Neugestaltung von spanischsprachigem Dienst bei der dpa
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) wird ab 2019 ihren spanischsprachigen Dienst neu gestalten. Das bestätigte dpa-Sprecher Jens Petersen am Donnerstag der APA: „Es findet eine umfassende Umstrukturierung statt mit dann stärkerem Fokus auf Bild und Video.“ Gleichzeitig werde „ein qualifizierter Textdienst in anderer Form als bisher“ weitergeführt. „Voraussichtlich 40 Stellen fallen aber leider weg.“
Die dpa wird demnach ihre Berichterstattung im spanischen Dienst ab 2019 deutlich stärker auf visuelle Inhalte ausrichten. Der neue Textdienst sieht jedoch keine „Produktion vor Ort“ mehr vor, sondern wird sich stärker als bisher auch auf die bereits vorhandene Berichterstattung der anderen dpa-Dienste in Deutsch, Englisch und Arabisch stützen, wie es in der dpa-Stellungnahme hieß.
Allerdings müssten „Stellen reiner Textreporter entfallen“, hielt Chefredakteur Sven Gösmann in einer der APA übermittelten Stellungnahme fest. „Wir bedauern das sehr und sind in konstruktiven Gesprächen mit den betroffenen Mitarbeitern über eine sozialverträgliche Lösung“, so Gösmann. Rund 40 Mitarbeiter, vor allem in Spanien und Lateinamerika, dürften betroffen sein.
Diese Neuorientierung des spanischen Dienstes führe auch zu einer Restrukturierung des bisherigen Netzes: „Die Büros des Dienstes in Buenos Aires, Rio de Janeiro, Bogota, Mexiko-Stadt, Havanna und Madrid bleiben als Korrespondentenplätze erhalten. Ferner arbeiten feste und freie Mitarbeiter der dpa in der spanischsprachigen Welt den Regionalhubs in Buenos Aires und Madrid zu.“
„Organisiert vom neugegründeten Visual Desk im Berliner Newsroom der Agentur und wie bisher vom Fotohub in Buenos Aires, sollen künftig verstärkt Videos und Fotos aus der spanischsprachigen Welt angeboten werden“, hieß es seitens der Deutschen Presseagentur weiter. „Damit reagiert die dpa in ihrem internationalen Geschäft auf den zunehmenden Wunsch von Bestandskunden wie potenzieller Partner nach dem Ausbau des Angebots an Bewegtbild und Foto.“
„In der Neuorientierung sehen wir als dpa die Möglichkeit, unseren spanischen Dienst als einen wichtigen Komplementäranbieter im spanischsprachigen Markt weiterzuführen und gleichzeitig die internationalen Bilder- und Videodienste der Agentur zu stärken“, betonte Chefredakteur Gösmann. Peter Kropsch, Vorsitzender der dpa-Geschäftsführung, sprach gegenüber dem „Deutschlandfunk“ von „einem enorm schmerzhaften Schritt“. Dieser sei aber „absolut notwendig wegen hoher Verluste und wegen einer sehr schwierigen Marktsituation“.
Allerdings hatte der „Deutschlandfunk“ berichtet, dass der spanischsprachige Dienst überhaupt eingestellt werde. Dies wurde von Sprecher Petersen in Abrede gestellt. Ivo Marusczyk, ARD-Korrespondent in Südamerika, beurteilte die Einschnitte gegenüber dem „Deutschlandfunk“ dennoch kritisch. „Für die Medien hier in Südamerika war die dpa eine sehr, sehr wichtige Quelle“, sagte er. Vor allem für unabhängige Berichterstattung sei sie relevant, auch wenn es um die Nachbarländer gehe. „Da war die dpa einer der ganz großen Player und auch eine der höchstangesehenen Quellen.“
Teilweise würden Zeitungen sogar bei Berichten über das eigene Land auf die Agenturtexte zurückgreifen: „Ich war immer wieder überrascht, wenn man hier in Zeitungen blättert, dass man auch dpa-Texte findet.“ Das liege vor allem daran, dass die Journalisten kaum Alternativen haben: Es gibt in Südamerika weder öffentlich-rechtliche Medien, noch größere unabhängige Agenturen. Die staatlichen Agenturen verbreiteten mehr oder weniger Propaganda, sagte Marusczyk.
Lediglich die Nachrichtenagenturen EFE aus Spanien und AFP aus Frankreich kämen als Ausweichmöglichkeit in Betracht: „Aber man muss dazu sagen, die gelten als nicht ganz so unabhängig wie die dpa.“ Die wirtschaftliche Argumentation der dpa kann der Südamerika-Korrespondent dennoch nachvollziehen. „Die dpa hat definitiv Kunden verloren. Vielen Zeitungen hier in Südamerika geht es noch schlechter, als es den Zeitungen bei uns geht.“
Das habe man zuletzt auch in Brasilien gesehen: „Die jungen Leute in Brasilien haben gesagt, sie verlassen sich eigentlich bei den Wahlen überhaupt nicht mehr auf die Medien, sondern sie holen sich ihre Info im Wesentlichen über WhatsApp, über die sozialen Netzwerke. Wir haben in Brasilien gesehen, wohin das führt: Über eine Kampagne, die fast nur über die sozialen Netzwerke geführt wurde, konnte ein rechtsradikaler Kandidat die Wahl gewinnen.“