Multimedia-Newsroom und ORF-Wahl beschäftigen Stiftungsrat
Der im Bau befindliche multimediale Newsroom am Küniglberg ist heute, Donnerstag, neben der Abstimmung über das Prozedere bis zur ORF-Generaldirektorwahl am 10. August das zentrale Thema der Stiftungsratsitzung. Bürgerliche Stiftungsräte äußerten Bedenken, dass der Newsroom gut vorbereitet sei und legten ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz einen Fragenkatalog vor. Ob die detaillierte Beantwortung, die der APA vorliegt, die Stiftungsräte zufriedenstellt, wird sich weisen.
Wichtige Punkte aus der Beantwortung skizzierte Wrabetz bereits im Gespräch mit der APA am Mittwoch. Er bezifferte die Einmalkosten für die Inbetriebnahme des multimedialen Newsrooms mit zwei Mio. Euro. In der Beantwortung ist von „ca. zwei bis drei Mio. Euro“ die Rede. Abgesehen davon geht Wrabetz von keinen Mehrkosten im laufenden Betrieb aus. Im Gegenteil soll es aufgrund von Synergien zu Kostenreduktionen kommen. Das jährlich vorgesehene Programmbudget für den multimedialen Newsroom exklusive Personalkosten umfasse rund 53 Mio. Euro. Davon sind 32,7 Mio. Euro für den Newsbereich Fernsehen, 14,7 Mio. Euro für Radio und 5,4 Mio. Euro für Online exklusive dem geplanten ORF-Player budgetiert.
Aus der Beantwortung geht auch der geplante Workflow im neuen Newsroom hervor. Ein neuer Newsdesk soll sich auf Kurznachrichten spezialisieren und mit Reporterteams Inhalte einholen, die allen Plattformen zur Verfügung gestellt werden, wie Wrabetz der APA erklärte. Zudem sollen multimediale Fachressorts und Sendungs- und Plattformteams im Newsroom angesiedelt sein.
Aus einer Illustration geht hervor, dass beim Newsdesk „Monitoring“, „Verification“, „Aktuelle News“, „Live-Teams“ und „Social Media“ angesiedelt sein werden. Er beliefert die multimedialen Fachressorts (Inland, Ausland, Chronik, Wirtschaft, Wetter), die Channels wie ORF 2, Ö3, orf.at oder auch den ORF-Player, aber auch die Sendungs- und Plattformteams (ZiB/Tages-ZiBs, ZiB2, Ö1-Journale, Ö3-Info, ORF On/Player/Teletext). Die Sendungs- und Plattformteams können Inhalte bei den Fachressorts und dem Newsdesk bestellen und beliefern zugleich die Channels. Die Fachressorts unterstützen wiederum den Newsdesk und beliefern die Sendungs- und Plattformteams. Die ORF-Magazine sind nicht in den Newsroom eingebunden, Teile der täglich produzierten Sendungen sollen aber in die Nachrichtenberichterstattung einfließen.
Die Führung sollen drei bis vier Leitungspersönlichkeiten „gleichrangig“ übernehmen. Sie übernehmen die Koordination, während Entscheidungen weiterhin in „sehr hohem Ausmaß“ auf niedrigeren Ebenen fallen sollen, wie Wrabetz erklärte. Ein Fahrplan in der Beantwortung sieht den Tag der ORF-Wahl für die Entscheidung der Stiftungsräte über das Führungsstrukturkonzept des multimedialen Newsrooms vor. Im September soll die Geschäftsordnung des multimedialen Newsroom-Managements vorgelegt werden. Im gleichen Monat erfolgt die Ausschreibung für das Führungspersonal auf Basis des Konzepts und der Geschäftsordnung. Am Ende des Jahres wird die Entscheidung, wer den Newsroom künftig führt, gefällt. Am Ende des zweiten Quartals 2022 startet die Besiedelung.
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von ORF On werden im multimedialen Newsroom mit ORF-Angestellten gemeinsam arbeiten. Die bürgerlichen Stiftungsräte interessierte daher, ob die bisherigen Vertragssysteme – derzeit gelten zwei unterschiedliche Kollektivverträge – bestehen bleiben oder diese harmonisiert werden. Da es zu einer „Angleichung der Tätigkeiten“ komme, werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tochter ORF On in den ORF-Kollektivvertrag übernommen, wobei zunächst ein Übergangs-Kollektivvertrag angestrebt werde, heißt es in der Beantwortung. Mehrkosten von insgesamt rund einer halben Mio. Euro sollen aufgrund der Angleichung anfallen. Mittelfristig sollen diese durch „günstigere Nachbesetzungen im Fernsehen und Radio kompensierbar sein“.
Auch das Prozedere rund um die ORF-Wahl im August beschäftigt heute die Stiftungsräte. SPÖ-„Freundeskreisleiter“ Heinz Lederer forderte am Donnerstag gegenüber der APA einen „möglichst transparenten Hearingprozess“, um die Transparenz bestmöglich zu verschärfen und „Mauscheleien“ zu entgehen. Er stellt sich eine Übertragung öffentlicher Hearings in ORF III, aber auch auf den ORF-Kanälen in den sozialen Medien vor. Prinzipiell gehe er von einer breiten Mehrheit für sein Anliegen aus.