APA setzt auf Digitalstrategie und Unabhängigkeit
Die APA – Austria Presse Agentur feiert am Mittwoch ihr 75-jähriges Bestehen. Am 1. September 1946 wurde sie auf Initiative der Nachrichtenagenturen Reuters und AP als Genossenschaft im Eigentum österreichischer Tageszeitungen gegründet. Wie damals wird auch im Jubiläumsjahr das Wertesystem Verlässlichkeit, Schnelligkeit, Ausgewogenheit sowie Transparenz und Unabhängigkeit hochgehalten. Eine Digitalstrategie soll den Weg in die Zukunft weisen.
Kaum ein Ereignis wirkte sich seit Bestehen der APA so stark auf deren Geschicke aus wie die Coronapandemie. Clemens Pig, geschäftsführender Vorstand der APA, erachtet sie als „Durchstartknopf“ für die Digitalisierung. „Als redaktionelles und technologisches Infrastruktur-Unternehmen kommt der APA in dieser lang andauernden Ausnahmesituation eine ganz spezifische Rolle zu: als Innovations- und Digitalhub für die Medien- und Kommunikationsindustrie in Österreich; und als Grundversorger der Medien mit ‚true und unbiased news'“, meinte er im Gespräch mit der APA. Wie das Unternehmen diese Aufgaben bewältigt habe, mache ihn stolz: „Wir haben eindrucksvoll bewiesen, dass die APA aus publizistischer Sicht ein wesentliches Werkzeug der österreichischen Demokratie ist und aus unternehmerischer Sicht ein unverzichtbares Werkzeug der Medien.“
Auch wenn die APA als „Schweizer Messer in der Medien-Digitalisierung“ prinzipiell gut aufgestellt sei, müsse man sich mit einer Digitalstrategie mit den Schwerpunkten Digital Workplace, Digital Platforms und Digital Business weiterentwicklen, um die sich deutlich wandelnde Mediennutzung gut bewältigen zu können. Derzeit wolle man noch besser verstehen, wie Userinnen und User Medien im digitalen Raum nutzen. „Wesentlicher Hebel dafür kann das Thema Daten sein. Wir wollen ein gemeinsames Verständnis am Medienmarkt für das Datenthema“, so Pig.
Alle Unter-30-Jährigen in der APA wolle man zudem mit Führungskräften zusammenbringen, um zuzuhören und die Bedürfnisse junger Mediennutzerinnen und -nutzer zu verstehen. Denn auch wenn die APA kein Opa mit Rauschebart ist, ist sie auch kein Berufsjugendlicher mit Sneakers. „Ich würde sagen, die APA ist eine schicke Anfangsvierzigerin – selbstbewusst und sich ihrer Stärken bewusst, zugleich durchaus veränderungswillig“, skizzierte Geschäftsführerin Karin Thiller.
Derzeit wird an einer modernen Newsplattform für den professionellen Kommunikationsmarkt gearbeitet, die alle Inhalte der APA umfasst und mobil optimiert ausspielt. Zudem entwickelt die Nachrichtenagentur gemeinsam mit Österreichs Medien eine Log-in-Allianz, die es ermöglichen soll, mit einer User-ID Inhalte medienübergreifend zu nutzen.
Die Digitalstrategie befasst sich auch mit der eigenen täglichen Arbeit. „Viele derzeit noch manuelle Arbeitsschritte werden auf absehbare Zeit KI-unterstützt oder (teil-)automatisiert ablaufen. Diese Themen werden uns noch lange begleiten. Zum Glück sind wir in der Agentur Marathonläuferinnen und -läufer“, sagte Pig. Ebenfalls Thema bleibe die Diversität im Unternehmen, „um die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden“, meinte Thiller.
Dass die APA als eine von nur rund 20 weltweit unabhängigen Nachrichtenagenturen als „unabhängiger Leuchtturm“ gesehen werde, sei wichtiger denn je. „Auf überhitzten Kommunikationsmärkten, wo es so viele Plattformen, Meinungen und Polarisierungen gibt, steigt die Notwendigkeit einer unabhängigen Nachrichtenagentur“, so Pig und verweist auf redaktionelle Innovationen wie die zuletzt vom International Fact Checking Network (IFCN) zertifizierte Verification-Abteilung der APA.
„Richtige, glaubwürdige und vertrauenswürdige Information ist seit der Gründung 1946 unser Kerngeschäft und die DNA unserer journalistischen Arbeit“, erklärte APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger anlässlich des Jubiläums. „‚True and unbiased news‘ war das hehre Ziel, das uns unsere Gründungshelfer Reuters und AP mit auf den Weg gaben. Weniger pathetisch ausgedrückt bedeutet es die objektive Suche nach den Fakten und der bestmöglichen Version der Wahrheit. Im Zeitalter der Desinformation ist diese Aufgabe wichtiger denn je“, findet Bruckenberger.
Die Antwort auf Desinformation und Parteilichkeit könne nur der Fokus auf journalistische Tugenden sein. „Abstand halten, nicht vereinnahmen lassen. Faktenbasierte Recherchen unparteilich einordnen – check, re-check, double-check. Wesentliches vom Unwesentlichen trennen. Unbotmäßigen Interventionen nicht nachgeben, aber transparent und angstfrei mit eigenen falschen Einschätzungen und Fehlern umgehen.“ Agenturjournalismus verlangt dabei laut Bruckenberger besondere Genauigkeit, besondere Geschwindigkeit, besondere Übersichtlichkeit und besondere Objektivität.
„Seit der Aufklärung ist es Aufgabe von Journalismus, die Herrschenden, Mächtigen und Regierenden kritisch zu begleiten und über Vorgänge, Verhältnisse und Zustände in der Politik zu berichten. Dazu zählen Erfolge und vernünftige Lösungsansätze ebenso wie Fehler im System, Ungerechtigkeiten oder Korruption. Journalismus mit Respekt vor dem politischen Amt, aber kritischer Distanz. Nachrichtenagenturen zählen seit dem 19. Jahrhundert zu den Schlüsselunternehmen des globalen Kommunikationssystems“, so Bruckenberger. Dort, wo sie unabhängig vom Staat agieren können, sicherten sie den „free flow of information“. Eine Aufgabe, die nach Ansicht des Chefredakteurs nie endet. „Die liberale Demokratie braucht unabhängige Medien mehr denn je – als Gegengewicht zur Desinformation und letzte gesellschaftliche Klammer für eine polarisierte Öffentlichkeit. Eine freie Presse braucht unabhängige Nachrichtenagenturen wie die APA.“