Geist der Maschine wurde geweckt
Wetterberichte und Verkehrsnachrichten können ruhig KI-generiert sein. Manche Infos sollten aber doch noch von Menschen kommen, sagen User.
Bestimmte Nachrichten werden schon jetzt akzeptiert, wenn sie über Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) generiert werden. Das können die Wetter- genauso wie Verkehrsnachrichten sein. Das besagen zumindest aktuelle Studien wie z.B. der Media Innovation Report der deutschen Agentur nextMedia.Hamburg und Statista. Wenn es jedoch um inhaltliche sensible News wie beispielsweise politische Berichte geht, sind User schon weniger großzügig. Denn die Problematiken sind offenbar nicht von der Hand zu weisen: So existiert zwar weniger eine Angst der User vor der Technik an sich, sondern vor den Menschen (Entwicklern, Programmierern) dahinter, die womöglich ihre eigene „Agenda“ haben. KI kann eben nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Kurzum: Den Usern wäre die Erkennbarkeit von KI-generierten Infos wichtig. Mit diesen und ähnlichen Themen hat sich dazu auch im September der Internet Summit Austria, der von der ISPA (Internet Service Providers Austria) veranstaltet wurde, befasst. Einer der Redner, KI-„Pionier“ Michael Katzlberger, Geschäftsführer der Agentur Tunnel23, ist optimistisch, was den Einsatz von KI in der Werbe- und Medienwelt betrifft.
Problematik
Was sagt er zu den Ängsten der User? „Die Entscheidungsträger im Silicon Valley wie Ray Kurzweil, Elon Musk, Masayoshi Son und Peter Thiel haben ihre eigene Agenda. Sie glauben, dass sich jedes Problem der Menschheit mit Technologie lösen lässt. Und diese Agenda einer kleinen Elite ist mit unserem derzeitigen gesellschaftlichen und politischen System nicht mehr kompatibel“, lautet Katzlbergers Erst-Resümee. Die einzige Lösung ist wohl die, sich dessen bewusst zu sein und den algorithmenbasierten KI-Superintelligenzen auch kritisch gegenüberzustehen. „Nur so können wir verhindern, zu digital gesteuerten und manipulierten Herdentieren zu werden. Das Vertrauen in die Künstliche Intelligenz steigt jedoch, weil sie immer besser funktioniert.“ Bei Tunnel23 arbeite man täglich mit KI und hier erkenne man auch die „dramatischen Verbesserungen“, die die Kreativbranche in den nächsten Jahren umkrempeln werden, ist Katzlberger überzeugt: „Durch ihr exponentielles Wachstum lernt die Künstliche Intelligenz viel schneller und effizienter als der Mensch. Das schlägt sich z.B. in Produkten wie Google Maps nieder, die so gut funktionieren, dass man ihnen schon fast blind vertraut.“
Was wird kommen?
Der Tunnel23-Geschäftsführer sieht erst den Anfang einer langen Reise: „Ich gehe davon aus, dass wenige KI-Monopolisten den ganzen Markt beherrschen werden. Das ist schon allein dem Netzwerkeffekt geschuldet.“ Der Treibstoff der KI sind große Datenmengen. Mit jedem User, den ein Tech-Großkonzern wie Google, Facebook, Amazon, Alibaba oder Tencent für sich gewinnt, lernt die KI dazu und verbessert sich rekursiv selbst, analysiert der KI-Experte – bis der Vorsprung uneinholbar groß ist: „Um den Menschen die Angst zu nehmen, versucht man aktuell, die Maschinen zu “vermenschlichen”, sie für den Endverbraucher sympathischer zu machen. Google Home kann rappen, Industrie-Robotern wie Baxter verpasst man ein Display mit Gesicht und Alexa lernt z.B. das Flüstern. Eine gut trainierte KI kann Sport- und Wetterberichte schreiben und vieles mehr“, so Katzlberger weiter. Der Unterschied zwischen einem maschinengeschriebenen und einem von Menschen formulierten Text sei dabei für den durchschnittlichen User nicht mehr zu erkennen: „Die Künstliche Intelligenz als Universaltechnologie ist nicht zu stoppen und stellt uns vor gewaltige gesellschaftliche Herausforderungen. Wir haben den Geist der Maschine geweckt. Ich hoffe, dass wir als Menschen dieser epochalen Entwicklung auch gewachsen sind.“