20 Jahre FH-Journalismusausbildung „großer Erfolg“

Seit zwei Jahrzehnten können sich angehende Journalistinnen und Journalisten an Fachhochschulen für den Beruf ausbilden lassen. Der 2002 gegründete Studiengang „Journalismus und Unternehmenskommunikation“ an der FH Joanneum in Graz markierte den Beginn praxisorientierter akademischer Journalismusausbildung in Österreich. Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner sieht einen „großen Erfolg“. Aus den FH-Studiengängen rücke mittlerweile der meiste Nachwuchs nach.

Die Etablierung der FH-Studiengänge hat laut Kaltenbrunner wesentlich zur Akademisierung der Branche beigetragen. Zwischen 2006 und 2019 habe sich die Zahl der Journalistinnen und Journalisten mit Universitäts- und Hochschulabschluss von 34 Prozent auf 48 Prozent erhöht, wie aus den vom Medienhaus erstellten Journalismus-Reports hervorgehe. 2019 seien 23 Prozent, also fast ein Viertel der Journalistinnen und Journalisten unter 30 Jahren aus Journalismusstudiengängen gekommen. Die FH Joanneum in Graz und das 2003 gegründete Journalismus-Institut der FH Wien der WKW seien „zentrale Träger dieses Prozesses“, so Kaltenbrunner, der das Entwicklungsteam für den Studiengang an der FH Wien leitete, gegenüber der APA.

Österreich sei bei dieser Professionalisierung auf Hochschulebene gegenüber anderen europäischen Ländern „ein extremer Nachzügler“ gewesen, habe den Rückstand mit den FH-Studiengängen aber weitgehend aufgeholt. Das Joanneum lobt Kaltenbrunner als „besonders innovationsfreundlich“. „Viele Projekte und jedenfalls digitale Strategien der Studierenden dort sind der Realität in den meisten Newsrooms um Jahre voraus und werden dort dringend benötigt.“

Der „große Erfolg“ der FH-Studiengänge habe mittlerweile aber auch einen Haken, findet Kaltenbrunner. Denn wie auch aktuelle Studien des Medienhauses zeigen, brauche es mehr Diversität in den Redaktionen. „Also Menschen, die aus anderen Lebenserfahrungen kommen, eventuell keinen einschlägigen Studienabschluss, aber andere spannende Erfahrungen und Expertisen haben.“ Studien mit Zulassungsverfahren würden das Risiko bergen, dass die Studierenden sehr uniform ausgewählt seien, es soziale und regionale Barrieren schon beim Eintritt gebe und „die zehn Prozent bestqualifizierten Bewerber dann im Gesellschaftsverständnis allzu monocolor ausgebildet“ werden. „Eine FH-Aufgabe wäre da, viel Spielraum zu geben und zu Widerständigkeit, Frechheit, Experimenten zu motivieren“, so Kaltenbrunner.

Mangelnde Diversität im Studium kann Heinz M. Fischer, Leiter des Instituts „Journalismus und Digitale Medien“ an der FH Joanneum, nicht erkennen. „Wir haben etliche Studierende, deren Mutterland nicht Österreich ist. Und ebenso haben wir etliche Studierende, deren ursprüngliche Sprache nicht Deutsch gewesen ist“, hält Fischer gegenüber der APA fest.

Das Institut, das am heutigen Freitag das 20-Jahr-Jubiläum feiert, hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten 800 Absolventinnen und Absolventinnen hervorgebracht. Seit Beginn wird im Bachelorstudiengang sowohl Journalismus als auch PR gelehrt: „Bei aller Unterschiedlichkeit der Ausrichtung von Journalismus und PR gibt es erwiesenermaßen Kompetenzschnittstellen, beispielsweise den qualitativ hochwertigen Umgang mit Sprache und Texten, aber auch das Wissen um Medienlogiken und Kompetenzen im Visuellen“, erklärt Fischer die Idee dahinter.

Die Studien- und Lehrgänge des Instituts seien durch die fortschreitende Digitalisierung in den vergangenen Jahren deutlich technischer und pluralistischer geworden. Für die Zukunft sei das Institut gut gerüstet, die Studienpläne würden den Erfordernissen der Medienentwicklung kontinuierlich angepasst. Kommendes Jahr starten an der FH Joanneum etwa unter anderem die beiden Lehrgänge „Nachhaltigkeitskommunikation und Klimajournalismus“ sowie „Fact Checking & Verification“.