Herbert Pichler-Inklusions-Medienpreise erstmals verliehen

Der Herbert Pichler-Inklusions-Medienpreis von „Licht ins Dunkel“ und ORF ist erstmals für exzellente Berichterstattung im Bereich der Inklusion verliehen worden. Die mit jeweils 3.000 Euro dotierten Auszeichnungen gingen im neu gestalteten ORF-Atrium am Küniglberg in der Kategorie Print an Miriam Foresta, für Radio an Isabelle Engels, für Fernsehen an Zoran Dobric, für Podcasts an Barbara Sima-Ruml und für digitale Medien an Sara Tomsic.

Der Preis erinnert an den im Vorjahr verstorbenen Präsidenten des Österreichischen Behindertenrates, Herbert Pichler. Dessen Unfalltod gab Ausschlag für „Licht ins Dunkel“, die Auszeichnung ins Leben zu rufen. Unterstützt wurde der Verein dabei maßgeblich vom ORF, wie „Licht ins Dunkel“-Präsident Kurt Nekula hervorhob. Das Preisgeld steuerten Bundeskanzleramt und Sozialministerium bei.

Ursprünglich waren vier Preisträgerinnen und Preisträger vorgesehen. Die Fülle an eingeschickten Beiträge veranlasste die siebenköpfige Jury jedoch, eine fünfte Person zu küren. Jurymitglied und Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell erinnerte daran, dass wir die Gesellschaft fairer machen sollten. Dazu seien die Themen Inklusion und Diversität zentral. „Wir brauchen Köpfe, die frei von Barrieren sind. Und die Bilder davon, was geht und was nicht, werden wesentlich von Medien geprägt“, so Hausjell. Roland Weißmann, Chef des größten Medienunternehmens des Landes, bekannte sich bei der Veranstaltung zu Inklusion: „Wir als ORF sind der Rundfunk der Gesellschaft. Barrierefreiheit ist nicht nur ein Gesetzesauftrag, sondern auch unser Anliegen“, meinte der ORF-Generaldirektor.

Zwei ORF-Journalisten fanden sich auch unter den Preisträgerinnen und Preisträgern. Ö1-Journalistin Isabelle Engels wurde für den im Rahmen der „Hörbilder“ ausgesendeten Beitrag „Love, to find beauty everywhere! Evelyn Brezinas Leben mit Glasknochen“ in der Radio-Kategorie ausgezeichnet. Engels begleitete die Anfang 40-Jährige mehrere Monate lang. Das Handy ist für die Frau im Rollstuhl das Tor zu Welt. Über soziale Medien teilt sie Fotos aus ungewöhnlichen Perspektiven und entdeckt Attraktives im Unscheinbaren. Die Jury würdigte Engels für die kreative, charmante, dichte und respektvolle Umsetzung. „Ich bin sehr froh darüber, an einer fairen Gesellschaft mitarbeiten zu dürfen“, so Engels. Zu dieser würden jedoch auch faire Preise für freie ORF-Mitarbeiter zählen, wandte sie sich mit einem Appell an Weißmann.

Zoran Dobric erhielt für seinen ORF-Beitrag „Inklusion in Schulen“ den Preis in der Kategorie Fernsehen. Dieser nimmt das falsche Bild der Gesellschaft vom Asperger-Syndrom in den Fokus. Dobric dankte „Licht ins Dunkel“ als auch dem verstorbenen Pichler für deren Arbeit. Dadurch sei man heutzutage ein Vielfaches näher an einer vollumfänglichen Inklusion von Menschen mit Behinderung.

In der Kategorie Print setzte sich Miriam Foresta für ihre Magazin-Serie „So lebe ich!“ durch, die in der Zeitschrift „Space“ des Österreichischen Jugendrotkreuz erscheint. Darin wird Kindern und Jugendlichen eine Bühne geboten, über ihre jeweiligen Lebensumstände zu sprechen und darüber, wie sie diese trotz Einschränkungen meistern. Dabei stünden die Personen selbst im Vordergrund, würdigte die Jury die Arbeit Forestas. Die Gekürte versucht Neugierde zu vermitteln und Angst zu nehmen, wie sie in ihrer Dankesrede sagte.

Barbara Sima-Ruml wurde für ihren Podcast „Bekenntnisse einer Vierrad-Diva“ geehrt. Darin plaudert sie über ihren Alltag im Rollstuhl und Vorurteile, die ihr begegnen. Die Jury befand, dass es ihr damit gelinge, auf humorvolle Weise neue Perspektiven zu eröffnen. „Wir alle wollen Inklusion, aber wir stoßen auf fehlende Barrierefreiheit, fehlende Akzeptanz und fehlende Karrieremöglichkeiten“, so Sima-Ruml, die ihre Rede dazu nützte, alle aufzurufen, mehr für Inklusion von Menschen mit Behinderung zu tun. An die Medienhäuser des Landes appellierte sie, mehr Personen mit Einschränkungen zu beschäftigen.

Die fünfte Auszeichnung ging an Sara Tomsic für ihren Artikel „Erziehen muss mich keiner mehr“, der auf der Onlineseite der „Zeit“ erschien. Der Beitrag dreht sich um Denise, die mit Muskelschwund konfrontiert ist, aber dennoch von zuhause auszog, um unabhängiger zu werden. Der Autorin sei es mit dem Text gelungen, die Ambivalenz vom Wunsch nach Selbstbestimmung und der gleichzeitigen Angewiesenheit auf andere darzustellen. Tomsic konnte den Preis nicht persönlich entgegen nehmen.