Problematische Reichweiten-Messung
In Deutschland können künftig keine Online-Reichweiten von Jugendlichen unter 16 Jahren mehr gemessen werden. In Österreich ist man vorbereitet.
Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – wenige Tage bereits in Kraft – hat die Werbe- und Medienwelt ordentlich durcheinandergewirbelt. Nun ist in Deutschland eine neue Problematik aufgetaucht: Die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (Agof) kann keine Online-Reichweiten von Jugendlichen unter 16 Jahren mehr messen. Der Grund dafür: Die Jugendschutz-Bestimmung in der DSGVO schreibt unter anderem vor, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ohne Einwilligung der Eltern nicht getrackt werden dürfen. Das Problem dabei ist, dass alle anderen Reichweiten-Messungen der Medien weiterhin ihre Daten ab 14 Jahre ausgeben. In Österreich ist man da besser vorbereitet, wie Gerlinde Hinterleitner, Präsidentin der Österreichischen Webanalyse (ÖWA), erzählt.
Vorbereitet. „Die EU-DSGVO sieht u.a. vor, dass die Einwilligung eines Kindes zur Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten nur wirksam ist, wenn das Kind bereits das sechzehnte Lebensjahr vollendet hat“, erläutert Hinterleitner. Die Mitgliedstaaten können jedoch durch Rechtsvorschriften („Öffnungsklausel“) eine niedrigere Altersgrenze vorsehen, die jedoch nicht unter dem vollendeten dreizehnten Lebensjahr liegen darf. „Im Datenschutz-Anpassungsgesetz hat Österreich die Altersgrenze für die Einwilligung eines Kindes bei einem Angebot von Diensten der Informationsgesellschaft mit dem 14. Lebensjahr festgelegt“, so die ÖWA-Präsidentin weiter: „Somit haben wir – anders als in Deutschland, die offensichtlich keine Anpassung vorgenommen haben – diese Thematik in Österreich nicht.“
Zukunft. Ist solch eine Entwicklung tatsächlich ein Problem für die Online-Branche? Für Österreich, gibt sich Hinterleitner erleichtert, stelle sich derzeit diese Frage nicht, nachdem die angesprochene Thematik nicht existiert. Dafür ergeben sich ganz andere Herausforderungen, meint die ÖWA-Präsidentin: „Wichtig aus meiner Sicht ist, dass es diesbezüglich gleiche Bedingungen für alle Mediengattungen gibt. Fernsehen z.B. hat ein Problem, da diese die Reichweite bisher für Personen ab 12 Jahren gemessen haben.“
Autor: Erika Hofbauer