Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) tritt im Mai 2018 in Kraft. Für österreichische Medienhäuser ist dies nun eine besonders spannende, aber auch anstrengende Zeit, das Thema Big Data zu verankern.
Gino Cuturi, Marketinggeschäftsführer der OÖN, fällt zum Thema Datenschutz-Grundverordnung spontan etwas ein: „Bürokratie par excellence.“ Die DSGVO betrifft alle Bereiche des Hauses, wo man es mit personenbezogenen Daten zu tun habe: „Also irgendwie überall: Redaktion, Anzeigen, vor allem aber Bereiche des Lesermarktes. Wir haben intern eine Projektgruppe gebildet – Projektleiter ist unser IT-Chef und die wichtigsten Mitarbeiter der großen Abteilungen, die mit Kundendaten-Handling vertraut und dafür verantwortlich sind.“ Aufwand ist auch jenes Stichwort, das in anderen Verlagshäusern bei Nennung des Kürzels DSGVO fällt: „Die Neuerung der Datenschutz-Grundverordnung trifft Medienunternehmen in ihrem Kern“, meint etwa Markus Mair, CEO der Styria Media Group: „Bei uns sind alle Unternehmen und alle Kernprozesse unseres Geschäfts – ob digital oder analog – betroffen. Und dies sowohl im externen Bereich, also Leser und Kunden, als auch intern z. B. hinsichtlich Mitarbeiter-Daten. Das bedeutet einen enormen internen administrativen Auftrag, der sich auch maßgeblich auf unser Kerngeschäft auswirkt.“ Ein eigens zusammengestelltes Team ist mit dem Projekt beschäftigt, erzählt Mair, unterstützt von externen Beratern.
Projektgruppen. Walter Hauser, Geschäftsführer des Leser- und Usermarkts der Kleinen Zeitung, erläutert, weshalb die Details so herausfordernd sind: „Die DSGVO betrifft die gesamte Unternehmensgruppe. Deshalb wurde eine Projektgruppe installiert. In einem ersten Schritt wurden exemplarisch für die Kleine Zeitung alle Prozesse, in denen Daten be- und verarbeitet werden, im Detail analysiert und dokumentiert. In einem nächsten Schritt gilt es zu klären, wie insbesondere die umfassenden Dokumentationspflichten zu bewältigen sind, die sich aus der DSGVO ergeben. Hier wird sicher auch geprüft, ob bzw. inwieweit technische Werkzeuge unterstützen können.“ Franz Weissenböck, Data Scientist der Styria Marketing Services, bestätigt den laufenden Prozess: „Wir befinden uns aktuell in der Ist-Analyse und leiten daraus die notwendigen rechtlichen und technischen Anpassungen ab – ob sich aus dem Ganzen auch ein Vorteil generieren lässt, werden die Erkenntnisse in den nächsten Monaten zeigen. Ein Nebeneffekt dieser Analyse ist, dass wir zusätzlich auch Datensilos erkennen und diese konsolidieren können. Somit können wir den hohen administrativen Aufwand im Konzern vermutlich etwas reduzieren.“
Beschäftigungsaufwand. „Die Datenschutzgrundverordnung wird einen gehörigen Aufwand bei den Salzburger Nachrichten auslösen, allein die Vorbereitungen für das Projekt sind sehr umfangreich“, stellt SN-Geschäftsführer Maximilian Dasch fest: „Durch die Verordnung ist unser gesamtes Unternehmen betroffen, alle Prozesse werden derzeit analysiert und DSG-Konform vorbereitet, eine tiefgreifende Datenerhebung und eine Überprüfung der gespeicherten Information ist dabei notwendig.“ Weiters umfasst das Projekt eine Durchleuchtung von Workflows, die Erhebung von Interaktionen im Unternehmen, zwischen Tochtergesellschaften, Lieferanten, Kunden und Partnerfirmen. „Parallel dazu werden Schulungen für Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen vorbereitet, jeweils maßgeschneidert für die verschiedenen Abteilungen“, berichtet Dasch von der aktuellen Vorgangsweise. Wichtig sei vor allem eine gut strukturierte Herangehensweise, in deren Mittelpunkt eine komplette Analyse „vom Anrufbeantworter bis zum Zutrittssystem, vom Sicherheitssystem bis hinzu Kundeninformationen“ steht.
Skepsis. Insgesamt lässt sich aus der Stimmung der Medien-Verantwortlichen eher Unmut heraushören. OÖN-Marketing-Geschäftsführer Cuturi: „Die DSGVO bedeutet starke Erschwernis durch reine Bürokratie. Jetzt verstehe ich auch, wie die Politik Arbeitsplätze schafft, nämlich durch Bürokratieaufbau. Es kostet Zeit und Ressourcen, und die Unternehmen, die es treffen soll – Google, Facebook etc., werden wohl darüber nur lächeln…“ Ähnlich beurteilt dies auch Kleine Zeitung-Lesermarktchef Hauser: „Die DSGVO erhöht in erster Linie die Innenbeschäftigung, vor allem weil die Beweisführung an die Unternehmen delegiert wurde. Der Nutzen für den End-User ist auf den ersten Blick nicht erkennbar bzw. nicht greifbar. Sohin bleibt die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation…“ SN-Chef Dasch versucht, Positives zu erkennen: „Die DSGV stellt uns die Aufgabe, vorhandene Prozesse wiederholt zu durchleuchten und in die Sicherung und den Schutz von Daten zusätzlich zu investieren.“Jedoch bleibe ein unangenehmer Beigeschmack, so Dasch: „Das Projekt ist mit einem großen Aufwand verbunden. Bereiche, die bisher in der Verantwortung von anderen lagen, müssen jetzt zusätzlich durch uns abgesichert werden.“ Generell wird für Medienunternehmen von großer Bedeutung sein, dass eine Öffnungsklausel (soll Abweichungen und Ausnahmen von bestimmten Vorschriften der DSGVO zu journalistischen Zwecken zulassen) eine eindeutige Ausnahmeermächtigung beinhaltet, fürchte tDasch ein Hineinrutschen in das enorme Geldbußensystem der DSGVO.