„Krone“ wappnet sich für Kampf um „unsere Unabhängigkeit“

Aus der „Kronen Zeitung“ schallen kampfbereite Töne in eigener Sache. „Unsere Unabhängigkeit“ wird am Freitag in einem Kommentar beschworen: „Wir verteidigen ein Erbe“, heißt es in dem Text, der mit „Aurelius“ gezeichnet ist – einst ein Pseudonym von „Krone“-Gründer Hans Dichand. Als Hintergrund liegt der Einstieg von Investor Rene Benko bei der Krone via Hälfteeigner Funke auf der Hand.

Zwischen Funke und Dichand-Familie, die bis letztes Jahr je 50 Prozent an der größten Boulevardzeitung Österreichs hielten, kriselt es seit langem. Ende des Jahres stieg dann Benkos Signa Holding bei Funkes Beteiligungsfirma ein und hält nun ein knappes Viertel an der „Kronen Zeitung“. Medienberichten zufolge war das nicht das Ende der Fahnenstange, die Verträge sollen eine Komplettübernahme vorsehen. Allerdings zu Bedingungen, wird kolportiert. Ein Knackpunkt soll laut „Standard“ der garantierte Vorabgewinn für die Dichands sein. Und dieser langjährige Streitpunkt sei, so schreibt die Zeitung am Freitag, ab Ende März wieder Gegenstand eines neu eingerichteten Schweizer Schiedsgerichts.

In der vom Benko-Einstieg im Vorjahr völlig überrumpelten „Krone“ hinterlässt all dies seine Spuren. Zumindest publizistisch wurde er nicht mit offenen Armen begrüßt: Anderweitige Deals des Investors beäugt die „Krone“ seit einigen Monaten recht kritisch, er selbst gilt ihr als „Milliardenjongleur“. „Aurelius“ persönlich kritisierte im Februar die Übernahme der Otto-Wagner-Post in Wien durch Signa. Das war wiederum „Österreich“ eine Erwähnung wert, wie Wolfgang Fellners Blatt überhaupt kaum eine Gelegenheit auslässt, um in seiner Berichterstattung über „Österreichs erfolgreichsten Immobilien-Investor“ zumindest in einem Nebensatz zu erwähnen, dieser sei bei der „Kronen Zeitung“ gegen den Willen der Dichands eingestiegen.

Der nom de plume „Aurelius“, davon gehen Beobachter aus, wurde jedenfalls mittlerweile von Christoph Dichand, Herausgeber und Chefredakteur der Zeitung, übernommen. Am Freitag jedenfalls, just, als auch der Gesellschafterausschuss der Mediaprint tagte, ergriff Aurelius wieder das Wort. Unabhängigkeit „ist für uns mehr als nur ein Wort“, schrieb er auf Seite drei. In bald 60 Jahren hätten „immer wieder verschiedene Kräfte versucht, Einfluss auf die Richtung der Redaktion zu nehmen“. Man habe, den Lesern verpflichtet, „allen Anfeindungen und Stürmen standgehalten“. Der 2010 verstorbene Hans Dichand habe die Zeitung vor 60 Jahren „mit viel Herzblut gegründet. Wir bewahren sein Erbe, wir verteidigen ein Erbe, das ein wichtiger Teil der Geschichte der Zweiten Republik ist.“ Für die APA war Christoph Dichand am Freitag vorerst nicht erreichbar.