Neuer „Wiener Zeitung“-Geschäftsführer will „Gas geben“

Der neue Geschäftsführer der „Wiener Zeitung“ will bei der Restrukturierung des Unternehmens „Gas geben“. Bis Ende des Jahres soll die neue Strategie stehen, sagt Martin Fleischhacker im APA-Interview. Publizistisch will er „die Qualität der Redaktion“ erhalten und einen Fokus aufs Digitale setzen. Ein Chefredakteur soll demnächst bestellt werden.

Fleischhacker wurde für drei Jahre verpflichtet und soll das Unternehmen für die Abschaffung der Pflichtveröffentlichungen rüsten, die sich ÖVP und FPÖ in ihrem Regierungsprogramm vorgenommen haben. Das klingt nach einer Mission Impossible, wurden doch 2017 18 Millionen Euro des Gesamtumsatzes von 22,6 Millionen daraus bestritten.

„Wir werden nicht nur ein Standbein haben“, sagt Fleischhacker dazu. Schon in seiner bisherigen Aufgabe – zuletzt war er als CIO unter anderem für IT und Controlling zuständig – habe er neue Geschäftsmodelle erarbeitet. Seit einigen Monaten hat die „Wiener Zeitung“ auch eine eigene Produktentwicklungsunit. Im Strategieprozess „haben wir 268 Produktideen gesammelt, von der Einzelidee bis zum vollwertigen Business Case“. All das habe man „gefiltert, Bundles gebildet, die gilt es nun zu konkretisieren“.

Nach Fleischhackers Ansicht steht dem Thema Pflichtveröffentlichungen „die Notwendigkeit von Verlautbarungen und Veröffentlichungen gegenüber: Es wird sie weiter geben. Die Frage ist nur, in welcher Form und wie die Finanzierung geregelt ist.“ Er will dies „rasch und genau mit den Eigentümern diskutieren“. Ihm geht es „um die Frage: Wie kann eine zeitgemäße, gut verständliche und transparente Verlautbarung künftig ausschauen? Wir sehen uns prinzipiell als Schnittstelle zwischen Staat und Verwaltung sowie Bürgern und Wirtschaft.“ Derzeit gebe es „viele Verlautbarungen an unterschiedlichen Stellen“. Als mögliche „Win-Win-Situation“ schwebt Fleischhacker „eine Plattform, serviceorientiert“ vor. Aber: „Auch digital entstehen Kosten, daher ist ein effizientes Vorgehen wesentlich, sodass die Republik einen Nutzen daraus zieht, aber vor allem auch der Unternehmer und Bürger.“

Konkrete Konzepte gibt er indes noch nicht Preis, denn nun gehe es darum, die Strategie-Entwürfe mit den Eigentümern und den Stakeholdern zu erörtern. Ewig Zeit lassen will sich Fleischhacker aber nicht: „Mein Plan ist, dass wir uns noch in diesem Jahr auf eine Strategie einigen können. Drei Jahre ist eine sehr forcierte Zeit, da müssen wir Gas geben“.

Und die Zukunft der Redaktion? „Mein Ziel ist es auf jeden Fall, die Qualität der Redaktion zu erhalten“, hält der Geschäftsführer fest. „Es gibt einen Bedarf an valider und qualifizierter Information. Diese Rolle werden wir auch in Zukunft ausfüllen können und müssen.“ Alles andere aber hält er sich offen: Die Zukunft der Printausgabe, der Erscheinungsrhythmus, das seien Fragen, die man auf Basis der neuen Strategie entscheiden müsse. Jedenfalls will er einen „starken digitalen Fokus“. Was die Verschränkung von Print und Online angeht, „müssen und werden wir aufholen“.

Dies werde er „mit dem neuen Chefredakteur besprechen“, den Fleischhacker „demnächst“ vorschlagen will. Ob das Walter Hämmerle sein wird, der die Redaktion seit der Abberufung von Reinhard Göweil vor rund einem Jahr interimistisch führt, lässt Fleischhacker noch nicht durchblicken. Nur so viel: „Wir werden uns natürlich anschauen, wer der Chefredakteur ist, der ins digitale Zeitalter vorangehen kann und mit seiner Reputation für ein Qualitätsmedium steht.“