Der digitale Wettbewerb ist in allen medialen Bereichen angekommen – so auch im Radio. Deshalb ließ die Stuttgarter Medienanstalt LFK eine Studie beim Consulter Goldmedia durchführen, wie die Marktchancen von Audio gewahrt bleiben können.
Das Ziel der Studie war klar: Was muss jetzt für die Zukunft des Lokalradios getan werden? Herausgekommen sind die Notwendigkeit einer zielgerichteten Förderpolitik sowie offene Lizenzierungsmodelle wie Programmkooperationen, Funkhausmodelle oder auch Kombi-Ausschreibungen für DAB-Plattformbetreiber. Freilich sind die Audiomärkte in Deutschland und Österreich nicht vergleichbar, dennoch lassen sich die Einflüsse auch hierzulande nicht verleugnen.
Transformation. Für Gottfried Bichler, Geschäftsführer von Antenne Steiermark, sind die angesprochenen Szenarien nicht neu: „Die digitale Transformation geht selbstverständlich auch an lokalen und regionalen Radiosendern nicht vorbei.“ Auf neue Entwicklungen wie Streamingdienste und Ähnliches reagiere man bereits: „Wir konzentrieren uns auf das, was wir gut können: regionales Radio. Durch die ständige Vernetzung besinnen sich immer mehr Menschen wieder auf das Lokale und Regionale – deshalb funktioniert regionales Radio auch im digitalen Zeitalter.“ Sylvia Buchhammer, Geschäftsführerin der zur Mediengruppe Österreich (MGÖ) gehörenden Antenne Österreich, sieht sich ein bisschen im Vorteil: „Wir sind selbst schon einige Zeit auf internetbasierten Wegen unterwegs. Und natürlich werden wir auf unsere Erfahrungen auf diesem Sektor zurückgreifen. Bei aller Technikfaszination dürfen wir aber nicht vergessen, dass die Hörer bzw. User vor allem der Inhalt interessiert. Danach entscheiden sie, auf welchem technischen Weg sie diesen konsumieren.“
Klare Sache. Für Günther Zögernitz, Geschäftsführer von Radio-Com Wien, die den Sender Radio 88.6 vermarktet, führt auch in Zukunft kein Weg an Radio vorbei: „Es gab in der Vergangenheit schon des öfteren Produkte, die dem Medium den Rang ablaufen wollten. Denken wir zurück an die ersten iPods oder auch später an Spotify und Amazon Music.“ Wahr sei jedoch immer gewesen, dass die Reichweiten auf einem sehr stabilen Kurs gehalten worden sind: „Hier ist es ganz klar so, dass die Hörer unterhalten und überrascht werden wollen, und das schaffe ich nicht mit einer Playlist allein.“ Radio werde auch bei der digitalen Verbreitung zukünftig Aufwind bekommen, ist Zögernitz überzeugt: „Die Qualität wird immer besser und die Werbemöglichkeiten breiter, außerdem kann über Online zielgerichteter ausgespielt werden. Zusammengefasst werden wir künftig mehrere Kanäle für das Medium Radio haben. Das sehe ich sowohl für Hörer als auch für Werbetreibende als klaren Vorteil.“
Gute Vorschläge? Zurück zur Studie der LFK und ihre Empfehlungen für die Radiomacher. Der Vorschlag in der LFK-Studie, Programmkooperationen wie Funkhausmodelle zu forcieren, könnte für lokale bzw. regionale Radiosender durchaus zukunftsfähig sein, so Antenne-Steiermark-Chef Bichler: „Wie es derzeit aussieht, wird die Verbreitung von DAB+ auch in Österreich weiter voranschreiten, daher sollte diese Entwicklung auf keinen Fall unterschätzt werden. Dennoch dürfen UKW und vor allem internetbasierte Dienste wie Streams und Simulcast nicht abgeschrieben werden – denn wir beobachten gerade bei den Streams einen immer größeren Zulauf.“ Antenne-Österreich-Chefin Buchhammer sieht in der Förderung des Audiomarktes vordergründig eine politische Entscheidung. Bei der Frage einer spezifischen Förderung sollte es laut Buchhammer so gehen: „An erster Stelle sollte die Förderung von Menschen im journalistischen und künstlerischen Bereich stehen. Unternehmen, die in Menschen investieren, sollten Vorrang vor jenen haben, denen Bots wichtiger als originärer Content sind.“ 88.6-Geschäftsführer Zögernitz kann sich „bei den DAB+-Frequenzen vorstellen, dass es zu Kombieinreichungen oder Programmkooperationen mit Partnern kommt.“
Autor: Erika Hofbauer