Krisenmanagement ist Geschäftsführer-Verantwortung
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen.
Da ein erheblicher Teil unserer MedienManager-Leser dem KMU-Bereich angehört, möchte ich mich heute in meiner Profession als Unternehmensberater an unsere Leserschaft wenden. Das Coronavirus hat die Welt fest im Griff und hält die Menschheit in Atem. Aber nicht nur die gesundheitliche Bedrohung unserer Gesellschaft, sondern auch die wirtschaftliche Ohnmacht vielerorts verlangt Arbeitnehmern und Arbeitgebern Außergewöhnliches, wenn nicht sogar Übermenschliches ab. Beinahe alle Branchen sind dabei betroffen, und vor allem die Klein- und Mittelbetriebe müssen zusehen, wie sie über die Runden kommen. Und genau in diesem Bereich fehlt es oft am Zugang zu professioneller Beratung.
Aus Sicht des Unternehmensberaters und Krisenmanagers möchte ich aus gegebenem Anlass – für all jene Unternehmerkollegen, die keine Möglichkeit haben, sich beraten zu lassen – einen kurzen Leitfaden für ein erfolgreiches Krisenmanagement zur Verfügung stellen.
Wichtigste Aufgabe auf der emotionalen Ebene: Bewahren Sie Ruhe. Wem es mental gelingt, eine Krise als Auftrag zu verinnerlichen, hat die beste Voraussetzung, um eine Krise als Chance verstehen und erleben zu dürfen. Wenn Sie sich dabei menschlich oder sachlich überfordert fühlen, dann ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, sich aktiv Hilfe zu holen. Ein Zeichen von Professionalität ist, zu erkennen, wenn man selbst nicht mehr in der Lage ist, eine Situation zu bewältigen. Ein Kapitän, der sein Schiff geistig im Sturm untergehen sieht, sollte jemand anderen ans Steuer lassen. Denn jede Entscheidung, die „nicht“ oder „falsch“ getroffen wird, stellt in der Folge ein weiteres Problem dar und gefährdet Menschen und Sache. Umgeben Sie sich daher vor allem mit Menschen, die selbst genügend Energie, aber auch Know-how haben, um einen positiven Ausgang der Krise sehen und dadurch auch herbeiführen zu können.
Auf der Sachebene gilt:
Notmaßnahmen sofort einleiten (Kosten reduzieren, Projekte stoppen etc.)
Krisensituation klären
2.1 Ausgangssituation
2.2 Zielsetzung
2.3 JA zum Ziel
2.4 Maßnahmenplanung
2.5 Entscheidungen vorbereiten
Konkret werden – rational entscheiden
Einleitung und Verfolgung von Gegenmaßnahmen
Klar und unmissverständlich kommunizieren
Entschlossen handeln
Die wesentlichen Teile der Auftragsklärung sind
a) Kostenstruktur
b) Auftragsstand und Umsatz-Forecast
c) Strategieentwicklung & Liquiditätssicherung
d) Information.
Zudem darf keinesfalls außer Acht gelassen werden, dass das Krisenmanagement im Unternehmen eine für Geschäftsführer und -inhaber essenzielle Verantwortung darstellt. Es beinhaltet und fordert auch den expliziten und systematischen Umgang mit Krisensituationen. Als Unternehmensform ist die GmbH deshalb beliebt, weil sich das Haftungsrisiko des Geschäftsführers scheinbar auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt. Wer hier als Unternehmer und Geschäftsführer Informationsbedarf hat, sollte sich, um ein böses Erwachen im Ernstfall zu vermeiden, zu diesem Thema sehr konkret informieren. Denn – „Vorsicht, Falle!“ – Auch Geschäftsführer einer GmbH müssen unter Umständen persönlich haften.
Für uns alle gilt: Der Geschäftsführer einer GmbH ist gerade in der Krise der Gesellschaft einem besonders hohen persönlichen Haftungsrisiko sowohl gegenüber der Gesellschaft im Innenverhältnis als auch gegenüber Gläubigern der Gesellschaft im Außenverhältnis unterworfen.
1. Formieren Sie Ihren Krisenstab
Kommunizieren Sie und bleiben Sie nicht alleine mit Ihren Sorgen! Umgeben Sie sich mit Experten und prüfen Sie die vermeintliche Krisensituation so emotionslos und sachlich wie nur möglich. Nicht jede gefühlte Krise bestätigt sich letztlich als reale Krise. Oftmals spielen hier Angstvorstellungen unserer Wahrnehmung böse Streiche. Bei konkreter Betrachtung stellt sich meistens die befürchtete Situation dann als gar nicht so krisenhaft heraus. Sobald sich eine Krise aufgrund konkreter Analysen auf der Sachebene jedoch bestätigt, gilt es diese mit allen Konsequenzen zu akzeptieren. Leugnen und den Kopf in den Sand stecken machen Krisen immer nur schlimmer, weil diese nutzlosen Verhaltensweisen wertvolle Zeit kosten. Kommen Sie also umgehend ins Handeln.
2. Notmaßnahmen sofort einleiten
Krisensituationen erfordern ein sofortiges und überlegtes Handeln.
a) Konkrete Klärung der Krise in Form von Faktensammlung verschafft Übersicht und schützt vor panischen Reaktionen.
b) Schadensbegrenzung durch Sofortmaßnahmen zum Schutz vor einer unkontrollierten Krisenausweitung, wie bspw. das Stoppen von Investitionen in Verbindung mit Projekten, sichert wichtiges Kapital und Ressourcen.
c) Aktiv gemanagte Krisenkommunikation, um sicherstellen zu können, dass alle betroffenen Parteien aktiv, konstruktiv und lösungsorientiert in die Situationen eingebunden werden.
3. Zeit für konkrete und professionelle Klärung
Die wichtigste Notmaßnahme ist zweifellos das professionelle Klären der Krisensituation. Stürzen Sie sich keinesfalls kopfüber in Lösungsmodelle, die aus der Hüfte geschossen und ohne vorherige konkrete Klärung und Planung meist genauso gefährlich und teuer sind wie das Leugnen der Krise und das Kopf-in-den-Sand-Stecken. Lösungsmodelle zur Eindämmung von Krisen, die aus dem Zusammenhang gerissen initiiert werden, verursachen weitere Kosten und binden wichtige Personalressourcen. Zudem sind diese meist in den Teams umstritten und können zu handfesten Konflikten führen.
Bauen Sie Ihr Krisenmanagement auf einer umfangreichen Analyse der Gesamtsituation auf. Fragen wie „Was konkret verursacht die Krise?“, „Wie lange wird die Störung anhalten?“, „Welche Möglichkeiten der Korrektur haben wir?“ u. v. m. sind konkret und professionell zu studieren und zu beantworten. In der Folge sind konkrete Ziele mit rational gestalteten Lösungsmodellen zu erarbeiten. Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren.
4. Entscheidungen rational und konsequent herbeiführen
Krisensituationen in Unternehmen erfordern meist rasches Handeln. Entscheidungen können hier nicht tagelang aufgeschoben werden. Genau diese Tatsache birgt große Gefahren. Schließlich können Krisen durch Fehlentscheidungen verschlimmert werden. Es empfiehlt sich, so gut wie möglich Entscheidungen im Krisenstab zu treffen, um die daraus entstehenden Entwicklungen auch gemeinsam beobachten und steuern zu können.
5. Entschlossenheit
Maßnahmenpläne, die auf konkreten, gemeinsam erarbeiteten und gemeinsam getroffenen Entscheidungen aufbauen, müssen nun konsequent und entschlossen abgearbeitet werden. Wichtig hierbei ist, dass auf eine – trotz aller Widrigkeiten – positive Stimmung geachtet wird. Wenn sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übergebührlich engagieren, dann sollte dies gerade jetzt mit Aufmerksamkeiten in Form von Zeichen der Dankbarkeit des Managements anerkannt werden. Die Palette der Möglichkeiten reicht hier vom Danke-Mail über einen persönlichen Telefonanruf bis hin zum Strauß Blumen, der im Übrigen auch durch das Lieferservice zugestellt werden kann.
6. Neustart
Planen Sie schon während der Krise den Neustart. Zu warten, bis sich die Wogen glätten, bedeutet, kein Konzept für „nach dem Sturm“ zu haben, was bereits wieder der Auslöser für die nächste Krise sein kann!
Wichtig!!! Bleiben Sie stark und bewahren Sie einen kühlen Kopf.
Ihr Umfeld wird es Ihnen danken! Otto Koller