Institutionen sind wenig auf Internet-Blackout vorbereitet

Ein Leben ohne Internet ist heute kaum noch vorstellbar. Aber nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Organisationen und Regionen sind oft schlecht auf einen Internet-Blackout vorbereitet – mit weitreichenden Folgen, weiß Manfred Gronalt vom Institut für Produktionswirtschaft und Logistik der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Verwehren Hackerangriffe oder technische Probleme den Internet-Zugriff, will das von ihm geleitete Projekt „Isidor“ Handlungsempfehlungen bieten.

Ein Internet-Blackout würde „auf ganz viele Faktoren unseres täglichen Lebens sofort einen unmittelbaren Einfluss haben“, erklärte Gronalt im Gespräch mit der APA. Bei einer vernetzten Krise – wie der Internet-Blackout eine ist – seien viele Sektoren betroffen. Im Gegensatz etwa zu einem Hochwasserereignis würden diese Krisen nicht linear verlaufen. Expertise im Umgang damit braucht auch das Innenministerium, dessen Anfrage das Projekt im Jahr 2020 eingeleitet hat. Gefördert wird es im Rahmen des Österreichischen Sicherheitsforschungsförderprogramms KIRAS.

Wie ein Internet-Blackout überhaupt zustande kommt, ist für das – nach dem Schutzpatron des Internets benannte – „Isidor“-Projekt nicht relevant. „Es ist passiert, das Ereignis hat stattgefunden“, unterstrich Gronalt den Ausgangspunkt. Denn: Man müsse damit rechnen, dass das Internet irgendwann für eine bestimmte Zeitspanne für mehrere Services nicht zur Verfügung stehen werde. Nicht nur das – jede Institution solle davon ausgehen, dass Hacker sich bereits Zutritt zu ihren Systemen verschafft haben, sagte Gronalt mit Verweis auf die jüngsten Angriffe auf die Medizinische Universität Innsbruck und das Land Kärnten.

Hier stellen sich die Fragen, die man zu beantworten sucht: Wie sind bestimmte Sektoren auf die Krise vorbereitet? Wie könnte sich der Ausfall bemerkbar machen? Relevant sei jedenfalls nicht bloß die Frage, ob das Internet erreichbar sei. Beispielsweise können auch Daten, die man aus dem Internet bekommt, nicht mehr vertrauenswürdig sein, digitale Zahlungsprozesse nicht mehr funktionieren oder Kommunikationskanäle eingeschränkt werden. Im Gesundheitssektor könnten etwa Patientendaten nicht mehr übertragen werden.

Die betroffenen Institutionen wären in den meisten Fällen nicht ausreichend vorbereitet, berichtete der Projektleiter. „Es ist immer schwierig, wenn man die gewohnte Situation verlassen muss.“ Die gewohnte Situation – das sei eine zumindest teilweise Abhängigkeit vom Internet. Back-ups, redundante Systeme, etwa ein lokaler Datenpuffer oder die Möglichkeit, auf analoge Strukturen zurückzugreifen, seien Maßnahmen, die einen Weg durch die Krise ermöglichen, sagte der Forscher.

Immer wieder habe man von Unternehmen und Sektoren Feedback über die Ergebnisse von „Isidor“ erhalten, erzählte Gronalt. So fand etwa Ende Mai ein Übungs-Workshop statt, in dem eine vernetzte Krise simuliert wurde. Schlussendlich soll das Projekt verschiedenen Sektoren eine Liste von Handlungsempfehlungen bieten. Ende September werden die Ergebnisse bei einem Abschlussworkshop präsentiert.

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