Wo die Wirtschaft Künstliche Intelligenz einsetzt

Studienleiter Andreas Renner stellt einen „breiten Einsatz über fast alle Bereiche“ fest 

In welchen Bereichen und bei welchen betriebswirtschaftlichen Aufgabengebieten plant die mittelständische Wirtschaft den Einsatz von Künstlicher Intelligenz? Dieser Frage ist die Steinbeis Augsburg Business School nachgegangen. Die Kaderschmiede hat hierzu eine Umfrage unter mehr als 100 Top­managern aus überwiegend mittelständischen Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt.* Wesentliche Erkenntnisse aus der Befragung wurden im Rahmen der Starnberger See Gespräche, einem hochkarätigen Unternehmer- und Managertreffen, bei dem die großen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Themen im Mittelpunkt standen, vorgestellt.

Produktion und Logistik am wichtigsten

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: in beinahe allen Bereichen, aber am stärksten in der Produktion und Logistik und am wenigsten in der innerbetrieblichen Kommunikation. So stufen 89 Prozent der befragten Manager den KI-Einsatz in der Fertigung in der einen oder anderen Form als gegeben ein; 53 Prozent halten KI für eine künftige Kern­kompetenz in der Produktion (Mehrfachnennungen waren erwünscht). In der Logistik räumen 57 Prozent der KI eine Schlüsselfunktion ein; weitere 32 Prozent sehen dort zumindest Anknüpfungspunkte für KI. Ähnlich hoch schätzen die mittelständischen Führungskräfte die KI-Nutzung im Supply Chain Management ein: 56 Prozent Kernfunktion, 33 Prozent Anknüpfungs­punkte.

Produktentwicklung und Marketing ebenfalls wichtig

Mehr als die Hälfte der Mittelstandsmanager sind zudem fest davon überzeugt, dass KI in der Produktentwicklung (51 Prozent) und im Marketing (52 Prozent) eine führende Rolle spielen wird. 40 Prozent versprechen sich deutliche Vorteile durch die KI-Nutzung im Vertrieb; weitere 38 Prozent erwägen zumindest den Einsatz im Rahmen von Vertriebsstrategien. Vor allem die Kundenkommunikation wollen mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Topmanager mittels Künstlicher Intelligenz optimieren. 

Bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle haben 38 Prozent der Befragten fest vor, sich von KI-Systemen helfen zu lassen. Weitere 34 Prozent wollen hierzu zumindest teilweise auf KI-Unterstützung zurückgreifen. 

Geringer KI-Einsatz im Personalwesen

Auffallend niedrig ist der Ruf nach Künstlicher Intelligenz in der Personalabteilung. 64 Prozent halten den KI-Einsatz im Personalwesen zwar nicht für abwegig, aber nur 34 Prozent stufen ihn dort als wichtig ein. Etwas KI-freundlicher sieht es laut Umfrage bei der Lohn- und Gehalts­abrechnung aus: 77 Prozent sehen Ansatzpunkte, aber nur 40 Prozent halten KI dort für zwingend notwendig.

Künstliche Intelligenz kann maßgeblich zum Umweltschutz und zur Erreichung der Klimaziele beitragen, wird oftmals behauptet. Das spiegelt die Umfrage für die Wirtschaft ebenfalls wider. Drei Viertel der Firmenbosse im Mittelstand wollen KI nutzen, um die Nachhaltigkeit ihres Unternehmens zu verbessern. Für ein Viertel steht dieser Aspekt sogar ganz weit oben auf ihrer Agenda für den betrieblichen KI-Einsatz, hat die Steinbeis Augsburg Business School herausgefunden.

„Das Gros der Mittelständler plant die Nutzung Künstlicher Intelligenz über praktisch alle Betriebsebenen und Bereiche hinweg“, resümiert Andreas Renner, Akademischer Direktor der Steinbeis Augsburg Business School und Studien­leiter der aktuellen KI-Untersuchung.

Starnberger See Gespräche mit KI und Nachhaltigkeit

Die Vorstellung aller Umfrageergebnisse erfolgte auf den „Starnberger See Gesprächen“ am 27. September. Dabei handelte es sich nach Angaben der Steinbeis Augsburg Business School um ein „Netzwerktreffen für Unternehmer, Vorstände, Geschäftsführer, Aufsichtsräte und Beiräte“. Die Kaderschmiede hatte erst kürzlich für diese Zielgruppe ein neues Managementbuch über „Künstliche Intelligenz für Entscheider“ vorgestellt, an dem internationale KI-Koryphäen wie Prof. Dr. Sebastian Thrun und Prof. Dr. Alexander Richter als Autoren mitgewirkt haben. Einige der Autoren waren auf den Starnberger See Gesprächen vor Ort dabei. KI gehörte neben Nachhaltigkeit zu den Schlüsselthemen am Starnberger See.

* Die Befragung wurde von der Steinbeis Augsburg Business School gemeinsam mit der UNO-Denkfabrik Diplomatic Council, der zentraleuropäischen Interim Manager-Community United Interim und der Oberösterreichischen Landesbank durchgeführt. Sie ist nicht repräsentativ, sondern hat sich auf die Zielgruppe von Topmanagern aus der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz fokussiert (Vorstände, Geschäftsführer, Aufsichts- und Verwaltungs- sowie Beiräte und C-Level-Berater).

© Steinbeis Augsburg Business School
Treffen auf den Starnberger See Gesprächen (vlnr): Joseph Christian Kainz (Leiter Süddeutschland der Oberösterreichischen Landesbank), Andreas Renner (akademischer Direktor Steinbeis Augsburg Business School), der ungarische Botschafter Dr. Péter Györkös, Hang Nguyen (Generalsekretärin Diplomatic Council), Andreas Dripke (Executive Chairman Diplomatic Council) / Quelle: Steinbeis Augsburg Business School

 

Die Steinbeis Augsburg Business School zählt zu den führenden C-Level-Kaderschmieden für Führungs­kräfte im deutschsprachigen Raum. Der Schwerpunkt liegt auf praxisnaher Know-how-Vermittlung durch gestandene Praktiker („Betriebspraxis statt ex cathedra“). Das Themenspektrum umfasst alle unternehmerischen Bereiche, von Unternehmensführung und Leadership über Change Management, Innovation und Digitalisierung, agile Transformation, Talentmanagement, Sales und Marketing bis hin zu Personalentwicklung, Projekt- und Prozessmanagement sowie Finanzwesen. Bei allen Themen steht die praxisnahe Trans­formation des Know-hows in den betrieblichen Alltag im Vordergrund. Die Marke Steinbeis steht seit über 30 Jahren für erfolgreichen Wissens- und Technologietransfer. Der Verbund bietet Management- und Technologiekompetenz aus einer Hand, wobei stets der konkrete Nutzen für Kunden und Partner im Fokus aller Projekte steht.