„Österreich“-Chef Niki Fellner: „Messt uns an unseren Taten“
Niki Fellner, Chef der Mediengruppe Österreich, hat im laufenden Jahr sukzessive das operative Tagesgeschäft von Vater Wolfgang Fellner übernommen. Nach erfolgtem Schuldenschnitt mit Finanzpartnern soll die Gruppe künftig wirtschaftlich gut aufgestellt sein. Der 37-Jährige strebt die Digitalmarkt-Führerschaft in Österreich an, ist auf der Suche nach einem strategischen Partner für Radio Austria und kündigt im APA-Interview einen wöchentlichen „Good News Tag“ an.
Die Mediengruppe Österreich sorgte zuletzt mit Nachrichten, die auf eine finanzielle Schieflage hindeuten, für Schlagzeilen. Personal wurde abgebaut, die Druckerei in Tulln aufgegeben und die Sonntagsausgabe von „Österreich“ von Print auf Digital umgestellt. Auch der Unternehmens- und Sanierungsberater Andreas Pres wurde an Bord geholt – und soll dort auch noch länger bleiben. „2022 war ein Jahr der Konsolidierung“, sagte Fellner. Es habe aber eine Einigung mit den Finanzpartnern gegeben, bestätigte er einen bereits kolportierten Schuldenschnitt. Details könne er dazu aber nicht nennen, verwies er auf eine Vertraulichkeitsvereinbarung.
Mittlerweile sei die Mediengruppe rund um „Österreich“, „oe24“, oe24.tv und Radio Austria wirtschaftlich gut aufgestellt. Man habe die Mediengruppe von einem fremdfinanzierten Unternehmen zu einem eigenkapital- und familienfinanzierten Unternehmen überführt und plane für das kommende Jahr „einen deutlichen operativen Gewinn“. Die digitale Transformation des Unternehmens habe „oberste Priorität“. Ziel sei es, den Digitalumsatz innerhalb der nächsten 24 Monate zu verdoppeln und in Österreich zum Digitalmarktführer zu werden. Radio habe bei ihm aber „nicht die oberste Priorität“. Die Zukunft des bundesweiten Radiosenders der Mediengruppe Österreich, Radio Austria, ist ungewiss. „Im Radiobereich suchen wir einen strategischen Partner und sind offen für Investoren“, schloss Fellner auch einen Verkauf nicht aus.
Erst kürzlich wagte die Mediengruppe Österreich mit dem kostenlos zugänglichen Onlineportal „DE24LIVE“ den Schritt nach Deutschland. „Der deutsche Markt ist gerade im Digitalbereich extrem interessant, weil er keine Sprachbarriere hat und derzeit viele deutsche Verlage auf Pay-Angebote setzen“, sagte Fellner. Mittelfristig sei es das Ziel, so viele User wie in Österreich zu erreichen. „Aber es kein Sprint, sondern ein Marathon“, meinte der CEO. Er kündigte an, mit „wetter.live“ ein neues Wetterportal zu starten, die Magazinwelten des Hauses ins Digitale zu überführen und auch beim Werbeverkauf „stark auf das Digitale“ zu setzen.
Die Mediengruppe Österreich fiel dem Österreichischen Presserat in den vergangenen Jahren mit diversen Verstößen gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse auf. Ob Fellner von diesem Kurs in Zukunft etwas abweichen wolle? „Die Ausrichtung von ‚oe24‘ und ‚Österreich‘ – spannende Nachrichten für ein breites Publikum – wird sich nicht ändern. Wir werden aber in dem einen oder anderen Bereich einen Gang zurückschalten und uns etwas stärker auf Positives konzentrieren“, so der älteste Sohn von Medienmacher Wolfgang Fellner. Man werde 2023 stark auf Optimismus und positive Nachrichten setzen und den Freitag zum „Good-News-Tag“ in „Österreich“ und „oe24“ erklären. An diesen Tagen sollen mehr positive als negative Inhalte ausgespielt werden.
Die Mediengruppe Österreich ist auch von Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Wolfgang und Helmuth Fellner betroffen. Der Verdacht lautet, dass manipulierte Umfragen und gefällige Berichterstattung im Gegenzug für Inserate publiziert wurden. „Die Vorwürfe sind falsch und haltlos. Sie werden sich in Luft auflösen“, zeigte sich Niki Fellner sicher. Man arbeite mittlerweile mit einem neuen Umfrageinstitut, der Lazarsfeld Gesellschaft von Professor Werner Beutelmeyer, zusammen. „Sie ist über jeden Verdacht erhaben.“ Ob dennoch ein gewisser Imageschaden vorhanden sei? „Man sollte uns an den Taten messen. Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten einige wirklich zukunftsweisende Schritte gesetzt. Mein Ziel ist es, dass Außenimage der Mediengruppe auch wieder an das Innenbild anzunähern. Wir haben hier ganz viele engagierte Mitarbeiter, die einen tollen Job machen.“
Prinzipiell trete er gegen „Inseratenbashing“ auf. Es sei nichts Unanständiges für ein Medium Anzeigen, Inserate oder Werbespots zu verkaufen, so Fellner. „Man sollte aufhören, sich hier gegenseitig den Dolch in den Rücken zu stoßen. Unsere wahren Gegner sitzen im Silicon Valley. Mein Angebot an den Mitbewerb ist, bei gewissen Themen an einem Strang zu ziehen – etwa im technischen Bereich – und nicht die fast schon traditionell gepflegte Feindschaft weiterzuführen“, sagte der junge CEO.
Die österreichische Medienpolitik erachtete er in einem „keinen besonders guten Zustand“. Speziell der ORF, der sich mit Gebührenfinanzierung und Teilnahme am Werbemarkt „wie eine Krake“ online, im TV und im Radio ausbreite, sei eine „Riesenherausforderung“ für die Privaten. „Solange er in dieser Form im Onlinemarkt ist, ist es eine klare Wettbewerbsverzerrung“, so Fellner.