendes Ergebnis heraus: 60 Prozent der Befragten erhalten Lob nur einmal im Monat oder seltener. Im Schnitt liegen 75 Tage zwischen zwei positiven Rückmeldungen. 81 Prozent der Vorgesetzten sind der Meinung, häufig Lob und Anerkennung auszusprechen. 67 Prozent der Arbeitnehmer ohne Führungsposition sind hingegen der Meinung, selten oder nie Anerkennung zu erhalten. Und neun von zehn Befragten wünschen sich mehr Lob.

Dabei wäre es doch so einfach. Ein Kompliment, ein Lob, eine Anerkennung auszusprechen, sorgt gemäß der Wissenschaftlerin Judith Mangelsdorf (Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie) im Gehirn für Bewegung. Sie hat erforscht und dokumentiert, dass Glückshormone ausgeschüttet werden, beispielsweise Oxytocin, das zwischen Menschen für Verbundenheit sorgt.  Zudem können ihr zufolge auch andere Glückshormone wie Dopamin oder Serotonin produziert werden. Denn der Körper merkt: hier ist etwas Positives passiert. 

Warum sind Komplimente wichtig?

Komplimente sind gewissermaßen das Schmiermittel in der zwischenmenschlichen Kommunikation – ähnlich wie ein Lächeln. Und die Kommunikation ist in sich wieder der eigentliche Baustein für gelingende Beziehungen. Komplimente sind, gut und ehrlich platziert, ein wichtiger Teil der Wertschätzung. Der bekannte US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow bezeichnet diesen Aspekt in seiner berühmten Pyramide sogar als menschliches Grundbedürfnis. 

Lob und Anerkennung sind nicht ganz identisch. Das Lob und das Kompliment sind jeweils Formen spontaner Wertschätzung. Beide Versionen sollten möglichst konkret sein, damit sie wirken und der Gelobte weiß, warum er oder sie so etwas gerade erhält. Loben können der Chef ebenso wie die Kollegen oder Kunden. Gerade das ist im betrieblichen Kontext wichtig und wird so gerne vernachlässigt: Lob ist keine reine Chefsache. Auch als Mitarbeitender darf, kann und soll man loben, die Kollegen und Geschäftspartner und vor allem, wenn man einfach mal beim Chef vorbei schlendert und ihm anerkennend sagt, dass man es super fand, wie er diese Produktionslücke gemanagt, das Meeting effizient gestaltet oder die Ferienplanungen wieder ermöglicht hat.

Vergleichbar ist diese Form der Wertschätzung mit einem gelegentlichen Schulterklopfen. Die Anerkennung ist hingegen mehr Haltung als spontane Bekundung: Jemand erkennt die regelmäßige Qualität oder Leistung einer Person an – und respektiert und schätzt sie dafür. Anerkennung muss nicht konkret sein. Sie beurteilt das Gesamtbild. Sie ist etwas, das die meisten Menschen auch nonverbal spüren. Es zeigt sich schon im alltäglichen Umgang untereinander.

 Tipps: Drei goldene Regeln für Lob und Komplimenten  

  1. Ehrlich sein!
    Lob, Anerkennung oder ein Kompliment müssen vor allem ehrlich sein. Zwar lässt sich verbal so manches vortäuschen – doch die Körpersprache verrät, ob das auch ernst gemeint oder nur so dahingesagt war. 
  2. Konkret sein!
    Sagen Sie explizit, warum und wofür Sie Ihren Kollegen, Ihren Mitarbeitenden, Ihren Chef schätzen. Ein vielleicht noch gut gemeintes „gut gemacht“ hat nicht die gleiche Wirkung wie die Aussage „diese Präsentation hast du wirklich top gehalten“.
  3.  Sich selbst zurück nehmen!
    Keine Angst, die Wertschätzung für eine andere Person bedroht nicht das eigene Ego. Es ist Zeichen von Größe, einem Kompliment nicht gleich noch ein Selbstbelobungssatz hinterher zu schieben. „Diesen Kunden hast du mit deiner Argumentation perfekt überzeugt. Gut gemacht! Es hat sich gelohnt, dass du dich an meine Argumentations-Checkliste gehalten hast!“

 

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Stefan Häseli, Kommunikationstrainer, & Keynote-Speaker

Über den Autor
Stefan Häseli ist Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Der Kommunikationsexperte begleitet seit Jahren zahlreiche Unternehmen bis in die höchsten Vorstände von multinationalen Konzernen. Er doziert an Universitäten und Fachhochschulen im Themenfeld Kommunikation. Als Experte nimmt er im Radio und TV-Stationen immer dann Stellung, wenn Kommunikation irgendwo auf der Welt gerade eine entscheidende Rolle spiel, wie beispielsweise die ersten Wochen „Donald Trump“ oder der Blick auf das Kommunikationsverhalten von Boris Johnson.

Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägt seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikel und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. In seinen Vorträgen und Seminaren vermittelt er Wissen kurzweilig und gespickt mit Beispielen aus der Praxis sowie amüsanten Anekdoten – stets mit einem liebevollen Augenzwinkern. Sein neuestes Buch „Glaubwürdig – Von Schauspielern fürs Leben lernen“ beleuchtet er anhand erfrischender Denkansätze, wie wir unsere Selbstwirksamkeit kritisch hinterfragen, glaubwürdig und authentisch rüberkommen und unsere Rollen und den Umgang mit Erwartungen besser gestalten können. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kino-Filmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen.