ROG: Prozess zu Journalisten-Mord richtungsweisend
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) hat vor Beginn des Prozesses im Mordfall Jan Kuciak in der Slowakei Gerechtigkeit für den Investigativjournalisten gefordert. Der Gerichtsprozess „wird zeigen, ob in einem demokratischen EU-Land die Pressefreiheit über der Selbstjustiz mächtiger Geschäftsmänner steht“, so ROG-Österreich-Präsidentin Rubina Möhring in einer Aussendung.
Das Verfahren gegen die mutmaßlichen Täter und Hintermänner des Mordes sei „einer der bedeutendsten Gerichtsprozesse der Slowakei“, erklärte Möhring. Der Ausgang des Verfahrens könne richtungsweisend in anderen Mordfällen an Journalisten wie dem von Daphne Caruana Galizas in Malta sein. Die Enthüllungsjournalistin war ebenfalls 2017 ermordet worden. Sie hatte über Korruption und Geldwäsche berichtet und auch maltesische Regierungsvertreter in diesem Zusammenhang bezichtigt. Kuciak hatte vor seiner Ermordung zu Verbindungen zwischen der Mafia und höchsten politischen Kreisen in der Slowakei recherchiert.
„Kuciaks Veröffentlichungen hatten einen unbezahlbaren Wert für die slowakische Bevölkerung. Dass einzelne mächtige Wirtschaftsleute und Politiker sich über das Gesetz und die Justiz stellen wollen, ist beschämend,“ kritisierte Möhring. Die Slowakei galt bis zu dem Mord an dem Journalisten und dessen Verlobten am 21. Februar 2018 für Reporter ohne Grenzen „als vorbildliche Demokratie“. Im Pressefreiheits-Ranking rutschte das östliche Nachbarland seit 2017 von Platz 17 auf zuletzt Platz 35 von 180 Ländern.