„Journalisten des Jahres“ übten Regierungskritik
Ein wahrer Preisregen hat sich über die österreichische Journalistenbranche ergossen: Denn das Magazin „Österreichs Journalist:in“ überreichte den Journalistinnen und Journalisten der Jahre 2021 und 2020 im ORF-Zentrum ihre Auszeichnungen. Dabei kritisierten mehrere Hauptpreisträger den Umgang der Politik mit den Medien und forderten Änderungen ein.
So etwa der zum „Journalisten des Jahres“ 2020 gekürte ORF-Journalist Armin Wolf. In seiner Dankesrede äußerte der „ZiB 2“-Anchorman zwei Wünsche: Die 35 ORF-Stiftungsräte, die am Donnerstag zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentreten, sollten es ohne die Gründung von „Parteifreundeskreisen“ probieren, regte er an. „Der ORF gehört nicht dem Staat und nicht den Parteien“, weshalb es auch keinen Grund für diese „Freundeskreise“ gebe. „Es gibt im Gegenteil ein Verfassungsgesetz über die Unabhängigkeit des Rundfunks“, so Wolf. Den Verfassungsgerichtshof bat er, wenn er „in nächster Zeit Gelegenheit hat“, sich das ORF-Gesetz näher anzusehen. „Es kann nicht sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Moldawien staatsferner organisiert ist als der ORF.“
Der „Journalist des Jahres“ 2021, „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk, erinnerte sich in seiner Rede an die Veröffentlichung des Ibiza-Videos zurück. „Drei Jahre später wissen wir, dass diese von Strache (Anm. ehemaliger FPÖ-Chef und Vizekanzler) erträumte Medienkorruption von der ÖVP perfektioniert wurde.“ Inseratenkorruption sei systemisch und noch nicht zu Ende, mahnte der Preisträger und hoffte auf ein baldiges Umdenken der Politik.
Für ihr Lebenswerk wurden der ehemalige „Kleine Zeitung“-Chefredakteur Erwin Zankel (2020) und der langjährige „Standard“-Chefredakteur Gerfried Sperl (2021) ausgezeichnet. „Dem wertkonservativem Zankel stand der linksliberale Sperl gegenüber – beide zeichneten sich durch großem Respekt des jeweils anderen aus“, erinnerten sich die Laudatoren Hubert Patterer und Frido Hütter. Sie seien Kronzeugen dafür gewesen, wie breit die bürgerliche Mitte sein könne, wenn sie aus begeisterten Demokraten bestehe.
Sperl meinte, Dankesworte seien nie das seine gewesen. Stattdessen trug er ein Manifest vor. Denn, dass eine Familienministerin zugleich Medienministerin sei, zeige, wie egal der Politik die Medienbranche sei. Er forderte, dass der Österreichische Presserat in Richtung eines Mediengerichts mit Sanktionsmöglichkeiten gestärkt werde. In der bisherigen Form sei er nämlich zu schwach. Zudem sprach er sich für eine klare Trennung von Geschäftsführung und Chefredaktion in Medienunternehmen wie auch eine Deckelung von Inseraten aus der öffentlichen Hand aus. Die Ausschüttung letzterer solle sich nach der überprüfbaren Zahl von abgeschlossenen Abonnements richten, so der Journalist.
Als Medienmanager des Jahres 2020 wurde Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group, gekürt. Er habe das Unternehmen in bald einem Jahrzehnt in Richtung Innovation und Zukunft geführt und dabei strategisches Geschick, Umsicht und Fingerspitzengefühl bewiesen, würdigte Thomas Kralinger, Geschäftsführer des „Kurier“-Medienhauses, Mair in seiner Laudatio. Mair erinnerte sich, vor neun Jahren nach vielen Jahren im Bankenwesen in die Branche gekommen zu sein. Er betonte, nicht zu planen, „der klassische Medienmann“ zu werden. „Und dennoch kann man in dieser Branche große Freude haben“, meinte der Styria-Vorstandsvorsitzende. Als Medienmanager des Jahres 2021 wurden Rainer Nowak und Herwig Langanger von der „Presse“ ausgezeichnet. Sie waren nicht anwesend, um den Preis entgegenzunehmen.
ORF-Chef Roland Weißmann hielt die Laudatio für die Redaktion des Jahres 2021 und 2020, was in beiden Fällen der ORF war. Wichtig in einer Redaktion sei der Teamgeist, betonte Weißmann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten Großartiges geleistet und gezeigt, wie wichtig unabhängiger öffentlich-rechtlicher Journalismus sei. Sie seien selbstbewusst und nicht einmal der Generaldirektor könne ihnen etwas sagen – „und das ist gut und richtig so“, sagte der ORF-Chef.
Die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger waren angehalten, angesichts der Fülle an zu vergebenden Auszeichnungen keine Rede zu halten. Im Folgenden ein Überblick über die Prämierten:
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