SEO in Zeiten von Covid-19
Veränderungen, Chancen und Empfehlungen.
Covid-19 nimmt derzeit einen großen Einfluss auf nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens. Wie geht man mit diesen Änderungen um – passt man sich an oder handelt man weiter wie bisher? In der SEO stellt sich besonders die Frage, wie sich das Verhalten von Nutzern und von Suchmaschinen in Zeiten von Covid-19 ändert und welche Schritte man als Unternehmen im Online-Marketing in Erwägung ziehen sollte. Dieser Artikel beschäftigt sich daher mit dem Suchverhalten der User, dem Umgang von Google mit Covid-19, dem Potenzial für Unternehmen und verrät ein paar SEO-Empfehlungen, damit dem Top-Ranking auch in diesen Zeiten nichts im Wege steht!
1. Nutzerverhalten in Krisenzeiten. Eine Studie auf Basis von Daten aus Sistrix und Similarweb hat hierzu 40 Websites aus 18 unterschiedlichen Branchen miteinander verglichen und die größten Verlierer und Gewinner benannt. Betrachtet wurde der Zeitraum von 9. März bis 9. April 2020. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Branchen Essen und Getränke (+14,73 %) sowie Gaming (+11,14 %) und Musik (+11,07 %) Verbesserungen in der Sichtbarkeit aufzeigen, während besonders die Branchen Alternative und natürliche Medizin (–10,23 %) sowie Dating-Services (–2,45 %) in der Krise deutlich an Visibility verloren haben.
Auch mit Blick auf die Suchvolumen einiger Keywords kann man Veränderungen im Verhalten der User betrachten: Während vor dem Jahr 2020 nahezu niemand online auf der Suche nach Toilettenpapier war, steigt das Suchvolumen für das Keyword „toilettenpapier online kaufen“ im März sprunghaft auf 135.000 Suchanfragen im Monat an. Im April hat sich der Hype wieder beruhigt und das Suchvolumen verringert sich auf 9.900 Suchanfragen. Ähnlich verhält es sich mit Keywords wie „homeoffice“, „homeschooling“, „kurzarbeitergeld“, „1000 teile puzzle“ oder anderen Produkten aus der Unterhaltungsbranche.
Die aktuelle Lage der Gesellschaft spiegelt sich in den Suchanfragen wider. Es wird mehr Zeit zu Hause verbracht und vermehrt online gekauft. Dieses veränderte Nutzerverhalten bietet ein großes Potenzial, sich als Unternehmen neu zu positionieren, und Chancen, sich gegenüber seinen Wettbewerbern hervorzuheben.
2. Google in Aktion. Neben dem veränderten Suchverhalten passt sich auch Google der aktuellen Lage an. Sucht man derzeit nach „coronavirus“, erscheint eine Suchergebnisseite (Search Engine Result Pages, kurz SERP), welche unterschiedliche Themen rund um Covid-19 aufgreift. Es erscheint links eine Sitebar mit den Themen „Überblick“, „Statistik“, „Behandlung“, „Symptome“ und „Prävention“, und rechts befinden sich eine Karte zur aktuellen Ausbreitung sowie weitere Infos.
Zusätzlich gibt es oberhalb der ersten Snippets die aktuellen Schlagzeilen und Informationen der Bundesregierung oder des Robert-Koch-Instituts. Google ermöglicht dem User eine umfangreiche Auswahl verschiedener qualitätsvoller Contents direkt im Above-the-fold-Bereich und erleichtert ihm so die Informationsbeschaffung. Hier wird deutlich, dass qualitativ hochwertige Contents von Google stark bevorzugt werden und andere Inhalte mit weniger Relevanz auf den ersten Seiten keine Chance haben.
3. Was Unternehmen jetzt beachten müssen. Mit diesen Erkenntnissen stellt sich die Frage, wie Unternehmen in der derzeitigen Lage agieren sollen, ohne zu sehr aus der Notlage anderer Profit zu schlagen. Infolge der veränderten Lebenswelt vieler Kunden beginnen diese Veränderungen schon im Kleinen. Unternehmen sollten die Kunden darüber informieren, ob der angebotene Service, Produkte oder Dienstleistungen aktuell verfügbar sind. Dies lässt sich per Newsletter, mit der Hilfe von Pop-up-Fenstern oder über Infoboxen auf der Startseite realisieren.
2019 waren knapp die Hälfte aller Suchanfragen auf eine lokale Information bezogen, daher ist Local SEO besonders wichtig. Durch die aktuelle Lage findet das gesellschaftliche Leben nur in eingegrenzter Form statt. Daher sind gepflegte Unternehmensauftritte durch Google My Business empfehlenswert. Hier lassen sich Geschäfte als vorübergehend geschlossen melden, Öffnungszeiten können angepasst und allgemeine Kurzhinweise zu einer limitierten Personenanzahl im Geschäft, Mund-Nasen-Schutz-Geboten oder anderen Vorkehrungen hinterlegt werden. Auf diese Weise kann sich der Kunde schon vor seinem Besuch im Geschäft über Änderungen im Betriebsablauf informieren. Seit Neuestem lassen sich auch Informationen hinterlegen, ob vor Ort gegessen werden kann oder das Abholen bzw. Liefern von Essen möglich ist.
Auch wenn ein Service derzeit nicht angeboten werden kann oder das Geschäft geschlossen bleiben muss, sollten Webseiten nicht abgeschaltet werden. Hart erarbeitete SEO-Signale gehen verloren und Verlinkungen führen zu Broken Links. In solchen Fällen ist es ratsam, die Kauffunktion zu deaktivieren und transparent über die vorübergehenden Einschränkungen zu informieren.
Auch in Zeiten von Kurzarbeit und verringerter Produktion sollten SEO-Optimierungen nicht gestoppt, sondern eher die Chancen ergriffen werden, den Wettbewerber mit gezielten Maßnahmen zu überholen. Durch Webinare, Videos oder auch das Beantworten von Online-Rezensionen kann man beim Kunden präsent bleiben. Ebenfalls lohnen sich Rabattaktionen auf gerade gefragte Güter wie Unterhaltungsprodukte oder das Angebot von Online-Sessions etwa in der Fitness- oder Musikbranche. Durch das Verlängern der Gültigkeit von Gutscheinen oder gezielte Brand-Kampagnen kann man sich als Unternehmen in der Krise durch positive Signale hervorheben und bei der Kundschaft in Erinnerung bleiben.
4. Unsere Empfehlungen. Für den Kanal SEO gilt, dass aktuelle Projekte nicht eingestellt werden, sondern wie gewohnt ihren Gang gehen sollten. Die SEO-Grundlagen bleiben auch bei den derzeitigen gesellschaftlichen Einschnitten dieselben.
Themen wie Reichweite und Autorität sollten bei geschäftlichen Ideen mit bedacht werden. Marken sollten sich darüber im Klaren sein, welche Inhalte sie vorantreiben und mit wem sie zusammenarbeiten wollen. Der Tonfall jeder Werbekampagne sollte an das aktuelle Klima angepasst sein, sodass Kunden sich darin gut wiederfinden können. Ein Grundgedanke sollte sein, ob der erstellte Inhalt einen Mehrwert bietet. Wenn sich ein Unternehmen zu dem Thema Covid-19 auf seiner Webseite äußern möchte, gilt es zu hinterfragen, ob dies einem wirklichen Zweck dient und dem Kunden hilft oder ob man als Unternehmen einfach nur bei einem aktuellen Thema präsent sein möchte. Der Fokus sollte nach wie vor auf dem Kerngeschäft des Unternehmens liegen. Vertreibt das Unternehmen Produkte, die im Homeoffice gefragt oder nützlich sind, eignet sich an der Stelle ein Blogartikel zur aktuellen Anwendung oder Tipps zum Arbeiten zu Hause. Da viele Firmen nun das Homeoffice für sich entdeckt haben, bietet die aktuelle Situation auch die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Medienformaten auseinanderzusetzen. Es entsteht die Gelegenheit, Videoeinbindungen oder Webinare zu testen und damit gleichzeitig die Awareness der Marke zu erhöhen. Neben der Implementierung neuer Inhalte empfiehlt sich ebenso die Überprüfung bestehender Contents wie alter Blogbeiträge, Infografiken, Webseitentexte oder Bilder. Sind die Inhalte auf der Seite noch aktuell, läuft noch Traffic ein oder ist der Content überholt und kann gelöscht werden? Die Analyse des bestehenden Contents zeigt, welche Inhalte, Titles und Descriptions, Produktbeschreibungen oder Landingpages überarbeitet werden sollten. Derartige Updates von neuem Content bis zur Pflege von alten Beständen werden von Suchmaschinen gerne gesehen und können zu einer Verbesserung der Rankings führen. Jetzt ist die Zeit, sich um die Basics zu kümmern und die Konkurrenz auszustechen, welche eventuell keine Maßnahmen ergreift.
Lisa Stellberg