Journalisten fürchten Personalabbau und Fake News
Sinkende Einnahmen aus dem Verkauf von Druck-Erzeugnissen, Personalabbau, Fake-News und Einfluss der Regierung auf die freie Presse sehen Journalisten global als größte Bedrohung für die Branche. Fast 70 Prozent beschreiben ihre Zunft mit negativen Wörtern, wobei „herausfordernd“ und „kämpfend“ die meistgenannten waren, unter den positiven waren es „Wahrheit“ und „Veränderung“.
Das ergab eine Umfrage der deutschen Agentur Sweet Spot PR im Herbmopest 2018, die 365 Journalisten aus 52 Ländern beantwortet haben. Bei der Frage nach der größten Bedrohung antworteten im DACH-Raum 30 Prozent mit den sinkenden Einnahmen aus dem Verkauf von Druck-Erzeugnissen, 20 Prozent mit Einflussnahme der Regierungen auf die freie Presse, je 15 Prozent fühlten sich von sozialen Medien und Fake News angegriffen, je zehn Prozent von Personalabbau und Unternehmen, die Medien kaufen.
Für die nordischen Länder und Lateinamerika stellen Fake News (je 32 Prozent) die größte Bedrohung dar. Am meisten mit dem Vorgehen der Regierung gegen die freie Presse zu tun haben Skandinavier und Journalisten im Nahen Osten, Afrika und Asien (je 26 Prozent). So wählten auch die meisten Teilnehmer aus dem Osten und Afrika den Begriff „Censorship“, also „Zensur“, um ihre Branche zu beschreiben.
Gewalt gegen Journalisten machte Reportern in Ozeanien, im Nahen Osten, in Afrika und Asien sowie in Lateinamerika zu schaffen, während praktisch keiner ihrer Kollegen in Europa oder Nordamerika das als wichtiges Anliegen bezeichnete. Soziale Medien wurden in Ozeanien mit 27 Prozent Nennungen als am meisten bedrohlich erlebt, eben so viele machen sich dort Sorgen über Personalabbau. Diese Bedrohung beschäftigt auch Journalisten in Nordeuropa (21 Prozent) und Nordamerika (20 Prozent).
Auf die Frage, welches Wort Journalismus im eigenen Land im Moment definiert, wählten nur Teilnehmer aus Nordeuropa öfter einen positiven (53,3 Prozent) als einen negativen (46,6 Prozent) Begriff. In Deutschland, Österreich und der Schweiz war knapp ein Drittel positiv. Am meisten negative Antworten kamen mit 81 Prozent aus dem Mittleren Osten, Afrika und Asien.
Abschließend wurde gefragt, warum Menschen sich um den Schutz der Pressefreiheit kümmern sollten: „Weil es einer der Eckpfeiler der Demokratie ist, unabdingbar in einer freien Gesellschaft“, lautete eine Wortmeldung aus Österreich. „Wenn Politiker und/oder Unternehmen Medien kaufen, ist unsere Redefreiheit und die Freiheit, uns unsere eigene Meinung zu bilden in Gefahr“, kommentierte eine Journalistin aus der Schweiz. „Eine freie, unparteiische Presse ist das Fundament unserer Demokratie“ kam aus Dänemark. „Um vorsichtig mit der Wahrheit zu sein“, schrieb ein Teilnehmer aus Deutschland. 43 Prozent gaben bei den Zitaten ihren Namen an, über die Hälfte wollte lieber anonym bleiben.