Axel Springer passt Verhaltenskodex an
Der Medienkonzern Axel Springer hat seinen Firmen-Verhaltenskodex zu persönlichen Beziehungen am Arbeitsplatz angepasst. „Wir müssen und wollen klarer formulieren, welches Verhalten wir gerade von Führungskräften im Falle von möglichen Interessenskonflikten am Arbeitsplatz erwarten, und unser Handeln konsequent daran messen“, heißt es in einem Schreiben von Personalvorstand Julian Deutz und Tilmann Knoll (Leiter Global People & Culture) an die Mitarbeiter.
Führungskräfte mit fachlicher beziehungsweise disziplinarischer Personalverantwortung müssen demnach Interessenkonflikte wie zum Beispiel eine Liebesbeziehung zu einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin in ihrem Zuständigkeitsbereich offenlegen.
Der Verhaltenskodex existiert bei Springer mit Hauptsitz in Berlin schon Jahre, er legt die ethischen Standards im Unternehmen fest. Er gilt für Beschäftigte weltweit. Bei dem Konzern arbeiten in mehreren Ländern rund 16 500 Mitarbeiter. Einer der Gründe für die Anpassung ist der Fall des Ex-„Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt, gegen den der Konzern im Frühjahr interne Ermittlungen angestoßen hatte und der vor rund zwei Monaten nach neueren Presserecherchen von seinen Aufgaben entbunden worden war. Im Frühjahr standen nach Springer-Angaben im Kern der Untersuchung Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz.
Im Kodex heißt es: „Enge persönliche Beziehungen zu Kollegen, Führungskräften oder Mitarbeitern können dazu führen, dass unser beruflicher Umgang mit diesen Personen bzw. deren Arbeit von privaten Interessen beeinflusst wird.“ Damit sind zum Beispiel Liebesbeziehungen und sexuelle Beziehungen gemeint. Ebenso geht es um verwandtschaftliche Verhältnisse.
Die Mitarbeiter können laut Kodex gegenüber dem Vorgesetzten oder der zuständigen Personal- beziehungsweise Compliance-Abteilung die Beziehung offenlegen. Dazu könne eine interne oder externe Vertrauensstelle hinzugezogen werden. In dem Schreiben an die Mitarbeiter wurde auch betont: „Beziehungen am Arbeitsplatz müssen nicht pauschal offengelegt werden und sind natürlich nicht verboten. Das ginge an jeder Lebensrealität vorbei.“ Transparent gemacht werden müssen demnach ausschließlich Beziehungen zwischen einer Führungskraft und einem ihr fachlich oder disziplinarisch unterstellten Mitarbeiter.
In einer Absichtserklärung von Konzern und Konzernbetriebsrat, die der dpa auch vorlag, heißt es, man habe sich zusammengesetzt, um sowohl für den deutschen als auch den internationalen Markt deutliche Zeichen zu setzen. „Ziel ist, dass Machtmissbrauch bei Axel Springer erst gar nicht auftreten kann.“ Die Neuauflage des Verhaltenskodex‘ sei ein Anfang. Es soll auch eine Richtlinie zu Interessenkonflikten und Machtmissbrauch für die Bereiche Holding & Services und News Media National geben. Zu letzterem zählen auch die journalistischen Marken Bild und Welt. Zudem sollen mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Geplant sind ebenso Coaching und Qualifizierung von Managern und Führungskräften zur weiteren Modernisierung von Führung.
Die Konzernbetriebsratsvorsitzende Linda Paczkowski-Diering wurde zu der im Intranet veröffentlichten Absichtserklärung so zitiert: Die Anpassungen des Verhaltenskodex‘ seien ein guter Schritt. „Wir denken aber, es braucht mehr, um den kulturellen Wandel weiter voranzutreiben. Dabei legen wir besonderen Wert auf Diversität, Inklusion und gezielte Frauenförderung.“