Mediaset: ProSieben guter Partner, aber nicht der einzige
Der italienische ProSiebenSat.1-Großaktionär Mediaset geht fest von Zusammenschlüssen in der TV-Branche aus, sieht aber nicht nur den deutschen Fernsehkonzern hier als potenziellen Partner. „Die Entscheidung, unsere Beteiligung an ProSieben zu erhöhen, ist aus dieser Perspektive getroffen worden: Die Konsolidierung in Europa wird in jedem Fall stattfinden“, sagt Mediaset-Finanzchef Marco Giordani.
Für das eigene angeschobene europäische TV-Projekt MFE gebe es „großes Interesse von Investoren und anderen Medienbetreibern in Europa“, fügte der Manager am Mittwoch hinzu. „ProSieben mag ein wichtiger Partner für dieses Projekt sein, aber es ist nicht der einzige.“ Am österreichischen Fernsehmarkt ist ProSieben mit ProSiebenSat.1Puls 4 vertreten, neben Puls 4 gehören dazu auch ATV und Puls 24.
Die von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset hält derzeit über 24 Prozent an ProSieben und hat seinen Anteil zuletzt stetig erhöht. Zuvor hatte sich Giordani zufrieden mit dem Anteil an dem bayerischen Konzern gezeigt. Wegen eines Streits mit dem eigenen Großaktionär Vivendi stockt Mediasets Vorhaben für MediaforEurope (MFE) derzeit aber. ProSieben hat bisher zurückhaltend auf das Werben von Mediaset reagiert, unter das Dach von MFE zu schlüpfen.
Mediasets Stimmrechte bei ProSieben liegen bei knapp neun Prozent, der Rest läuft über Finanzinstrumente. Zweitgrößter ProSieben-Aktionär ist der Investor CMI um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky mit zehn Prozent. Anfang der Woche stieg der US-Investors KKR mit gut fünf Prozent bei ProSiebenSat.1 ein. Seitdem sehen Branchenvertreter und Analysten viel Raum für Spekulation, was es für Veränderungen bei ProSieben auf Druck der Investoren geben könnte. Bisher wurde auch immer wieder debattiert, dass Mediaset seinen Anteil erhöhen könnte.
Die ProSieben-Hauptversammlung am 10. Juni wird mit Spannung erwartet. Auf die Frage, ob Mediaset rund um das Aktionärstreffen einen eigenen Vertreter in den Aufsichtsrat schicken wolle, sagte Giordani: „Es ist nicht unser Stil, aggressive Schritte zu unternehmen oder als feindseliger Aktionär aufzutreten.“ Gleichzeitig bleibe man „flexibel und langfristig unserer Idee der industriellen Entwicklung verpflichtet“. Strategische Gespräche zwischen den Italienern und den Bayern hat es nach Worten des neuen ProSiebenSat.1-Chefs Rainer Beaujean bisher noch nicht gegeben. ProSieben sehe sich hier auch nicht im „Driving-Seat“, hatte Beaujean jüngst im Reuters-Interview gesagt, sich aber offen für Kooperationen mit anderen Medienunternehmen gezeigt.
Sollte es eine Übernahme von ProSieben geben, hat der Konzern noch eine Art Giftpille für Investoren parat. Denn sollte jemand eine Beteiligung von mehr als 50 Prozent der Stimmrechte erwerben, kommen bestimmte Klauseln verschiedener Kredite ins Spiel. Demnach könnten Gläubiger Schulden in Höhe von bis zu knapp vier Milliarden Euro einfordern, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.