Studie: Mangelnde Diversität in deutschen Abendnachrichten
Die Journalistenvereinigung „Neue deutsche Medienmacher*innen“ (NdM) beklagt eine mangelnde Diversität in den Fernsehnachrichten. Aus einer Untersuchung der Abendnachrichten von ARD, ZDF und RTL während des vergangenen Wahlkampfs gehe hervor, „dass migrantisch wahrgenommene Menschen noch immer stark unterrepräsentiert sind“, teilten die NdM am Dienstag mit. „Menschen mit Behinderung sind fast gar nicht zu erkennen und Frauen selten in Expertinnenrollen.“
Für die Studie werteten Datenjournalisten die ARD-„Tagesthemen“, das „heute journal“ des ZDF und die Sendung „RTL Aktuell“ vom 1. August 2021 bis 30. September 2021 aus. Nur zehn Prozent der Menschen, die in den Sendungen etwas zu Deutschland sagten, waren demnach „migrantisch wahrgenommene Personen“. Vor allem bei innenpolitischen Themen (sieben Prozent) und als Expertinnen und Experten (neun Prozent) kamen sie laut der Studie nur am Rande zu Wort.
Auch Frauen sind der Untersuchung zufolge mit einem Anteil von 35 Prozent in den Abendnachrichten unterrepräsentiert. Unter den Expertinnen und Experten, die sich in den Nachrichten äußerten, liege der Frauenanteil sogar nur bei 21 Prozent.
Menschen mit Behinderung seien in den Abendnachrichten kaum wahrnehmbar, kritisierte die NdM. Nur bei 0,7 Prozent aller auftretenden Menschen sei eine Behinderung erkennbar gewesen.
„Hinter mangelnder Diversität muss keine böse Absicht stecken“, sagte der Journalist und Diversitäts-Experte Chiponda Chimbelu. „Aber Medien sollten bereit sein, ihre Arbeitsabläufe und Routinen zu hinterfragen.“ Die NdM-Vorsitzende Ferda Ataman verwies auf den Rundfunkstaatsvertrag. Die Sender hätten einen Bildungs- und Informationsauftrag und seien verpflichtet, „diverse Perspektiven abzubilden“, erklärte sie.
Auch Judyta Smykowski vom Projekt „Leidmedien.de“ übte Kritik: „Menschen mit einer sichtbaren Behinderung kommen im Untersuchungszeitraum nur vor, weil die Paralympics stattgefunden haben. Das ist inakzeptabel.“