Nach Förderstopp: Okto TV hofft auf Umdenken der Stadt Wien
Der Wiener Community-TV-Sender „Okto“ steht weiterhin vor gravierenden finanziellen Schwierigkeiten. Die Stadt Wien hatte angekündigt, ihre Förderung in der Höhe von zuletzt 750.000 Euro für den seit 2005 existierenden offenen Sender einzustellen. Ein daraufhin mit dem Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) geführtes Gespräch hätte nichts an der Situation geändert, sagte Okto TV-Geschäftsführer Christian Jungwirth bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
„Ich bin irritiert, ratlos, empört, gekränkt“, sagte die stellvertretende Obfrau im Okto-Vorstand, Maria Windhager. Die Medienanwältin betonte, dass Medienkompetenz ein wichtiges Thema unserer Zeit sei. Okto TV sei die ideale Schnittstelle, um vermittelnd tätig zu werden. Dass die Wiener Stadtregierung den Mehrwert von Okto TV nicht länger sehe, könne sie nicht nachvollziehen.
Auch Armin Thurnher, Gründungs- und Ehrenmitglied von Okto TV, war das Vorgehen der Stadtregierung schleierhaft. „Die Förderungen der Stadt in Form von Inseraten kommen wesentlich dem Boulevard zugute. Wenn man denen nur für einen Monat diese streicht, wäre Okto TV überfinanziert. Das ist schon absurd“, so der „Falter“-Herausgeber. Helga Schwarzwald, Geschäftsführerin des Verbands Freier Rundfunk Österreich, befand ebenfalls, dass der Förderstopp der Stadt Wien „nicht gut steht“. Der Sender sorge für Community-Building, thematisiere das kulturelle und öffentliche Leben der Stadt und biete auch wichtigen Themen wie Armut oder Europapolitik Raum. Zudem sei er auch Ausbildungsplattform, meinte sie etwa mit Verweis auf Puls 4-Infochefin Corinna Milborn, die bei Okto TV ihre erste Sendung moderiert habe.
Das unter rot-grün ins Leben gerufene Community-TV wurde bisher mit insgesamt 18 Mio. Euro von der Bundeshauptstadt gefördert. Nun wolle man künftig Projekte abseits des linearen Fernsehens unterstützen, begründete ein Sprecher von Hanke nach Bekanntwerden des Förderstopps die Entscheidung gegenüber der APA. Zugleich werde jedoch die Wiener Medieninitiative aufgestockt, die eine eigene Schiene für Community-Kommunikationsprojekte erhalten werde, hieß es.
Bei Okto TV kann man das nicht nachvollziehen. Die Verbreitung von linearem Fernsehprogramm mache maximal zehn Prozent der Kosten von Okto TV aus, merkte Jungwirth an. Und die Aufstockung der Wiener Medieninitiative könne den Sender auch nicht retten. Benötigt werde nämlich eine Basisförderung, um möglichst alle Teile der Bevölkerung zu erreichen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, Programm zu machen. Einzelne Projektförderungen könnten keine Sicherheit und somit Arbeitsplätze schaffen.
„Sehr glücklich“ war Jungwirth darüber, dass die Bundesregierung den nichtkommerziellen Rundfunkfonds der RTR von drei auf fünf Millionen jährlich aufstocken wird. Okto TV erhielt aus dem Fonds im Vorjahr 425.000 Euro. Die Aufstockung des Fonds bräuchten jedoch auch andere Medien, merkte Schwarzwald an. „Es kann nicht die Lösung sein, damit zu versuchen, die Stadt Wien zu kompensieren.“
Aber auch, wenn es zu keinem Umdenken der Stadt Wien komme, werde Okto TV „sicher nicht sang- und klanglos untergehen“, sagte Jungwirth. „Wir arbeiten rund um die Uhr an einer Lösung, um zumindest mittelfristig weitermachen zu können.“ Man wolle so lange wie möglich weitersenden. In welcher Form wird sich weisen.