Globaler Internetverwalter warnt vor Abschottung

Ein Topverantwortlicher der internationalen Internetverwaltung ICANN hat vor einer Aufsplitterung des globalen Internets gewarnt. „Die potenzielle Fragmentierung des Internets ist ein beunruhigendes Thema“, sagte der Technikbeauftragte von ICANN für Europa und Nordamerika, David Huberman, am Mittwochabend im südbadischen Rust am Rande des Branchentreffens Cloudfest.

Branchenexperten haben bei der Internet-Abschottung in erster Linie Russland, Iran und China im Blick. Huberman äußerte sich nicht explizit zu einzelnen Ländern. „Es sind autoritäre Regierungen, die ihre Menschen kontrollieren wollen“, sagte er lediglich.

Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) mit Sitz in den USA verwaltet seit ihrer Gründung 1998 das System der internationalen Top-Level-Domains mit Endungen wie „.com“ und weist ihnen IP-Adressen zu. Zentrale Aufgabe ist es, den sicheren und stabilen Betrieb des Domain Name System (DNS) für das Internet sicherzustellen. Die 78. Hauptversammlung der Organisation wird im Oktober mit mehr als 2.000 Teilnehmern in Hamburg stattfinden.

ICANN sei weiterhin dagegen, Russland aus dem Internet auszuschließen, sagte Huberman vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der Ukraine. „Wir sagen Nein. Wir müssen neutral bleiben.“ Die Ukraine hatte zu Beginn des Krieges im vergangenen Jahr gefordert, Russland aus dem Internet auszuschließen. ICANN hatte das bereits abgelehnt.

Kristian Ørmen von der schwedischen Stiftung Internetstiftelsen sagte, die technische Überwachung des Domain Name System (DNS) – dies ist das technische Herz des Internets – sei gewährleistet. „Man kann dem vertrauen, das läuft transparent ab“, sagte er. Ørmen gehört zu weltweit sehr kleinen Kreis von Computerspezialisten, die über die Sicherheit des Systems wachen und dafür besondere Berechtigungen haben.