Die Höhle der Löwen“ Staffel 15
Das dürfen die aktuellen Gründer erwarten
In über zehn Jahren und insgesamt 15 Staffeln „Die Höhle der Löwen“ haben die Wirtschaftsgrößen in der VOX-Kultsendung mehr als 42 Mio. Euro investiert. So wurden bei 716 gepitchten Businessideen 382 Deals abgeschlossen. Die Gründenden haben also eine realistische Chance, dass ihre Idee von den Löwen unterstützt wird. Auch mit dem Start der neuen Staffel stellt sich erneut die Frage: Was bedeutet es für die Start-ups, einen Deal zu landen? Was geschieht danach, und worauf sollten die Jungunternehmer achten? Die Wirtschaftsauskunftei Creditsafe hat die Neugründungen und die Löwen genauer unter die Lupe genommen und weiß, was es für das Gelingen einer Businessidee auch nach erfolgreichem TV- Debüt braucht.
Die Chancen stehen auf Erfolg: Mehr als die Hälfte der Start-ups bekommt einen Deal
Insgesamt wurden 53 Prozent der Geschäftsideen mit einem potenziellen Investment belohnt. Die Wahrscheinlichkeit, einen Deal zu landen, steigt im Verlauf der Staffeln sogar. Start-ups auf der Kategorie Food & Drinks kommen besonders gut bei den Löwen an. Insgesamt 97 der 382 potenziellen Finanzspritzen, das heißt mehr als jedes vierte Geschäft, entspringen dieser Branche. Unternehmen der Kategorie Haushalt sind mit 71 abgeschlossenen Deals ähnlich beliebt ebenso wie Businessideen aus dem Beauty-Bereich mit 31 bewilligten Investments. Doch eine gewinnbringende Verhandlung mit den Löwen ist nicht der einzige Weg, um das eigene Geschäft anzukurbeln. Manchmal reicht der Fernsehauftritt allein schon aus. Denn einige der Start-ups haben zwar keinen Löwen gefunden, später aber einen internationalen Investor. Aktuell gehören insgesamt 16 Teilnehmer zu internationalen Unternehmensgruppen mit Sitz vor allem im europäischen Ausland, aber auch in den USA und Russland.
Mehr Deals gleich mehr Insolvenzen? Ausfallquote in den letzten Staffeln gestiegen
Aber Achtung: Ein Deal allein macht noch kein erfolgreiches Unternehmen. Zudem werden von den abgeschlossenen Investmentversprechen nur etwas mehr als zwei Drittel schlussendlich realisiert. Um sich ein Bild der wirtschaftlichen Stabilität der Start-ups zu machen, analysiert Creditsafe Deutschland das Ausfallrisiko – also die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten mit einer Insolvenz zu rechnen hat. Von den untersuchten Teilnehmern aller Staffeln sind nach heutigem Stand 34 insolvent. Von den noch aktiven Firmen, die bewertet wurden, haben 193 – und damit rund jedes Dritte – eine niedrige Bonität beziehungsweise ein hohes Ausfallrisiko. Besonders die Deals der aktuelleren Staffeln schneiden bei der Ausfallwahrscheinlichkeit schlechter ab. Das liegt unter anderem am Bereinigungseffekt bei den früheren Teilnehmern – rund ein Drittel der untersuchten Kandidaten aus den ersten vier Staffeln sind nicht mehr am Markt aktiv oder befinden sich im Insolvenzprozess.
Auffällig hierbei: Das Ausfallrisiko variiert von Branche zu Branche. Baugewerbe sowie Logistik & Transport führen das Ranking schlecht laufender Unternehmungen an, wobei Start-ups der Sendung um ein Vielfaches häufiger In einer Zahlungsunfähigkeit enden, als es bei regulären Neugründungen der Fall ist. Insgesamt liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit beider Vergleichsgruppen aufgeschlüsselt nach Branchen auf einem unterschiedlichen Niveau. Eine ungewöhnlich ausgeprägte Diskrepanz zeigt sich jedoch bei Betrieben der Land- und Forstwirtschaft. Während hier lediglich 25
Prozent der Löwen-Investments bis dato überleben, geht der gesamte Wirtschaftszweig deutlich andere Wege. Beinahe 88 Prozent aller Neugründungen der Land- und Forstwirtschaft konnten im Vergleichszeittraum bestehen.
Schlechter als der Durchschnitt? So schneiden die Löwen-Start-ups im Vergleich ab
Auch im Vergleich mit allen in Deutschland registrierten Neugründungen seit 2018 schneiden die Start-ups der VOX-Show eher weniger gut ab. Hier liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit der noch aktiven Unternehmen bei 2,57 Prozent (im Vergleich zu 2,24 Prozent bei den bundesweit Neugründungen), sodass das Risiko einer Insolvenz bei den TV-Teilnehmern im Durchschnitt deutlich höher ist. Das Ergebnis: Über 25 Prozent der Löwen-Investments sind nicht mehr am Markt, bedingt zu gleichen Teilen durch Insolvenz oder Auflösung. Im Vergleich dazu sind bei den seit 2018 neugegründeten Unternehmen lediglich 14,9 Prozent nicht mehr aktiv – hierbei geschah die Geschäftsaufgabe bei weniger als einem Viertel der Jungunternehmen aufgrund einer Insolvenz. Woran könnte das liegen?
Bei „Die Höhle der Löwen“ nehmen Gründer teil, die überzeugt davon sind, mit ihren bahnbrechenden Innovationen den Markt zu revolutionieren. Historisch haben solche Unternehmungen oftmals ein erhöhtes Risiko zu scheitern, sie werden dann vom Markt nicht schnell genug angenommen – ein Stressszenario für jede Finanzierung. Beim Blick auf alle deutschen Neugründungen wird jedoch schnell klar, dass ein Großteil der Unternehmen auf solide und bereits erprobte Geschäftsmodelle mit niedrigerem Risiko setzt, in der Regel langfristig plant und mit entsprechendem Kapital ausgestattet sind. Im Gegensatz dazu steht im Fokus der Gründershow die heiß begehrte Finanzspritze durch Investoren, natürlich im Ausgleich für Gesellschaftsanteile. Eine naheliegende Begründung für das höhere Ausfallrisiko und schnellere Verschwinden vom Markt kann also sein, dass skalierende und fremdfinanzierte Start-ups eher eine „fail fast“ Mentalität an den Tag legen und für eine längere Marktdurchsetzung unzureichend mit Eigenkapital hinterlegt sind.
Weiterhin sind die überdurchschnittlich häufigen Geschäftsführungswechsel bei einem Großteil der Start-ups der VOX-Show auffällig – bei 50 ehemaligen Teilnehmern sogar fünf oder mehr Wechsel innerhalb kürzester Zeit. Veränderungen in der Geschäftsführung kommen zwar vor, sehr häufige Umstellungen der Führungsetage sind jedoch meist ein Indikator, dass eine Unternehmung die wirtschaftlich gesteckten Ziele nicht erreicht.
Es gibt sogar einen statistisch begründeten Zusammenhang zwischen häufigen Wechseln in der Unternehmensleitung und Insolvenzen. Historisch betrachtet, gerieten in den vergangenen Jahren Neugründungen mit Geschäftsführerwechsel innerhalb der ersten 24 Monaten bis zu 26 Mal häufiger in eine Insolvenz als jene ohne frühzeitigen Führungswechsel. Natürlich können Änderungen in der Führungsetage auch das Gegenteil bedeuten. Man denke nur an Ankerkraut, die ihr Business 2022 gewinnbringend an Nestlé verkauft haben, oder Presize.ai, die in der Show ein Investment erhielten und mittlerweile zum Meta-Konzern gehören. Könnten also die Löwen einen Einfluss auf das Gelingen der Start-ups haben?
Augen auf bei der Investorenwahl: Der Fall Social Chain AG und Insolvenz in Eigenverwaltung
Sicherlich hat die Wahl des Löwen Einfluss auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens. Auch hier hat Creditsafe genauer hingesehen. Ungeschlagener Spitzenreiter ist mit 142 erfolgreichen Investitionen und insgesamt über 21 Mio. Euro der gelernte Einzelhandelskaufmann Ralf Dümmel. Ähnlich erfolgshungrig ist sein Unternehmer-Kollege Carsten Maschmeyer. In der Show versprach er summa summarum 80 Gründenden die Zusammenarbeit, realisiert wurden jedoch gerade mal 50 Deals. Der gebürtige Südtiroler Georg Kofler konnte insgesamt 42 Showteilnehmer in die Social Chain AG eingliedern, bei der der Multimillionär selbst als Geschäftsführer agiert. Das Social-Media-Unternehmen hat Ende Juli 2023 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Für die AG und die dazugehörigen ehemaligen Kandidaten bedeutet das, dass sie ihre Geschäfte unter Aufsicht eines Sachverwalters vorerst fortführen können. Denn bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung in vollem Umfang verfügungsberechtigt und muss die Kontrolle über das Unternehmen nicht – wie bei einer Regelinsolvenz sonst üblich – an einen Insolvenzverwalter abgeben. Diese Form der Insolvenz ist ausdrücklich auf eine Sanierung und nicht auf eine Liquidierung des Unternehmens aus.
Was heißt das für die Teilnehmer von Staffel 15? Nach dem Investment beginnt die Bewährungsprobe
Ein Deal bei „Die Höhle der Löwen“ ist für viele Jungunternehmer der erste Schritt zum erfolgreichen Business. Der eigentliche Marathon beginnt aber erst nach der Show. Sofern eine Zusammenarbeit zustande kommt, müssen sich die Gründer mit ihren Ideen am Markt behaupten. Die kurzzeitige Aufmerksamkeit durch den Fernsehauftritt ist schnell verflogen, sodass die Firmen danach mit stimmigen Marketingkonzepten und ihrem eigentlichen Produkt überzeugen müssen. Dass das für viele Start-ups ein Problem darstellt, zeigt unter anderem der beträchtliche Anteil der Auflösungen und Insolvenzen und die hohe Ausfallwahrscheinlichkeit bei den verbliebenen Unternehmen: Etwa jedes dritte Start-up besitzt eine Insolvenzwahrscheinlichkeit von über drei Prozent. Ob die Ideen langfristiges Potenzial haben, zeigt sich eben erst in den Jahren nach dem Löwen-Investment. Und damit: Viel Erfolg allen Gründern der 15. Staffel!
*Disclaimer: Die Analyse von Creditsafe konnte nicht alle Teilnehmer berücksichtigen, insbesondere solche mit Sitz im Ausland oder ohne eindeutig verifizierbare Firmierung. Daher beziehen sich die hier präsentierten Werte ausschließlich auf die von Creditsafe untersuchten Start-ups.