IV ruft Unternehmen zu Stärkung der digitalen Agenden auf
Die Industriellenvereinigung (IV) ruft alle Firmen zur Stärkung ihrer digitalen Agenden auf. Das sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten, die Krisenresilienz zu stärken und schlussendlich neue Arbeitsplätze zu schaffen. Sowohl die Führungsetagen, die Mitarbeiter als auch die gesamte Gesellschaft sind in dem Zusammenhang aufgerufen, die digitalen Kompetenzen zu stärken. Digitalisierung bedeute nicht, Teammeetings übers Internet abzuhalten, sondern mehr.
Es geht viel mehr um den Aufbau von digitalen Prozessen, Dienstleistungen und Produkten. Zudem bedeute eine höhere Digitalisierung eine stärkere Krisenfestigkeit, so einer der Schlüsse aus einer aktuellen Studie, die die IV bei Accelerate Österreich beauftragt und am Dienstag vor Journalisten präsentiert hat. Die höhere Resilienz von Betrieben mit einem höheren Digitalisierungsgrad wird in der Coronakrise demnach bestätigt.
„Die Digitalisierung ist eine notwendige Erfolgsbedingung, aber noch in keiner Weise hinreichend erfüllt“, sagte IV-Chefökonom Christian Helmenstein. Es gehe insbesondere darum, alle Potenziale der Digitalisierung zu nutzen, nicht nur einzelne. „Wir stehen erst am Beginn der Ausschöpfung.“ Vorangetrieben werden müssten etwa Prozessautomatisierungen. Vor allem sei aber nicht um Arbeitsplätze zu fürchten, werde die Digitalisierung vorangetrieben. Denn es entstünden neue Jobs. Für diese allerdings müssten die Menschen qualifiziert werden.
„Ein Zoommeeting bedeutet nicht die große Digitalisierung“, sagte IV-Präsident Knill. „Das ist ein kleiner Kniff in der Kommunikation.“ Digitalisierte Prozesse gehörten gesamtheitlich implementiert. „Das muss viel tiefer in die Köpfe.“ Die Stärke in Europa und Österreich liege in der Hardware. Nun gehe es aber darum, Software-Aspekte gut zu kombinieren, um neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten. „Da haben wir noch einen guten Weg vor uns.“
Accenture-Österreich-Chef Michael Zettel holte beim Pressegespräch vor allem auch die Führungsebene ins Boot und startete untermauert mit Studienergebnissen einen „Aufruf ans Management“ bei der Digitalisierung tätig zu werden. Es gehe um „echte Virtualisierung“, nicht um die Anfangsstufen der Digitalisierung. Auch Leadership-Anforderungen änderten sich. Habe bisher „Führung durch Präsenz“ vorgeherrscht, so wandle sich das durch die Krise signifikant in Richtung „Remote-Führung“.
Zettel spricht sich im digitalen Zeitalter für einen Wandel von einer Kontrollführung hin zu einer ergebnisorientierten Mitarbeiterführung aus, „einem vertrauensgeführten Führungsverhalten“. „Nach dem Lockdown ist das richtige Maß zu finden, welcher Teil des Leaderships digital erfolgen kann und welcher zwingenden persönlichen Kontakt braucht.“
Knill thematisierte unter anderem auch noch, dass jene Innovation, die beim Kaffeetratsch oder Ganggespräch geschehe, durch die Digitalisierung nicht verloren gehen dürfte. „Das sind nicht nur Privatgespräche. Da passiert viel Innovation. Diese Facetten müssen auch in die digitale Welt gebracht werden.“ Durch Schulung sei das möglich.