Wer nur bilanziert, verliert

Was ein gutes Jahresabschlussgespräch ausmacht

Zum Jahresende atmen viele Unternehmer kurz durch – Projekte sind abgeschlossen, Zahlen liegen am Tisch und der Blick geht auf die Bilanz. Doch gerade jetzt entscheidet sich, ob der Jahresabschluss reine Formsache bleibt oder zu einem echten Wendepunkt wird. Hinter den Zahlen stecken Geschichten, Entwicklungen und Weichenstellungen für das kommende Jahr. Wer sie versteht, kann bewusst steuern, statt nur reagieren. Edin Salihodzic, Gründer der Steuerkanzlei Team23, appelliert an Unternehmer, diesen Moment aktiv zu nutzen und nicht einfach abzuhaken. Denn ein Jahresabschlussgespräch, das diesen Namen verdient, zeigt nicht nur, wo ein Unternehmen steht, sondern auch, wohin es sich entwickeln kann. „Der Jahresabschluss ist kein Rückspiegel, er ist die Landkarte für das, was kommt“, sagt Salihodzic.

© Andreas_Bierwirth
Edin Salihodzic, Gründer der Steuerkanzlei Team23
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Der Jahresabschluss ist weit mehr als ein formaler Schlusspunkt – er zeigt, wie tragfähig die eigene Strategie war und welche Schlüsse sich daraus für das kommende Jahr ziehen lassen. Der eigentliche Mehrwert entsteht jedoch erst im Gespräch mit dem Steuerberater. Viele Unternehmer erleben diesen Termin noch immer als Pflicht, bei der Zahlen präsentiert und Abgaben erklärt werden. Dabei kann gerade dieser Austausch den entscheidenden Unterschied machen: Wenn Zahlen richtig interpretiert werden, entstehen daraus Erkenntnisse, Strategien und neue Spielräume. „In einem guten Gespräch sehen wir nicht nur, was war, sondern auch, was möglich ist“, so Edin Salihodzic von Team23. Ein Gespräch, das hier über die reine Analyse hinausgeht, schafft Klarheit und Orientierung – und macht aus einer administrativen Pflicht eine strategische Chance.

Woran Unternehmer ein gutes Jahresabschlussgespräch erkennen

Ein professionelles Gespräch lebt vom Austausch und nicht vom Vorlesen von Tabellen. Der Steuerberater sollte erklären, was die Zahlen bedeuten, warum bestimmte Ergebnisse zustande gekommen sind und welche Spielräume bestehen. Gute Beratung stellt nicht nur dar, was war, sondern warum und vor allem, was daraus folgt. Salihodzic sieht die Aufgabe des Steuerberaters darin, Zusammenhänge zu zeigen und Entscheidungen vorzubereiten. Der Mandant soll verstehen, was steuerlich passiert ist und was das für seine nächsten Schritte bedeutet. Ebenso wichtig ist, dass der Steuerberater aktiv Fragen stellt – etwa zu Zielen, Herausforderungen oder aktuellen Projekten. Nur so lassen sich steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten und unternehmerische Planung miteinander verbinden. Ein Jahresabschlussgespräch, das über die Vergangenheit hinausblickt, wird zum echten Zukunftswerkzeug: Es schafft Klarheit, Orientierung und Verlässlichkeit in einer wirtschaftlich oft volatilen Zeit.

Wenn Beratung zur Zahlenverwaltung wird

Fehlt im Gespräch die Verständlichkeit oder bleibt es beim bloßen Zahlenvorlesen, verschenken Unternehmer wertvolles Potenzial. Besonders kritisch ist, wenn kein Raum für Rückfragen oder eigene Einschätzungen bleibt. Ein Jahresabschlussgespräch sollte immer ein Austausch auf Augenhöhe sein – kein Vortrag, sondern ein Dialog, der beide Seiten fordert. Erst wenn Unternehmer ihre Perspektive einbringen können und der Steuerberater aktiv nachfragt, entsteht ein echtes Verständnis für die wirtschaftliche Situation. So wird Beratung greifbar und aus Zahlen werden Entscheidungen. „Ein guter Steuerberater hört zu und nimmt auch die Perspektive des Unternehmers ernst. Nur so kann man gestalten“, erklärt Salihodzic. Neben der Haltung zählt auch die Herangehensweise: Eine Beratung, die sich in Fachbegriffen verliert oder bloß Zahlen abliest, verfehlt ihr Ziel. Entscheidend ist, dass Ergebnisse verständlich und umsetzbar vermittelt werden – mit klarem Blick darauf, was die nächsten Schritte sind. Ebenso überholt ist für Salihodzic die minutengenaue Abrechnung solcher Gespräche. Im Mittelpunkt steht nicht die Dauer, sondern der Effekt: dass Unternehmer nach dem Gespräch wissen, wo sie stehen, welche Möglichkeiten sie haben und was sie konkret tun können.

Was Unternehmer aktiv einbringen sollten

Damit das Gespräch sein volles Potenzial entfaltet, lohnt sich auch Vorbereitung auf der Seite des Unternehmens. Wer mit eigenen Fragen und Themen in das Gespräch geht, holt mehr heraus – etwa zu Investitionen, Rücklagen, Mitarbeiterboni oder Liquidität. Gerade im Herbst lassen sich viele Maßnahmen noch im laufenden Jahr umsetzen. „Im Herbst kann man gestalten, im Frühjahr nur noch erklären“, sagt Salihodzic. Für kleine und mittlere Unternehmen ist das besonders wichtig: Oft ist das Jahresabschlussgespräch der einzige Moment, in dem gemeinsam mit der Steuerberatung ein umfassender Blick auf die Unternehmenslage erfolgt. Hier entstehen Entscheidungen, die weit über Steuern hinausgehen – über strategische Investitionen, Strukturen und Ressourcen.

Vom Rückblick zur Vorausschau

Der Jahresabschluss ist keine bloße Endabrechnung, sondern ein strategischer Wendepunkt. Er zeigt, wo ein Unternehmen steht, aber vor allem, wohin es sich entwickeln kann. Wenn Unternehmer gemeinsam mit ihrer Steuerberatung auf die Ergebnisse blicken, werden Zusammenhänge sichtbar: Welche Entscheidungen haben Wirkung gezeigt? Wo liegen Risiken oder ungenutzte Chancen? Aus dieser Reflexion entstehen konkrete Strategien – von Investitionen über Kostenstrukturen bis hin zu neuen Geschäftsfeldern. Ein gutes Jahresabschlussgespräch ist deshalb weit mehr als ein Blick in die Vergangenheit. Es eröffnet Perspektiven, macht Entwicklungen verständlich und schafft eine Basis für fundierte Entscheidungen. „Unser Ziel ist, dass Unternehmer den Jahresabschluss nicht als Pflicht sehen, sondern als Werkzeug für die Zukunft“, fasst Salihodzic zusammen. Wer sich Zeit nimmt, genau hinschaut und offen spricht, kann aus diesem Moment Klarheit gewinnen und die Richtung für das nächste Jahr bewusst bestimmen.